Entbürokratisierung und elektronische Patientenakte sollen Ärzte entlasten

Während der Präsident der Bundesärztekammer weniger Bürokratie fordert, verspricht der Gesundheitsminister Entlastung durch Gesetze und die E-Patientenakte.

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Gesundheitsminister Karl Lauterbach

Gesundheitsminister Karl Lauterbach kündigt 15 neue Gesetze an.

(Bild: Christian Glawe-Griebel/helliwood.com)

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Während der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) Klaus Reinhardt auf dem 128. Ärztetag vor einem akuten Personalmangel im Gesundheitswesen und überbordender Bürokratie warnte, versprach Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit 15 neuen Gesetzen Abhilfe zu schaffen – unter anderem mit dem Medizinforschungsgesetz und dem Entbürokratisierungsgesetz. "In Zeiten gravierender Personalnot darf es nicht sein, dass die wertvolle Arbeitszeit in unnötig und nervtötende Bürokratie versenkt wird", so Reinhardts deutliche Worte. Leider sei beim vom Gesundheitsminister auch durch Digitalisierung regelmäßig versprochenen Bürokratieabbau in dieser Legislaturperiode noch nicht viel passiert. "Gehen Sie bitte alle eingegangenen Vorschläge akribisch durch und lassen Sie jede Dokumentationspflicht und jede administrative Prozedur auf Ihre Sinnhaftigkeit prüfen und streichen Sie alles das, was nicht unbedingt erforderlich ist", forderte Reinhardt.

"Wir stehen, wie oft erklärt, vor einer doppelten demografischen Herausforderung. Nicht nur die Bevölkerung insgesamt wird älter, sondern auch die Menschen, die unsere Gesundheitssysteme tragen, die Ärztinnen und Ärzte und auch alle anderen Gesundheitsfachberufe", warnt Reinhardt. Schon jetzt sei "fast jeder vierte berufstätige Arzt 60 Jahre oder älter. Zugleich steigt der Versorgungsbedarf, aber eben nicht die dafür notwendige Zahl von Arztstunden". Insgesamt seien die Herausforderungen einer älter werdenden Bevölkerung so komplex, "dass sie nicht nur von einem Ministerium bewältigt werden". Daher forderte Reinhardt einen Gesundheitsgipfel. "Nehmen Sie unsere Forderung nach einem Gesundheitsgipfel mit in das Kanzleramt und insistieren Sie", wandte er sich an Lauterbach.

Gegenüber Reinhardt gestand Lauterbach ein, dass Ärzte enorme bürokratische Aufwände zu bewältigen haben. "Deutschland ist in der Digitalisierung leider noch immer ein Entwicklungsland. Wir liegen seit 20 Jahren hinter unseren europäischen Nachbarländern, in Osteuropa, aber auch den skandinavischen Ländern" zurück. Daher soll die elektronische Patientenakte zum Standard werden. Es müsse dann aber auch funktionieren, "dass aus der Routine-Dokumentation in den Praxisverwaltungssystemen die elektronische Patientenakte befüllt werden kann" und zwar ohne Mehraufwand und ohne mehr Bürokratie. Die elektronische Patientenakte soll automatisch mithilfe der Praxisverwaltungssysteme befüllt werden. Daher sei Lauterbach mit den PVS-Herstellern im Austausch. Die ePA soll als Erleichterung und nicht als eine den Praxisalltag erschwerende, zusätzliche Belastung empfunden werden.

Die Informationen sollen auch aus den Krankenhausinformationssystemen zeitnah in die ePA gelangen. "Schließlich müssen wir diese Daten so zusammenführen, einschließlich der Daten, die wir erheben im Rahmen von klinischen Studien, Organregistern, Genomdaten, dass wir diese Daten mit den Verfahren der künstlichen Intelligenz so auswerten können", sagte Lauterbach. Deutschland soll als Studienstandort wieder Anschluss finden können und Weltspitze werden. Zentral bei dem Vorhaben ist das beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte angesiedelte Forschungsdatenzentrum Gesundheit. Es sei nicht richtig, dass Deutschland zwar viele Daten sammle, aber nur wenig der klinischen Forschung zur Verfügung stelle. "Daher müssen wir die künstliche Intelligenz trainierbar, anwendbar machen und auch in den Alltag überführen". Dazu hatte Lauterbach erst kürzlich angekündigt, KI in jedes Gesetz integrieren zu wollen.

(mack)