Anschluss unter gleicher Nummer?

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Sochaux (Frankreich), 5. September 2013 – Zuletzt war es um den Peugeot 308 etwas still geworden. Dem 2007 vorgestellten Auto fehlten gegen moderne Konkurrenten ein paar Highlights. So musste es oft ein günstiger Preis richten: Aktuell werden im Internet 308-Neuwagen zum Teil für unter 11.000 Euro angeboten. Mit dem Modellwechsel soll nun alles besser werden. Wir konnten uns auf einer kleinen Ausfahrt schon einen ersten Eindruck verschaffen.

Entschlacktes Design

Bereits von außen zeigt sich der neue 308 völlig umgekrempelt: Vorbei ist das überdrehte Design mit riesigen Kühlermäulern und knubbeliger Optik. Stattdessen ist eine angenehme Zurückhaltung im Design eingezogen. Wenige geschickt gesetzte Falze verleihen dem Karosseriekörper Spannung und sorgen für Akzente. Insgesamt hat diese Form nach einhelliger Meinung der Redaktion bessere Chancen breiten Anklang zu finden als die des Vorgängers.

Der neue 308 nutzt die noch recht neue EMP2-Plattform, auf der etwa auch der Citroën C4 Picasso basiert. EMP2 ist gewissermaßen die Antwort auf den modularen Querbaukasten von VW und kann diverse Karosserievarianten auf 308-Basis ermöglichen. Fest eingeplant ist aber vorerst nur der SW genannte Kombi, der wohl im Frühjahr 2014 vorgestellt wird. Eine Erweiterung des Angebots dürfte auch von der künftigen Finanzlage des PSA-Konzerns abhängen.

Viel Platz, wenig Zuladung

Die neue Plattform macht das Auto deutlich leichter: Peugeot verspricht gegenüber dem Vorgänger bis zu 140 Kilogramm weniger Gewicht. Leider spart man auch an der Zuladung, denn mehr als knapp 400 Kilogramm darf keine Version zuladen – vier schwere Herren dürfen so kaum noch Gepäck mitnehmen. Der Kofferraum gehört mit 420 Litern zu den größten seiner Klasse. Klappt man die Rücksitze um, passen bis zu 1228 Liter rein. Schade nur, dass der Peugeot keinen verstellbaren Ladeboden anbietet. So muss das Gepäck über eine hohe innere Ladekante gewuchtet werden und beim Umlegen der Lehnen bleibt eine Stufe übrig.

Im Fond 308 ist die Kopffreiheit gut, für die Beine bleibt ausreichend Platz übrig, wenngleich gerade bei langen Kerls die Lage auch nicht üppig ist. Ganz und gar nicht üppig ist das schmale Heckfenster. Gemeinsam mit der breiten C-Säule hört man es förmlich "Einparkhilfe" schreien. Insgesamt ist der neue 308 etwas kürzer und niedriger als sein Vorgänger geworden, mit 4,25 Meter ist er fast genauso lang wie ein Golf.

Das kleine Lenkrad und die hoch postierten Instrumente kennt man schon vom 208, neu ist der 9,7-Zoll-Touchscreen in der Mitte. Er bündelt alle wichtigen Funktionen wie Klimatisierung, Radio und Navigation. Darunter befinden sich nur der Lautstärkeregler und der (optionale) CD-Schlitz sowie fünf selten benutzte Knöpfe. Das sieht edel aus, zumal sich Peugeot um hochwertige Materialien bemüht hat. So weht ein leichter Hauch von Bang & Olufsen- beziehungsweise Braun-Design durch das Cockpit. Was auch auffällt, ist die gegenüber dem Vorgänger deutlich bessere Verarbeitung des Innenraums – hier hat Peugeot einen ähnlich großen Schritt wie beim 508 hinbekommen.

Blendschutz nötig

Die Reaktionszeit des Bildschirms auf eine Berührung ist schnell, etwas gewöhnungsbedürftig ist die verschachtelte Menüführung des Navigationssystems mit einer lispelnden Damenstimme. Gut gefallen mir die großen Tasten der Klimaregelung, die durch den Bildschirm angenehm hoch angeordnet ist. Bei starker Sonneneinstrahlung erkennt man allerdings nicht mehr viel, hier sollte Peugeot bei der Optik Fünfe gerade sein lassen und einen Blendschutz nachrüsten. Und die Zuverlässigkeit auf lange Sicht? 4,83 Millionen Berührungen hat der Touchscreen in der Erprobung ausgehalten, versichert Peugeot. Falls Sie also zum 308-Fahrer werden sollten, müssten Sie zehn Jahre lang jeden Tag über 1300-mal drauftippen. Übrigens: Wer mit Touchscreens gar nichts anfangen kann, dem bleibt der Griff zum Basis-308 mit konventionellem Radio und extra Knöpfen für die Klimaanlage.

