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Fahrbericht: Kia K7 Hybrid

Fahrberichte Marcel Sommer
Kia K7

Wird in Südkorea nach einem K7 gefragt, dürfte die Antwort wohl oft Kia K7 lauten. Unter dieser Bezeichnung wird dort eine Limousine der gehobenen Mittelklasse angeboten. Eine kurze Ausfahrt zeigt seine Qualitäten

Es gibt Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, die lassen nicht sofort erahnen, um was es sich dabei eigentlich handelt. K7 ist solch eine Kombination. Alpinisten werden sofort den 6934 Meter hohen Berg in Pakistan vor ihrem geistigen Auge haben, Marinesoldaten aus Eckernförde ihre Lieblingsdiscothek und Freizeitpiloten ein Segelflugzeug. Wird jedoch in Südkorea nach einem K7 gefragt, dürfte die Antwort wohl oft Kia K7 lauten. Unter dieser Bezeichnung wird dort eine Limousine der gehobenen Mittelklasse angeboten. Eine kurze Ausfahrt zeigt seine Qualitäten.

Klare Handschrift

Optisch ähnelt der K7 dem Optima – die Handschrift des Designers Peter Schreyer ist nicht zu übersehen. Das Design wirkt etwas beliebig, aber durchaus elegant, was natürlich auch immer ein wenig im Auge des Betrachters liegt. Auch im Innenraum hat Kia zu einer ruhigen Formensprache gefunden, die weniger schnell altert als allzu modische Versuche. Fast alles ist sinnvoll angeordnet und einfach zu bedienen, was gerade in dieser Klasse keineswegs selbstverständlich ist. Die unglaublich detailreiche Darstellung auf dem acht Zoll großen Bildschirm wird ergänzt durch ein Radarfallen-Warnsystem, das sogar die aktuelle Durchschnittsgeschwindigkeit innerhalb einer Sektionskontrolle anzeigt. So kann jeder für sich selbst entscheiden, ob und wie lang er ein wenig schneller oder langsamer fahren darf, um am Ende die erlaubte Durchschnittsgeschwindigkeit nicht zu überschreiten.

Der K7 kann aber noch mit einer weiteren Tugend glänzen: Er bietet sehr viel Platz. Im Vergleich mit ihm wirkt ein BMW 5er geradezu eng. Dabei ist er mit 4,97 m nur ein paar Zentimeter länger als der Bayer. Es ist ein Zugeständnis an die asiatischen Vorlieben, denn dort gilt ein Auto mit viel Platz – insbesondere in der zweiten Reihe – als besonders nobel. Sollte der Vordermann dennoch einmal zu sehr mit seinem Vordersitz nach hinten gefahren sein, reicht ein Knopfdruck im Fond und der Sitz fährt wieder weiter nach vorn. Die Sitze selbst mögen auf den ersten Blick etwas knapp dimensioniert wirken, machen aber auch nach einer längeren Tour einen bequemen Eindruck.

Hybridantrieb

Für unsere Ausfahrt stand ein K7 mit Hybridantrieb bereit. Bei dem sind ein Benziner mit 159 PS und ein E-Motor mit 38 kW kombiniert. Als Zwischenspeicher dient eine Batterie mit einer Kapazität von 1,76 kWh, die über Rekuperation aufgeladen wird. Der Spritverbrauch betrug während unserer Ausfahrt 6,2 Liter. E-Motor und Batterie sind nicht dafür gedacht, längere Strecken rein elektrisch zurückzulegen. Vielmehr soll der E-Motor dem etwas durchzugsschwachen Benziner unter die Arme greifen. Das gelingt erstaunlich harmonisch, wobei der ganze Wagen nicht dazu verleitet, ihn flotter als nötig anzutreiben. In Korea wäre ein solches Ansinnen ohnehin schnell vorbei, denn einerseits wird das Tempolimit von maximal 100 km/h gut überwacht, andererseits ist der Verkehr gerade um die Großstädte herum recht dicht.

Die eigentliche Stärke des Kia K7 liegt jedoch in seinem Fahrkomfort. In einem Land, in dem das Tempo schon durch die Verkehrsdichte deutlich geringer erscheint als in Deutschland, ist diese Ausrichtung nur folgerichtig. Die 1,7 Tonnen schwere Limousine schafft es ausgesprochen gut nahezu jede Bodenunebenheit unbemerkt zu überfahren. Die Lenkung ist indirekt, aber spielend leicht zu bedienen und sowohl Gas als auch Bremse lassen sich gut dosieren. Wird das Sportprogramm aktiviert, wirkt die Gasannahme spontaner. Die Geräuschkulisse ist, wie sollte es bei hauptsächlich zweistelligen Geschwindigkeiten auch anders sein, äußerst ruhig.

Europa bleibt fern

Der Kia K7 könnte eine interessante Alternative zum deutschen Dreiklang, bestehend aus Mercedes E-Klasse, BMW 5er und Audi A6 sein – wenn Kia den Wagen denn exportieren würde. Danach sieht es momentan nicht aus, auch wenn der Wagen wohl durchaus seine Chancen hätte. Doch die Koreaner tun sich nach wie vor schwer, teure Autos in Westeuropa zu etablieren. Anders als die US-Amerikaner sind die Käufer hier treuer, was es Firmen ohne „Nobel-Image“ schwer macht, Autos oberhalb eines gewissen Listenpreises massenhaft abzusetzen. Mit den Qualitäten der Fahrzeuge hat das wenig bis nichts zu tun.


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