Fahrbericht: Abarth 595 Competizione

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Verona (I), 9. August 2016 – Der Abarth 595 Competizione bekommt mit der Modellpflege – erkennbar an dreidimensional wirkenden Rückleuchten und Scheinwerfern mit LED-Tagfahrlicht – endlich eine mechanische Differenzialsperre. Grund für eine Probefahrt mit der kräftigsten der drei Abarth-Versionen des Fiat 500.

Im Top-Modell bietet der 1,4-Liter-Turbo-Motor nach der Überarbeitungnun immerhin 180 PS und 250 Nm. Damit kommt er dem vom Cup-Rennwagen abgeleiteten, abgespeckten Spitzenmodell 695 Biposto wenigstens leistungsmäßig schon ziemlich nah. Im ansonsten aber immer noch um Welten kompromissloseren Biposto leistet der Motor 190 PS, das Drehmoment bleibt unverändert. Etwas zahmer sind die Modelle 595 mit 145 und der 595 Turismo mit 165 PS. Um die Modellfülle noch weiter aufzublasen, bietet Abarth auch noch die Wahl zwischen „geschlossen” und einem Stoffdach („Cabrio”).

Dass die 250 Nm erst ab 3000/min anliegen, ist beim Beschleunigen bemerkbar. Ist diese Schwächephase (alles ist relativ) erst einmal überwunden, dann hat der Vierzylinder mit dem 1165 Kilogramm schweren Kleinwagen (zum Vergleich: der Biposto schafft es auf dem Papier unter eine Tonne) keine Probleme: Der Standardsprint dauert 6,7 Sekunden, bis 225 km/h ist der 595 schnell.

Kein Vergleich zum Bremseingriff

Die echte Neuigkeit ist das mechanische Sperrdifferenzial an der Vorderachse, damit lässt sich der 595 Competizione erstmals unter kräftigem Zug durch Kurven steuern. Kein Vergleich zum bisher erhältlichen Bremseingriff, der von Abarth so verschämt wie verkehrt als „elektronische Differenzialsperre” bezeichnet wurde. Dazu passt die präzise Lenkung, die, durchaus sportlich abgestimmt, etwas Krafteinsatz erfordert. Besser so, denn zu leichtgängig wäre nicht im Sinne einer Ergonomie für engagiertes Fahren gewesen. Weniger exakt ist die Fünfgang-Handschaltung.

Die Abstimmung ist gelungen. Selbst für zurückhaltende Fahrer stellt das Differenzial eine vertrauensbildende Maßnahme dar. Ganz frei von Antriebs-Einflüssen kann es den 595 Competizione natürlich nicht machen. Beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven zerren die Vorderräder an der Lenkung, was am Leder-Volant spürbar wird. Das leichte Untersteuern bei ganz schnellen Richtungswechseln ist ebenfalls keine Überraschung.

Das Sperrdifferenzial gibt es nur im Paket mit den Sportsitzen und das kostet 2890 Euro Aufpreis. Durchaus sinnvoll, denn „mit” kommt man so schnell um die Ecken, dass man den zusätzlichen Seitenhalt wirklich braucht. Ob einem die Sitzposition zu hoch ist, sollte man ausprobieren.

Gut fürs Fahrverhalten sind die adaptiven Dämpfer, die beim 595er Topmodell im Gegensatz zu den anderen beiden Varianten an allen vier Radaufhängungen montiert sind und die Dämpfungshärte den Bewegungen des Fahrzeugs anpassen können. Die Vier-Kolben-Bremsen zeigen auch nach wiederholten harten Einsätzen nur wenig Ermüdung.

Pflicht zur Sportabgasanlage

Die geblähten Backen, der auffällige Diffusor und die ganzen Spoiler-Anbauteile passen zum Klappenauspuff, dessen satter Klang aus vier Endrohren dem martialischen Auftritt akustische Substanz verleiht. Für den, der so etwas nicht mag, gibt es keine Alternative – sie ist Serie beim „Competizione”.

Zur Differenzialsperre bringt die Modellpflege ein Sieben-Zoll-Display und ein Infotainment-System, bei dem Apple- und Android-Smartphones eingebunden werden können. Der Abarth 595 Competizione kostet mindestens 24.790 Euro. Ein Ford Fiesta 1.6 EcoBoost 200 ST mit 200 PS ist für 24.640 Euro zu haben.