Im Test: Skoda Fabia Combi 1.2 TSI

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München, 26. Juli 2016 – Der Fabia war schon in seiner ersten Auflage das ziemlich exakte Gegenteil von flippig. Ein gradliniger Typ eben, Schnickschnack war seine Sache nie. Mit der Ausstattungslinie „Monte Carlo“ versucht Skoda, die bodenständige Machart etwas aufzulockern, was wie die Kombination ein Paar bunter Schuhe zu einem dunkelgrauen Zweireiher samt dunkelgrauem Schlips wirkt. Das hat der Fabia Combi nicht verdient, hat er doch mit seiner nüchternen Aufmachung zahlreiche Käufer überzeugt.

Gute Raumnutzung

An den grundsätzlichen Qualitäten ändert die Ausstattung nichts. Wie die größeren Kombi-Modelle Octavia und Superb gehört auch der Fabia zu den Autos, die eine sehr gute Raumnutzung bieten. Mit 4,26 m ist er fast auf den Millimeter so lang wie der aktuelle VW Golf. Der bietet 380 Liter Kofferraum, der Fabia Kombi 530, wenn kein Reserverrad mitbestellt wird. Doch selbst mit diesem Pneu gibt Skoda 505 Liter an und übertrifft damit selbst einen aktuellen Opel Astra Sports Tourer. Ganz klar, aus seinen begrenzten Möglichkeiten macht der Fabia Combi eine ganze Menge. Den Astra übertrifft der Skoda auch in anderer Hinsicht. Der variable Ladeboden, den es für den Opel-Kombi derzeit nicht gibt, kostet im Fabia zwar stets 140 Euro extra, ist aber mit einem Handgriff zu bedienen. Dazu lässt sich die Auslegware gut reinigen.

Ebenso klar ist allerdings auch, dass Skoda nicht zaubern kann. Denn beim Platz für die Passagiere wird schnell deutlich, dass der Fabia ein Kleinwagen ist, wenn auch ein vergleichsweise großer. Langbeinige Fahrer wünschen sich einen weiteren Verstellbereich nach hinten. Da in der hintersten Position der Vordersitze im Fond ohnehin keiner sitzen kann, könnte Skoda die letzten paar Zentimeter auch noch freigeben. Noch konsequenter würde eine verschiebbare Rücksitzbank das Problem entschärfen – schade eigentlich, dass die allgemein so selten angeboten wird.

Die optische Gestaltung des Armaturenbretts ist frei von optischen Spielereien. Nahezu alle Funktionen erschließen sich zügig, der Rest innerhalb kürzester Zeit. Das ganze Auto wirkt so angenehm durchdacht. Das Kombiinstrument informiert auf einen Blick, was sich beispielsweise Ford bei Gelegenheit mal ansehen könnte. Der Tempomat bleibt an einmaligem Einschalten stets empfangsbereit und muss nicht bei jeder Fahrt erst wieder aktiviert werden.

Hysterisch bei Feuchtigkeit

Nicht funktioniert hat der Regensensor: Selbst auf die unsensibelste Stufe eingestellt wischt der Fabia geradezu hysterisch bereits bei aufkommender Luftfeuchtigkeit und hört damit auch dann nicht auf, wenn die Wischblätter bereits erbarmungswürdig um Hilfe quietschen. Wir glauben dabei nicht mehr an einen Defekt im Einzelfall, seit bereits andere aktuelle Skoda-Testwagen ein ähnliches Gebaren an den Tag legten.

Der Bordcomputer hat drei Zähler: Ab Start, ab Tanken, Langzeitmessung. Wer auch immer sich das bei Volkswagen ausgedacht hat, viel besser geht es eigentlich nicht. Die Verarbeitung ist insgesamt gut, Sparmaßnahmen erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Dazu gehören beispielsweise die Armlehnen in den Türen, die vorn gepolstert, hinten dagegen aus dem vermutlich härtesten Kunststoff gefertigt sind, den Volkswagen im Innenraum seiner Pkws derzeit einbaut.

Teures Werksnavi

Nicht ganz so begeistert waren wir von der Infotainmentabteilung. Skoda hatte sich beim Start der dritten Fabia-Generation entschlossen, kein Navi ab Werk mehr anzubieten. Nach Protesten wurde eilig das kleine Navigationssystem Amundsen ins Programm geholt, mit dem auch der Testwagen ausgestattet war. In der Monte-Carlo-Ausstattung verlangt Skoda dafür 880 Euro. Positiv sind uns der brauchbare Klang und die auch in diesem Bereich sehr einfache Bedienung aufgefallen. Allerdings gibt es flinkere Systeme und Verkehrsmeldungen via TMC wirken nicht nur veraltet, sondern sind es oft genug auch. Wir raten dazu, sich das Geld für das Werks-Navi zu sparen.

