Berliner Perspektiven

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Von
  • André von Raison

20. Dezember 2008: Die Verwaltung des Deutschen Bundestages gab heute bekannt, man habe die Umstellung der IT-Infrastruktur auf eine Exchange-2007-Umgebung noch vor Weihnachten erfolgreich abschließen können. Damit habe man den Beschluss des Ältestenrates vom 15. Februar 2008 umgesetzt, den gut 5000 Benutzern eine Umgebung aus einem Guss zu bieten. Mit Einsatz von Microsoft Exchange als Collaboration-Suite habe nicht nur die gut 10-jährige interne Debatte über eine zentrale Adress- und Terminverwaltung ein gutes Ende genommen, auch sei das Hin und Her bezüglich der Plattform vorüber.

Februar 2008: Der Parallelbetrieb von zwei Betriebssystemplattformen und Verzeichnisdiensten wird spätestens mittelfristig zu teuer. Da die Windows-Clients hervorragend mit dem Exchange-Server zusammenarbeiten, beschließt der Ältestenrat, die komplette Infrastruktur auf Microsoft-Server umzustellen.

Oktober 2007: Wegen der inzwischen immensen Nachfrage nach den Groupware-Funktionen und der damit verbundenen zunehmenden Verlagerung von Mail-Konten auf den Exchange Server reicht die Ausstattung der ehemaligen Pilotierungsumgebung nicht mehr aus, die Kommission des Ältestenrates für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken (IuK-Kommission) empfiehlt eine Aufstockung.

Juli 2007: Die Pilotierung ist erfolgreich abgeschlossen und der Exchange-Server wird produktiv geschaltet. Die ersten 20 Groupware-Nutzer müssen wegen Outlook-IMAP-Hakeleien auch mit ihren E-Mail-Konten auf den Exchange-Server umziehen.

Mai 2007: Erste Tests eines Betriebs von Exchange 2007 für die Groupware-Funktionen parallel zur vorhandenen Linux-Infrastruktur. Die Synchronisation zwischen Active Directory und OpenLDAP erfolgt skriptgesteuert.

April 2007: Der Linux-Verband kritisiert scharf die Vergabepraxis der Bundestagsverwaltung. Die Prüfung, ob die beschränkte Ausschreibung rechtmäßig ist, kommt zu spät, da das Pilotprojekt schon fast beendet ist.

März 2007: Für die Exchange-Administration wird Personal eingestellt.

Januar 2007: Bei der Ausschreibung erhält die Firma NTeam den Zuschlag: Projektvolumen circa 100 000 Euro.

Dezember 2006: Der Linux-Verband erfährt durch Insider von den Exchange-Aktivitäten im Bundestag.

November 2006: In einer beschränkten Ausschreibung gemäß § 3 Nr. 3 VOL/A werden sechs Firmen gebeten, ein Angebot für ein Exchange-Pilotprojekt abzugeben.

Oktober 2006: Die IuK-Kommission möchte nach mehreren gescheiterten Versuchen keine weiteren Experimente und empfiehlt den Einsatz von Microsoft Exchange.

September 2006: Microsoft stellt kostenlos eine Exchange-Server-Testumgebung bereit.

November 2005: Immer mehr Anwender fragen Groupware-Funktionen nach, um mit einer zentralen Adress- und Terminverwaltung die weit verbreitete Zettelwirtschaft abschaffen zu können.

September 2005: Offizieller Abschluss der Linux-Migration. „Durch die Umstellung entsprechen wir immerhin als erstes Land Europas den selbst gesetzten Zielen einer Nutzung von offenen Standards. Ich gehe davon aus, dass die Innovationsfreude Deutschlands in diesem Bereich bald Nachahmer finden wird“, sagt Susanne Kastner, Vorsitzende der IuK-Kommission.

März 2002: Der Ältestenrat des Bundestages folgt der Empfehlung der IuK-Kommision und beschließt die Umstellung der Server-Infrastruktur von Windows NT auf Linux.

Februar 2002: Die IuK-Kommission entscheidet: Die rund 150 Server der Bundestagsverwaltung sollen zukünftig unter Linux, die etwa 5000 Arbeitsplatzrechner unter XP laufen.

Natürlich verfügt iX über keine Glaskugel, und die heute in der Zukunft liegenden Daten und Ereignisse sind Fiktion. Aber die bis Mai 2007 haben sich so zugetragen. (ole)