Fahrbericht Dacia Duster TCe 150

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Nicht nur in seinem robusten Auftritt ist der Duster so unverwechselbar wie beim Preis ab 11.790 Euro mit dem 100 PS leistenden Basismotor und Frontantrieb: Anders als alle Angebote in seiner Preislage bietet er viel Platz, echte Schlechtwegetauglichkeit und - für reichlich Aufpreis - einen Allradantrieb, der ihn zu einem respektablen, wenn auch nicht vollwertigen Geländefahrzeug macht.

Mit Direkteinspritzung und Partikelfilter

Wir fuhren den Duster mit dem seit rund einem Jahr erhältlichen 1,3-Liter-Ottomotor mit Direkteinspritzung, wie er unter anderem auch in der Mercedes B-Klasse eingesetzt wird. Der turbogeladene Direkteinspritzer arbeitet mit 250 bar Einspritzdruck und variablen Steuerzeiten auf Ein- wie Auslassseite. Im Dacia leistet er 130 oder 150 PS (96 bzw 110 kW) und bietet 240 bzw 250 Nm Drehmoment ab 1700/min. Der TCe 150 GPF ist nur im Sondermodell Duster „Adventure“ ab 18.900 Euro mit Front-, für 20.800 mit Allradantrieb erhältlich.

Das Raumangebot im Duster ist auch dank des 2,67 Meter langen Radstandes sehr gut. Vorn wie hinten finden auch Erwachsene mit mehr als 1,80 Metern ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Jedoch könnten die Sitzflächen etwas länger sein und über mehr Seitenhalt würde sich auch ohne sportlichen Anspruch niemand beklagen. Die zweite Reihe sollte man besser nur mit zwei Personen besetzen, denn der Sitzkomfort ist auch so schon nicht überragend. Das Ladevolumen liegt zwischen guten 445 und 1478 Litern bei umgelegter Rückbank. Dass im Laderaum hier und da ein bisschen Verkleidung fehlt, dürfte kaum stören.

In den gehobenen Ausstattungen „Prestige“ und „Adventure“ bekommt man für zusätzliche 500 Euro kombinierte Kunst/Echtledersitzbezüge. Man braucht sie aber nicht, denn die Stoffbezüge sind solide. Überhaupt sind Material- und Qualitätseindruck angemessen, die Kunststoffoberflächen keine Zumutung mehr.

Ein Reserverad ist erhältlich

Die lediglich einstufige Sitzheizung kostet – außer im „Adventure“ 150 Euro und wärmt recht vorsichtig. Eine Klimaautomatik kostet 200 Euro, eine manuelle Klimaanlage ist Serie. Im Topmodell ist das alles und darüber hinaus auch Einparkhilfe, Kamera vorn und hinten, DAB-Radio und Navigationssystem Serie. Das Modell „Adventure“ ist für 18.900 Euro fast komplett ausgestattet, abgesehen von den Optionen Teillederausstattung und Metalliclack sowie einem Reserverad. Normalerweise wird der Duster in Deutschland mit einem Pannenset ausgeliefert.

Praktisch ist die im „Adventure“ ebenfalls serienmäßige Handsfree-Keykarte, die den Schlüssel bedeutungslos macht. Besonders angenehm, dass diese Karte tatsächlich in der Tasche bleiben kann und man nicht einmal einen Knopf am Fahrzeug drücken muss, um den Duster zu öffnen oder zu schließen. Kommt man in die Nähe des 4,34 Meter langen SUV, öffnet es sich selbsttätig. Entfernt man sich ein paar Schritte, schließt es automatisch ab. Bei den anderen Duster-Modellen kostet diese Option 200 Euro.

Fast ohne moderne Assistenzoptionen

Leider gibt es jedoch keine Möglichkeit, zum LED-Tagfahrlicht auch Scheinwerfer mit dieser modernen Lichttechnik zu ordern. Immerhin werden die höchstens durchschnittlich leistungsfähigen Halogenscheinwerfer für Fern- und Abblendlicht von Nebelscheinwerfern unterstützt. Vorbei sind längst die Zeiten, in denen Dacia die gesetzlich geforderten Sicherheitssysteme, aber keinerlei Assistenz einbaute. Der Duster bietet auch heute nicht viel – aber immerhin einen Tempomaten mit Limiter, Bergan- und Bergabfahrhilfe und gegen Zuzahlung auch Kameras vorne und hinten sowie einen Totwinkelwarner. Der rein physische Ausblick nach rechts hinten ist – wie bei modernen Autos leider grundsätzlich üblich – eine Zumutung.

