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Wie fährt sich der Panda mit Allrad und Dieselmotor?

Unterwegs mit dem Fiat Panda 4x4

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Fiat Panda 4x4: Die Legende sagt, es gebe den Allradler nur, weil Ex-Fiat-Chef Luca die Montezemolo damit zu seinen Weinbergen fahren konnte.

Der Fiat Panda 4x4 hat eine lange Tradition: Seit fast 20 Jahren bieten die Italiener den Kleinstwagen auch mit Allradantrieb an. Wir konnten die neuste Generation in Italien schon ausprobieren

Balocco (Italien), 19. Oktober 2012 – Der Fiat Panda 4x4 hat eine lange Tradition: Seit fast 20 Jahren bieten die Italiener den Kleinstwagen auch mit Allradantrieb an. Große Stückzahlen konnte man damit zumindest in Deutschland zwar nicht absetzen, doch offenbar waren es zumindest so viele, dass sich Fiat entschlossen hat, auch die neuste Generation wieder mit Allrad anzubieten. Wir konnten ihn in Italien schon ausprobieren.

Kräftiger, lauter Diesel

Die dritte Generation des Panda [1] ist seit März 2012 auf dem Markt, Ende Oktober 2012 kommt der Allradler dazu. Die zwei angebotenen Motoren sind aus dem vom Fronttriebler bekannt: der Zweizylinder-Turbobenziner mit 85 PS und der 1,3-Liter-Diesel mit 75 PS. Für unsere Ausfahrt stand uns der Diesel zur Verfügung, der mit einer Fünfgang-Schaltung kombiniert wird. Der Vierzylinder fällt zunächst durch eine recht hohe Lautstärke auf. Mit bis zu 190 Nm bietet der Selbstzünder aber genug Drehmoment, um sogar noch an extrem steilen Steigungen anzufahren. Dabei hilft der besonders kurz übersetzte erste Gang - er ist sogar kürzer als der Rückwärtsgang. Unterhalb von 50 km/h hilft auch ein elektronisches Sperrdifferenzial beim Anfahren. Es kann per Knopfdruck aktiviert werden. Steht ein Rad etwa auf losem Schotter und droht durchzudrehen, bremst die Elektronik dieses ab und die Kraft gelangt an die übrigen Räder.

Elektronisch geregelte Kupplung

Natürlich ist auch der Allradantrieb in solchen Situationen von Vorteil. Er basiert auf einer elektronisch geregelten Mehrscheibenkupplung, die das Drehmoment bei Bedarf auch an die Hinterachse leitet. Das Bauteil kann laut Fiat bis zu 900 Nm übertragen, und das in nur 0,1 Sekunden. Dass der Panda durchaus zu mehr als nur für eine Fahrt über eine feuchte Wiese taugt, zeigen die großen Böschungswinkel und die um fünf auf 16 cm erweiterte Bodenfreiheit. Verzögert wird rundum mit Scheibenbremsen, während der Fronttriebler hinten Trommeln hat.

Kein Sportler

Die Fahrleistungen des Panda 4x4 1.3 Multijet sind eher zurückhaltend. Mehr als 159 km/h sind nicht drin, und für den Standardsprint braucht man 14,5 Sekunden. Untermotorisiert ist man dennoch nicht – zumindest auf der Landstraße. Und wer hauptsächlich Autobahn fährt, ist mit dem Allrad-Panda ohnehin an der falschen Adresse. Den Spritverbrauch des serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik ausgerüsteten Panda 4x4 gibt Fiat mit 4,7 Liter je 100 Kilometer an. Der Mehrverbrauch durch den Allradantrieb liegt bei einem halben Liter. Dieser Wert zeigt, dass der kleine Dieselmotor nicht mehr zeitgemäß ist. Ein VW Golf TDI BlueMotion Technology 4Motion, deutlich größer und mit 105 PS auch kräftiger, liegt im NEFZ etwas günstiger als der Panda.

Ein Sportler will und kann der Panda 4x4 nicht sein. Bei flotter Kurvenfahrt neigt er sich stark zu Seite und sorgt so für etwas wackliges Fahrgefühl. Für ein ungutes Kurvengefühl sorgen auch die hohe Sitzposition - schon Mittelgroße gucken auf den oberen Bereich der Frontscheibe - und die Sitze: Ihre Beinauflagefläche ist kurz und der Rücken findet wenig Seitenhalt.

Grüner Anstrich

Die Innenraumgestaltung fällt eher unter die Kategorie pflegeleicht, was ganz gut zum Försterimage passt. Weich unterfütterte Kunststoffe und Softtouch-Oberflächen verkneift sich der Panda, und das ist auch gut so, denn in dieser Klasse ist dafür kein Budget vorhanden. Die Allrad-Version ist innen Olivgrün gehalten, was sicher nicht jedem gefallen wird. Auch der angedeutete Klavierlack am Armaturenbrett passt dazu irgendwie nicht so recht.

Der Sitzkomfort im Fond ist gut. Sowohl vor den Beinen als auch über dem Kopf bleibt ausreichend Raum. Serienmäßig hat der Panda 4x4 eine durchgehende Sitzbank für zwei Personen – es handelt sich also um einen Viersitzer. Gegen Aufpreis wird daraus eine fünfsitzige Version mit geteilt klappbarer Bank. Die sollte man auch bestellen, denn die Serien-Sitzbank muss zum Umklappen auf beiden Seiten gleichzeitig entriegelt werden, was doch ziemlich unpraktisch ist. Wenn das Kunststück gelungen ist, kommt das blanke Metall auf der Rückseite der Sitzlehne zum Vorschein. Eben wird der Laderaum nur, wenn man eine so genannte Cargo Box ordert. Der Kofferraum fasst 225 bis 870 Liter.

Hoher Allrad-Zuschlag

Den Panda 4x4 mit dem 75-PS-Diesel erhält man für 17.290 Euro. Der Aufpreis gegenüber dem gleich ausgestatteten und motorisierten Panda Trekking mit Frontantrieb beträgt 2000 Euro. Die Ausstattung umfasst unter anderem eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrische Fensterheber vorne – hinten wird im Panda stets gekurbelt –, ein CD-Radio und eine Klimaanlage. Seitenairbags vorne und ein City-Notbremssystem gibt es gegen Aufpreis.


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