Bananentechnik

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Von
  • Ralph Hülsenbusch

Inzwischen ist in der breiten Öffentlichkeit angekommen, wie es in der IT allzu oft läuft. Es bedurfte Toll Collect oder Hartz IV, um einmal vielen zu zeigen, was dabei herauskommt, wenn permanent mit der heißen Nadel gestrickt wird. Es entstehen beachtliche Folgeschäden, für die letztlich alle aufkommen müssen. Selbst wenn Wiedergutmachungen in Milliardenhöhe fließen sollten, fehlen Erträge im Steuersäckel.

Dahinter steckt nicht nur ein Problem mit Großprojekten. Es war leider schon immer in der Branche keine Seltenheit, Soft- und Hardware beim Kunden reifen zu lassen. (Nur in großen Rechenzentren ticken die Uhren anders, nicht zuletzt durch lange Zertifizierungphasen großer Anwendungsanbieter wie Oracle, SAP und andere.)

Aber dort, wo neue Techniken entstehen, gelten ein Minimum an Mannjahren und geringe Time-to-Market-Fristen als oberste Gebote. Der Auftraggeber (oder das Produktmarketing) kann diese beiden Faktoren beinahe beliebig niedrig ansetzen - trotzdem gilt „Wir machen das schon“.

Das führt gelegentlich zu erstaunlichen Entwicklungen. So steht sich Intel heute mit seinen frühzeitig vorgestellten 64-Bit-Techniken selbst auf dem Fuß und blockiert bis dato den Verkauf des Pentium 4 mit 64-Bit-Erweiterungen - den dürfen nur OEMs einbauen -, obwohl Boards und Komponenten fast überall erhältlich sind.

Der einst so gefeierte Itanium verliert daraufhin einen seiner wichtigsten Protagonisten: Hewlett-Packard stellt schlicht die Entwicklung ein und zieht einen Schlussstrich unter seine Itanium-Workstations. Da durften Kunden als Early Adopters erste Betastadien ausbaden und bleiben nun auf ihren Investitionen sitzen.

Die Mutter aller PCs, IBM, befreit sich von der defizitären PC-Produktion. Denn mit der ist, weil alles billig sein muss, schon seit längerem nichts mehr zu verdienen. Auch weil nichts so alt ist wie der PC, den man gerade aus dem Laden trägt. „Schuld“ daran sind unter anderem neue Techniken wie DDR2-RAM, serielles PCI, ATA und SCSI. Bei genauerem Hinsehen ist zwar alles neu, aber bringt mangels Zubehör noch wenig.

Es täte der IT-Industrie gut, sich selbst gelegentlich eine Pause zum Luftholen zu gönnen. Und dies den Kunden auch zu vermitteln. Dann wäre wieder Zeit für längere Erprobungen, und Produkte müssten nicht beim Kunden reifen. (rh)