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Fahrbericht: Kia Proceed GT

Kias erster Shooting Brake ist ein Kompakt-Auto. Die Mischung zwischen Coupé und Kombi soll vor allem designorientierte und sportliche Kunden ansprechen. Ob die Kunden ausgerechnet im Kompaktsegment mehr Geld für weniger Nutzwert ausgeben wollen, wird sich zeigen. Das Auto ist jedenfalls gelungen

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Kia Proceed GT 18 Bilder

(Bild: Kia)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jürgen Wolff

Kia bringt den ersten Shooting Brake im Kompaktsegment auf den Markt. Die Mischung zwischen Coupé und Kombi soll vor allem designorientierte und sportliche Kunden ansprechen.

Autos nach diesem Rezept war bis in die 1960er- und 1970er-Jahren häufiger anzutreffen – meist in der automobilen britischen Oberklasse. Man fuhr mit dem Shooting Brake zum Tennisclub oder zur Golfrange, ihrerzeit noch mondänen Sportarten. Dann geriet diese Karosserieform lange in Vergessenheit. Eine Renaissance erlebte der Shooting Brake erst nach der Jahrtausendwende mit Alfa Romeo Brera, Ferrari FF oder dem Mercedes CLS Shooting Brake, um nur einige Beispiele zu nennen. Das waren alles sehr teure Autos. Der Kia Proceed GT dagegen ist der erste Shooting Brake in der preissensiblen Kompaktklasse.

Geduckt gestreckt

In einer deutlich längeren und niedrigeren Karosserie als in der Ceed-Familie sonst üblich ermöglicht Kia 594 Liter Kofferraumvolumen, das sich dank der dreigeteilten Rückbank auf bis zu 1545 Liter erweitern lässt. Damit zieht er fast mit der Kombiversion des Ceed gleich, die auf 625 Liter Stauraum kommt. Zudem lässt er viele, deutlich längere Kombis weit hinter sich.

Dabei sieht der Proceed GT mit seinen 4605 mm Länge durchaus sportlich aus. Mit 1422 mm Höhe ist der in Deutschland entworfene und in der Slowakei gebaute Shooting Brake laut Kia das niedrigste Modell im C-Segment – das schafft zusammen mit der Dachlinie und der stark geneigten Heckscheibe Dynamik. Das Heck mit dem roten Leuchtband zwischen den LED-Rückleuchten erinnert entfernt an den Porsche Panamera – einige auch an den Renault Talisman. Je Seite ein Endrohr plus ein Einsatz in Heckdiffusor-Optik setzen Akzente. Die technische Plattform für den Proceed liefert Hyundai mit dem i30.

Die Pedale schimmern in gebürstetem Aluminium, die Sitze verbinden erstklassigen Seitenhalt mit Komfort. Für Fahrer mit langen Beinen, die den Sitz weit nach hinten schieben, lässt sich das in Tiefe und Neigung verstellbare Lenkrad nicht weit genug heranziehen. Vorne ist reichlich Platz, hinten ebenfalls – nur die Kopffreiheit ist nicht gerade luxuriös – ein Nachteil der stark abfallenden Dachform. Zudem fällt die Heckscheibe ziemlich klein aus, was die Sicht nach hinten arg einschränkt.

Gut motorisiert

Angetrieben wird die GT-Version des Proceed von einem Vierzylinder-Ottomotor mit 1591 cm3 Hubraum. Er leistet 204 PS und kommt bestens mit dem rund 1,5 Tonnen schweren Shooting Brake klar. Eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h für die Automatik-Version oder 230 km/h für die manuell geschaltete Ausführung reichen völlig aus. Das gleiche gilt für das Beschleunigungsvermögen von 0 auf 100 km/h in 7,5 bzw. 7,6 Sekunden. Den durchschnittlichen Verbrauch gibt Kia mit 6,2 Liter auf 100 Kilometern an – bei forcierterer Gangart kann es auf der Straße aber auch problemlos zweistellig werden. Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6d-Temp und benötigt einen Partikelfilter.

Wer will, der kann mit dem Proceed komfortabel entspannt oder im Sport-Modus flott und zügig unterwegs sein. Die Lenkung ist direkt und präzise, gibt gute Rückmeldung von der Straße, das Fahrwerk auch für lange Strecken gut geeignet.

Den Proceed GT bietet Kia mit Sechsgang-Schaltgetriebe ab 31.190 Euro an, die Siebengang-Automatik kostet 2000 Euro Aufpreis. Kia bietet die üblichen Assistenzsysteme an, beispielsweise Spurhalte- und Stauassistent, Müdigkeitswarner und Verkehrszeichenerkennung. Serienausstattung sind LED-Scheinwerfer, ein Bediensystem mit 7-Zoll-Touchscreen, Smartphone-Integration, Smart-Key, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Rückfahrkamera, Klimaautomatik und Dämmerungssensor. Erhältlich sind unter anderem eine 8-Zoll-Kartennavigation mit dem Multimediadienst Kia Connected Services, ein JBL-Premium-Soundsystem, eine induktive Smartphone-Ladestation sowie eine elektrisch beheizbare Windschutzscheibe. Ab 27.690 Euro ist der Proceed als GT Line erhältlich, wahlweise mit einem turbogeladenen 1,4-Liter-Benziner mit 140 PS oder einem 1,6-Liter-Diesel mit 136 PS. (imp)