Die Gewinner

Perl als beliebteste Programmiersprache, MySQL verbreiteter als Oracle und C# noch als Nischenprodukt - die Ergebnisse der vierten iX -Leserumfrage bestätigten teils lang gehegte Erwartungen, brachten aber auch einige Überraschungen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Jürgen Seeger
Inhaltsverzeichnis

Seit 1996 führt iX im Zweijahresrhythmus eine Leserumfrage durch, mit Fragen zum Heft selbst und zum derzeitigen und geplanten Einsatz von Informationstechnik. Von den 50 Fragen in diesem Jahr betrafen nur vier die private Nutzung von Informationstechnik, der Großteil (26) befasste sich mit deren beruflichem Einsatz. Schließlich haben über 96 % unserer Leser beruflich mit IT zu tun.

Im streng wissenschaftlichen Sinne repräsentativ, das sei vorausgeschickt, ist diese Umfrage natürlich nicht. Aber dennoch erwies sie sich in den letzten Jahren als außerordentlich treffsicher, was anstehende IT-Trends angeht.

Betriebssysteme zählen immer noch zu den beliebtesten Objekten von Stammtischdebatten, wir können aber dieses Mal weder für die Redmond- noch für die Pinguin-Fraktion Argumente beisteuern. Sowohl der Linux- als auch der Windows-Anteil stagnieren nämlich, wenn auch auf hohem Niveau (74 respektive 89 %). Fünf Prozentpunkte verloren hat Solaris (jetzt 33 %), der Rest der kommerziellen Unix-Derivate ist in den einstelligen Bereich gerutscht. Über Zuwächse können sich Freunde der BSDx86-Betriebssysteme freuen: mittlerweile nutzen diese 11 % der Befragten (2000: 6 %).

Innerhalb der Linux-Derivate führt nach wie vor Suse (55 %), gefolgt von Red Hat (27 %) und einem der Outperformer in der Betriebssystemrally: Debian kommt auf 20 %, gegenüber 6 % vor zwei Jahren. Dieser Zuwachs wird nur übertroffen von PalmOS: 2000 noch in den 8 % ‘anderen’ versteckt, heuer bei rund 30 %. Das konkurrierende Windows CE steht bei 10 %.

Top 5 der Betriebssysteme: Linux und Windows stagnieren auf hohem Niveau, PalmOS entpuppt sich als Shooting Star.

Bewegungen innerhalb der Betriebssystemfamilien waren ebenfalls zu verzeichnen. Auf Windows XP umgestiegen sind bereits 33 % aller Teilnehmer der Befragung, auf Mac OS X 9 % (Gesamtanteil Mac-OS-Nutzer: 11 %). Bei all diesen Angaben ist zu berücksichtigen, dass nur eine verschwindend geringe Minderheit mit einer OS-Monokultur zu tun hat. Windows existiert neben Unix, Mac OS X parallel zu Mac OS 9 und so fort.

Betrachtet man nur die Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern, sieht die Sache etwas anders aus. Dort konnten AIX (16 %) und HP-UX (17 %) ihren Anteil halten, Solaris muss sich mit 44 statt 49 % begnügen. Der Linux-Part wuchs geringfügig von 59 auf 63 %, und nur dort ist auch IBMs zOS (OS/390) nennenswert verbreitet (16 %).

Top 5 der Betriebssysteme in Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern: Hier ist die Verteilung etwas anders, sind auch noch HP-UX (17 %), AIX (16 %) und zOS (16 %) relevant.

Für die zukünftige Entwicklung sind die Umstiegsabsichten (innerhalb von 12 Monaten) entscheidend. 66 % planen für diesen Zeitraum keinen Betriebssystemwechsel, 15 % favorisieren Linux. Die jeweils gut 10 %, die Windows 2000 oder Windows XP ankreuzten, setzen ausnahmlos bereits Redmond-Betriebssysteme ein, bei Linux kommen auch nur 1 % dazu. Alle anderen Kandidaten liegen ohnehin unter 2 %. Es wird sich also an der Lage wenig ändern.

Was die ‘Marktanteile’ der verschiedenen Webbrowser angeht, ergibt die diesjährige iX-Umfrage deutlich andere Ergebnisse als etwa die von W3B (www.w3b.org/trends/browserwatch.html). Die Hamburger Analysten sehen Microsoft IE bei 89,3 %, den Netscape Communicator bei 9,1 und andere bei 1,6 %. Deren Umfrage bezieht sich aber auf die breite Masse der Internetnutzer, unsere zum einen nur auf den Firmeneinsatz, zum anderen auf eine Teilmenge mit hohem IT-Skill.