Nicht ganz rund

Die Einstellung des kleine Lenkrades im Autoscooter-Stil klappt problemloser als gedacht, sowohl bei mir (1,88 Meter) als auch meinem Co-Piloten (1,78 Meter) schmiegt sich das nicht komplett runde Volant exakt unter die Instrumente. Dort leistet sich Peugeot noch einen kleinen Spleen, denn die Nadel des Drehzahlmessers arbeitet gegenläufig. Ob die Gesamtanordnung tatsächlich Vorteile bringt, muss jeder für sich selbst entscheiden, rein subjektiv wird mein Blick weniger von der Straße abgelenkt. Dafür sorgt schon eher der versteckt hinter dem Lenkrad angeordnete Hebel für den Tempomat. Fünf Tasten und ein Drehrad muss der Fahrer im Blindflug erkunden.

Zum Marktstart am 21. September 2013 kann der 308-Käufer aus fünf Motoren wählen: Drei Benziner mit 82, 125 und 155 PS sowie zwei Diesel mit 92 PS und 115 PS stehen bereit. Für Sparfüchse und Automatikfreunde könnte es sich aber lohnen, noch bis zum Frühjahr 2014 zu warten. Dann wird die Motorenpalette umgekrempelt: Ein 1,2-Liter-Dreizylinderbenziner mit Turbo namens e-THP kommt neu ins Programm und leistet 110 respektive 130 PS. Diese Motoren erfüllen dann auch die Euro-6-Norm, ebenso die Selbstzünder mit 120 oder 150 PS. Für die jeweils stärksten Maschinen steht gegen Aufpreis eine Sechsgang-Automatik von Aisin bereit. Endlich wird also das unsägliche automatisierte Schaltgetriebe (EGS6) eingemottet. Für einen echten Paukenschlag soll der kleinere 1,6er-Diesel mit 120 PS sorgen: 3,1 Liter und 82 Gramm sind zwar nur NEFZ-Werte, aber dennoch eine Kampfansage an den Golf BlueMotion.

Angenehmer Benziner

Bei allen Motoren fällt auf, wie viel Mühe sich Peugeot bei der Geräuschdämmung gegeben hat. Selbst bei 130 km/h bleibt es im 308 auffallend leise, Windgeräusche eingeschlossen. Wer kein Vielfahrer ist, sollte einen der Turbobenziner wählen. Auch bei ihnen steht das maximale Drehmoment bereits ab 1400/min bereit, ist aber über ein breiteres Band nutzbar. Unsere Empfehlung ist der 1.6 THP mit 125 PS. Er liefert zwar 40 Nm weniger als der 1,6er mit 155 PS. Das macht sich aber nur bemerkbar, wenn man extrem schaltfaul durch die Stadt rollt und aus 1000/min wieder in die Puschen kommen will. Apropos Schalten: Beim Griff zum Knüppel stören etwas die langen Wege, immerhin rasten die Gänge exakt ein.

Gelungene Abstimmung

Passend zum Autoscooter-Lenkrad wieselt der Wagen flink ums Eck, trotz elektrischer Servolenkung gefällt das präzise Ansprechverhalten, zumal der Fahrzeugschwerpunkt leicht gesenkt wurde. Lob verdient sich auch das Fahrwerk: Waren früher französische Autos eher weich gefedert, so hat Peugeot beim 308 einen guten Kompromiss gefunden. Über kurze Wellen rollt der Wagen zwar straff und durchaus hörbar, doch die Insassen bleiben vom miesen Fahrbahnzustand verschont. Peugeot verzichtet auf verschiedene Fahrwerksabstimmungen oder eine adaptive Regelung. Im Bereich der Assistenzsysteme hat der 308 noch etwas Nachholbedarf gegenüber dem Golf. Angeboten werden ein Abstandsregelradar, ein Frontkollisionswarner und eine automatische Gefahrenbremsung. Diese bremst aber nicht bis zum Stillstand, sondern soll den Fahrer aufwecken und Unfallfolgen mildern. Auch im Angebot: Ein Totwinkelwarner und ab Frühjahr 2014 ein Einpark-Assistent.

Der günstigste 308 kostet 16.450 Euro. Wichtige Dinge wie Radio, Klimaanlage und Tempomat sind serienmäßig dabei, allerdings kann der Kunde in der Basisausstattung Access kaum Extras ordern. Ein vergleichbar ausgestatteter Golf mit fünf Türen kostet über 2000 Euro mehr. Trotzdem empfehlen wir die mittlere Version Active, die dann unter anderem den Touchscreen mitbringt. Zusammen mit dem empfehlenswerten 125-PS-Benziner kostet der Franzose 20.850 Euro – ein faires Angebot. Für 1850 Euro mehr gibt es die teuerste Ausstattungslinie Allure, bei der dann auch 17-Zoll-Alus, Einparkhilfe, Navigationssystem und LED-Scheinwerfer Serie sind.