Festes Glasdach

Sparen ist auch ein schönes Stichwort zum Thema Glasdach. Es ist in der Ausstattung Monte Carlo serienmäßig und kostet sonst, je nach Farbe der Dachreling, zwischen 790 und 890 Euro – wie im Falle des Navis würde auch dieses Geld in der Redaktion keiner ausgeben. Ähnlich wie im Peugeot 508 ist die Glasfäche zwar schön groß und erhellt den Innenraum enorm. Doch ohne Öffnungsfunktion ertappt man sich häufig bei dem Gedanken, wie schöne es doch wäre, wenn das Dach nicht immer geschlossen bliebe. Endgültig schießt Skoda den Vogel mit der Sonnenblende ab. Die lässt viel Licht hindurch. Da sie zweiteilig ist, muss man sich außerdem ganz schön verrenken, um den hinteren Teil von den Vordersitzen aus zu schließen.

Der kleine 90-PS-Vierzylinder befindet sich in seiner letzten Runde, weitere Updates wird es nicht geben. Er wird mittelfristig durch jenen Dreizylinder ersetzt, der seit kurzem im überarbeiteten VW Up eingebaut wird. Skoda bekommt Neuerungen dieser Art innerhalb des Konzerns als letztes, was nicht immer von Nachteil sein muss. Oft sind die gröbsten Macken beseitigt, bevor Skoda zum Zug kommt.

Nach diversen Kinderkrankheiten scheint es die kleine 1,2-Liter-Maschine inzwischen zu einiger Reife gebracht zu haben. Zumindest gibt es vom einstigen Sorgenkind in Foren mittlerweile kaum noch etwas zum Thema mangelnde Zuverlässigkeit zu lesen. Skoda verspricht 160 Nm zwischen 1400 und 3500/min. Der Testwagen kam erst ab 1500/min etwas in Schwung, um dann ab 2000/min nochmals zuzulegen. Spätestens ab 5500/min ließ der Elan nach, was sich auch im Leistungsdiagramm spiegelt. Die maximale Leistung liegt zwischen 4400 und 5400/min an.

Braver Alltagsmotor

Natürlich eignet sich eine solche Motorisierung kaum dazu, ein Rennen über Passstraßen zu gewinnen. Doch die Behauptung, für mehr als zum Mitschwimmen würden 90 PS nicht mehr reichen, ist Unsinn. Wer den Fabia mit Drehzahlen zwischen 2000 und 5000/min bewegt, kommt bei Bedarf flott voran. Insgesamt ein braver Alltagsmotor eben, der insgesamt längst nicht so lebensfroh wirkt wie der Dreizylinder im Opel Corsa.

Angenehm leise

Das liegt freilich auch daran, dass der TSI-Motor im kleinsten Kombi von Skoda für diese Fahrzeugklasse recht leise bleibt. Das ist auch deshalb so bemerkenswert, weil der 90-PS-Benziner im Gegensatz zur Ausführung mit 110 PS mit fünf statt sechs Gängen auskommen muss. Allerdings ist die Achse mit 3,625 im schwächeren Modell auch etwas länger übersetzt als Modell mit 110 PS (3,933). Schade eigentlich, dass Skoda die Variante mit 90 PS nicht in Verbindung mit einem Doppelkupplungsgetriebe anbietet.

Skoda verspricht Verbrauchswerte auf dem Prüfstand von 4,6 Liter im Schnitt. Im Betrieb auf vollen Landstraßen ohne Überholmöglichkeit kamen wir auf minimal 4,8 Liter, im Alltag war es rund ein Liter mehr. Wer es drauf anlegt, wird sicher mehr als sieben Liter durchschleusen können, im Testzeitraum ergab sich die Möglichkeit einfach nicht. Mit Werten rund um sechs Liter ist man jedoch schon recht flott dabei.

Fahrwerk und Lenkung haben nichts montecarlohaftes an sich, trotz der Ausstattungslinie mit den sportlich angehauchten Integralsitzen. Gemessen am Gewohnten im Segment bietet es einen routiniert umgesetzten, ausgewogenen Kompromiss. Alles andere wäre ja auch eine Überraschung gewesen bei seiner Geradlinigkeit. Der kleine Kombi federt ausreichend komfortabel, bietet genügend Gefühl für seinen fahrdynamischen Zustand und beginnt erst spät zu untersteuern. Die Lenkung ist direkt übersetzt, aber elektrolenkungstypisch gefühlsarm.

Seinen Preis wert

Vom immerhin 1450 Euro teuren Versuch, ihn mit der Monte-Carlo-Ausstattung „cool“ zu schminken, raten wir ab. Denn abgesehen vom festen Panoramaglasdach ohne Öffnungsmöglichkeit steckt kaum nützlicher Mehrwert in diesem Paket. Der Fabia bekommt rundum ein paar Spoiler, Felgen, Kühlergrill und Außenspiegel sind schwarz. Dazu gibt es ein paar Sportsitze mit festen Kopfstützen und eine folierte Leiste, die mit ihrem Versuch scheitert, an Karbon zu erinnern.

Recht einfach ist auch die Empfehlung einer geeigneten Ausstattungslinie, von denen es vier gibt. In Ambiente ist alles Wesentliche enthalten Was noch fehlt, bringen teilweise auch die teuren Versionen nicht mit bzw. lässt es sich für kleines Geld dazuordern. Der Kombi mit 90-PS-Motor kostet damit 16.590 Euro, was angesichts des Gebotenen fair erscheint.

Der Hersteller hat das Auto kostenfrei zur Verfügung gestellt und die Überführungskosten bezahlt. Der Autor ist für den Kraftstoff aufgekommen.