Fabelhafter Verbrauch

Die Bedienung ist meist einfach, aber nicht immer sicher. So ist der unbeleuchtete Bediensatellit für Radio und Soundsystem im Dunkeln über dem rechten Knie verborgen. Auch die Taster am Lenkrad und der Knopf der elektrischen Spiegelverstellung sind bei Nacht nicht zu sehen. Der Schalter für die Sitzheizung an der Außenseite hingegen benötigt gar keine Beleuchtung, weil man ihn auch mit nicht sehen könnte. Alles Dinge, an die sich ein regelmäßiger Benutzer gewöhnt und die nur einem Gelegenheitsfahrer auffallen. Schön ist aber, dass es trotz Bildschirmbedienung noch für einen Ein/Aus- und Lautstärkeknopf gereicht hat. Eine Sprachsteuerung kennt das Bediensystem aber leider nicht.

Überzeugend motorisiert mit fabelhaftem Verbrauch

Ausgewogen wie Design und Ausstattung zeigen sich die Antriebe des rund 1,3 Tonnen wiegenden Duster. Bereits die Versionen mit 100, 115 und 130 PS überraschen mit Durchzugslust und Drehfreude, sie sind passend abgestimmt mit eher kurz übersetzten, leichtgängig bedienbaren Fünf- und Sechsgang-Getrieben. Auch der Diesel mit 110 PS ist harmonisch motorisiert (Test).

Im Topmodell Duster „Adventure“ TCe 150 schlägt sich der 110 kW / 150 PS starke, turbogeladene Vierzylinder überzeugend. Durch das maximale Drehmoment von 250 Nm bereits ab 1700/min bietet er eine angenehme Elastizität. Aus dem Stand beschleunigt der Fronttriebler in 9,7 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 202 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Normverbrauch von 6,0 Litern ist allerdings so fabelhaft wie alle Katalogangaben zum Verbrauch. In der Realität sind es eher rund acht Liter. Renault hat, wie üblich den Wert im WLTP ermittelt und auf NEFZ-Standard zurückgerechnet, um die Vergleichbarkeit mit den nach dem bisherigen Prüfverfahren zu wahren.

Wer flott oder gar schnell auf Autobahn oder Landstraße unterwegs ist, hört Fahrtwind, Reifen und Motor auf einem Niveau wie es vor rund 20 Jahren üblich war. Bei der Geräuschdämmung spürt man, dass der Duster im besonderen Blick auf Kosten und für Märkte konstruiert wurde, wo man langsamer und auf schlechteren Straßen als in Deutschland fährt.

Uneben? Unaufgeregt.

Das Fahrverhalten des Duster TCe 150 ist unaufgeregt und besonders auf unebener Fahrbahn komfortabel. Etwas mehr Rückmeldung hätten wir uns von der sehr leichtgängigen Servolenkung gewünscht. Während vorne eine McPherson-Aufhängung verbaut ist, arbeitet hinten eine Verbundlenkerachse, beim Allradmodell ist es eine Mehrlenkeraufhängung. Eine beachtliche Bodenfreiheit von fast 20 und 21 Zentimetern im Allradmodell und eine gute Fahrwerksbeweglichkeit helfen, auch abseits befestigter Straßen gut voranzukommen. Mit dem optionalen Allradantrieb bewältigt man auch ohne Geländeübersetzung schwierigere Passagen als es die allermeisten asphaltverwöhnten Deutschen dem Duster zutrauen würden. Das ist der Vorteil des vor allem für Märkte mit schlechten Straßen entwickelten Fahrwerks. Ein Nachteil ist der durch die größere Bodenfreiheit erhöhte Verbrauch.

Ein Auto für sehr bestimmte Zielgruppen

Je intensiver man sich mit dem Dacia Duster beschäftigt , desto mehr kommt man zu dem Schluss, dass es abgesehen vom Preis-Leistungs-Verhältnis auch ein Auto für sehr bestimmte Zielgruppen ist. Abspringen werden wohl zunächst jene, die als erstes die EuroNCAP-Sterne zählen – es sind drei. Ganz sicher eignet sich der Duster für pragmatische Anwender mit erweiterten Anforderungen an Schlechtwegetauglichkeit. Der Duster macht nicht wie alle anderen SUVs seiner Klasse lediglich ein äußerliches Versprechen auf Durchsetzungsfähigkeit. Darin macht ihm gerade heute kein Wettbewerber mehr etwas vor. Schon gar nicht zu diesem Preis: Ein vergleichbarer Seat Ateca 1.5 TSI ACT 110 kW (150 PS) und 6-Gang-Schaltung kostet bereits 25.585, mit der Einstiegsmotorisierung 1.0 TSI 85 kW (115 PS) (Test) sind es auch schon mindestens 22.490 Euro.