Blauer Dunst

Nicht nur Brüssel verstärkt den Druck auf Raucher. Nichtrauchende Kollegen zeigen sich besorgt um die Gesundheit ihrer Nächsten, und Schulkinder rechnen ihren Eltern die anfallenden Kosten vor. Die gute Nachricht für alle Betroffenen: Das Web bietet wie üblich Hilfe in der Not.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Diane Sieger

Raucher gab es schon vor über 5000 Jahren. Die Priester der Maya inhalierten Rauch, den sie durch Pusten in die Glut von Feuern entfachten. Doch erst Christoph Columbus brachte die Tabakpflanze nach Europa, wo sie zunächst für einige Verwirrung sorgte. Der Spanier Rodrigo de Jerez landete sogar für zehn Jahre im Gefängnis, nachdem er auf der Straße gesehen wurde, als ihm Rauch aus Mund und Nase entwich - man vermutete, dass er vom Teufel besessen sei.

Wer weiter in die „Geschichte des Rauchens“ eintauchen möchte, findet Lesenswertes. So erfährt man neben Einführendem, dass Zigaretten im ersten und zweiten Weltkrieg den Soldaten als Psychopharmakon dienten. Das Rauchen entspannte, unterdrückte Müdigkeit und Hungergefühle und stellte Kontakte her. Da wundert es nicht, dass fast alle Soldaten dieser Versuchung erlagen.

Damals waren jedoch die verheerenden Folgen des Tabakkonsums noch unbekannt. Heute hingegen weiß bereits jedes Schulkind, dass Rauchen schädlich ist - und trotzdem gelingt es vielen Menschen nicht, diese Angewohnheit aufzugeben. Das Rauchen ist eine Sucht, die nur schwer loszuwerden ist. Unmöglich ist es aber nicht. Ein Blick ins Netz verrät viele mehr oder weniger Erfolg versprechende Methoden, dem Laster endlich abzuschwören.

Zur Auffrischung verblassten Schulwissens rund um die Körperfunktionen bietet das ZDF mit seinem 3D-Menschen anschauliches Material zu allen körperverwandten Themen. Auch die Lunge, das am massivsten von Schadstoffen betroffene Organ des Rauchers, wird in einem kleinen Film dargestellt, und mögliche Erkrankungen der Lunge und der gesamten Atemwege werden anschaulich erläutert. Interessierte können eine virtuelle Reise durch den menschlichen Organismus starten. Eine Übersicht über durch Rauchen verursachte Schäden, die über die Betroffenheit der Lunge hinausgehen, findet sich ebenfalls.

Sind die gesundheitlichen Aspekte noch nicht Grund genug, das Rauchen zu quittieren, hilft vielleicht der Kostenrechner. Die Schüler der Hauptschule im Bayerischen Kaufering haben einen Rechner entwickelt, der nach Eingabe der Anzahl der täglich konsumierten Zigaretten und dem Startdatum des Rauchens anzeigt, wie viel Geld man inzwischen in Glimmstängel investiert und wie viel Zeit man mit dem Saugen an der Kippe verschwendet hat. Wenn die Gesamtsumme der investierten Euros in die Zehntausende geht, sollte es so manchem Raucher mulmig werden.

Doch selbst wenn die Vernunft sagt, dass man mit dem Qualmen aufhören sollte - für viele ist es ganz und gar nicht einfach, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. Um die richtige Methode zu finden, sollte man zunächst seine persönliche Beziehung zur Zigarette gründlich überdenken. Um überhaupt den Grad der eigenen Nikotinabhängigkeit einschätzen zu können, wird zu Beginn einer Kur oder Therapie häufig der Fagerström-Test angewandt.

Wer mit dem Rauchen aufhören und vorab wissen möchte, worauf er sich da einlässt, sollte einen Blick in das Onlinetagebuch von Jürgen Steinhof werfen. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, dass er dem Glimmstängel abgeschworen hat, jedoch sind seine Erfahrungen, die er ein Jahr lang gewissenhaft aufgezeichnet hat, eine wertvolle Informationsquelle für jeden Aufgabewilligen.

Eine Reihe von Informationsmaterialien zum Download und zum Bestellen bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Dort gibt es Infobroschüren, Tischaufsteller für rauchfreie Schreibtischarbeitsplätze, ein Starterpaket für Aufhörwillige oder den witzigen Kalender für die ersten 100 Tage als Nichtraucher. Besonders Letztgenannter scheint ein motivierendes Detail auf dem Pfad zum rauchfreien Leben zu sein, lobt und ermuntert er doch täglich während der ersten Wochen und Monate der zigarettenfreien Zeit.

Geht es um Aufklärung rund um das Thema Tabakkonsum, so werden umfangreiche und informative Inhalte angeboten. Zwar ist die eigentliche Zielgruppe eher im Bereich der Teenager angesiedelt, trotzdem sind die Informationen generell ansprechend aufbereitet. Zahlreiche Prominente unterstützen diese Aktion, und als Goodies gibt es ein PC-Spiel und Bildschirmschoner zum Download. Das Webangebot von Cardiologie.de macht ebenfalls Lust auf das Aufhören. Neben Tipps zum Besiegen des inneren Schweinehunds bietet diese Site eine Übersicht darüber, wann der Körper sich wie von der Zigarette erholt.

Doch wie schafft man es denn nun, sich für immer von der Kippe zu lösen? Es gibt viele unterschiedliche Methoden und ein jeder sollte sich eine suchen, mit der er persönlich denkt, es schaffen zu können. Welche unterschiedlichen Wege es gibt, stellt beispielsweise die AOK in ihrem Gesundheitsprogramm „Ich werde Nichtraucher“ vor. Doch egal ob durch Schlusspunkt- oder Reduktionsmethode, mithilfe von Hypnose, Akupunktur oder Medikamenten, wichtig ist, dass der Wille vorhanden ist, einen Schlusspunkt zu setzen.

Manche erleichtern ihren Weg mit Ersatzpräparaten wie Kräuterzigaretten, Nikotinpflaster oder einer Sublingualtablette- auch diese Methoden sind völlig legitim, wenn sie zu einem erfolgreichen Stopp des Rauchens führen. Und selbst in der Naturheilkunde findet der Noch-Raucher Produkte, die seinen Weg ins neue Leben unterstützen - die Bachblütentherapie kennt beispielsweise eine Blütenmischung, die besonders in akuten Rückfallsituationen davon abhalten soll, zur Zigarette zu greifen.

Eine Meldung, die viele derzeitige Raucher interessieren könnte, erschien Ende Januar im Onlineangebot des Magazins Focus. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich eine bestimmte Region im Gehirn für die Nikotinsucht verantwortlich zeigt. Wurde diese „Insel“ durch einen Unfall verletzt, gelingt es sogar langjährigen Zigarettenabhängigen über Nacht, das Laster loszuwerden. Natürlich ist es keine wirkliche Alternative, sich besagte Hirnregion zerstören zu lassen, aber immerhin bietet sich hier ein weiterer Ansatz für zukunftsweisende Suchtforschung.

Nicht ganz ernst zu nehmen, aber witzig anzusehen sind die „25 Ways to Quit Smoking“ von Bill Plympton. Von „Installiere Wärme suchende Raketen auf dem Kopf“ bis hin zu „Halte einen Tabakkäfer als Haustier“ präsentiert ein Video bei YouTube diverse abstruse Methoden. (ka)