Webbrowser-Nutzung: Unter ‘Andere’ sind Konqueror (6,4 %), Lynx (1,7 %), Mozilla (23,1 %) und Opera (17,9 %) subsumiert.

Konkret: Der Netscape-Anteil fällt von 73 auf 53 %, Microsoft gewinnt 10 Prozentpunkte dazu und landet bei 70 %, mit 27 % deutlich mehr Zuwachs aber verzeichnen ‘andere’ (37 %) (siehe Grafik). Dahinter verstecken sich Mozilla (23 %), Opera (18 %), Konqueror (6 %) und die harte Fangemeinde um Lynx (1,7 %). Dass viele Leser mehr als einen Browser benutzen, ist den Zahlen implizit zu entnehmen, Mehrfachangaben waren hier und bei vielen anderen Fragen möglich.

Top 3 der Datenbanken: starkes Wachstum für MySQL, Oracle stabil.

Insgesamt gestiegen ist der Datenbankeinsatz, und das geht vor allem auf das Konto von MySQL: Zuwachs um 16 Prozentpunkte auf 47 %; dichtauf gefolgt von Oracle (45 %, 2000: 43 %), mit einigem Abstand dahinter Microsofts SQL-Server (29 %, 2000: 22 %) und IBMs DB2 (15 %, 2000: 12 %). Das von IBM aufgekaufte Informix muss sich mit 7 % (9 %) begnügen, schon eingeholt von PostgreSQL (7,5 %), das vor zwei Jahren kaum genannt wurde. Weiter gesunken ist der Anteil der Leser, die ein objektorientiertes DBMS einsetzen: nur noch 3 % gegenüber 5 %.

Mit SAP-Software hat mittlerweile jeder vierte Leser zu tun, ein deutlicher Zuwachs gegenüber 2000 (17 %). CTI und IT-Telefonie bleiben Zukunftstechnologien, sprich: werden kaum eingesetzt (8 %, 2000: 7 %).

Die Verbreitung freier Software (abgesehen von Linux) steigt zwar weiterhin, aber nicht mehr so schnell wie im letzten Jahrzehnt. Von 1998 auf 2000 war nämlich ein Sprung von 59 % auf 70 zu verzeichnen, dieses Jahr sind es 77 %. Etwas weniger Sorgen ums Budget scheinen sich die großen Firmen zu machen: Immerhin noch 27 % setzen keine freie Software ein.

Konnte man vor zwei Jahren noch von den Top 10 der Programmiersprachen sprechen, ist heute die Luft an der Spitze etwas dünner geworden. Tcl/Tk und Basic inklusive Visual Basic sind unter die 10 %-Marke gerutscht (6 resp. 8 %), da liegt unter anderem auch Python, das aber als einzige ‘kleine’ Sprache signifikant zulegen konnte, nämlich um drei Punkte auf 8 %. Sollte man vielleicht im Auge behalten, ebenso wie die jüngst von Microsoft eingeführten Sprachen C# und VB.Net, beide zurzeit nur von 4 % der Befragten eingesetzt.

Top 8 der Programmiersprachen: Perl mittlerweile vorn, in großen Firmen gleichauf mit Java.

Die Pole-Position geht klar an Perl, der Wachstumspreis an PHP. In Firmen jenseits der 1000-Mitarbeiter-Grenze steht Perl sogar noch um drei Prozentpunkte höher, muss sich aber den Spitzenplatz mit Java teilen.

Alle in diesem Zusammenhang genannten Prozentzahlen sind bezogen auf die Gesamtzahl der Antworten, von denen wiederum 81 Prozent selbst programmieren; in der Regel für Inhouse-Anwendungen oder im Projektgeschäft.

Erstmals wurden auch detailliert die geplanten Ausgaben in den nächsten 12 Monaten abgefragt. Dass etwa die Hälfte aller Antworten ‘weiß nicht’ lautete, dürfte dem Zeitpunkt geschuldet sein: Anfang September sind die Etats für 2003 noch nicht fertig. Dennoch lohnt ein Blick auf die andere Hälfte. Jeweils rund 40 % aller Befragten wollen in Server und Arbeitsplatz-PCs investieren, in Monitore, Notebooks, Daten-/Systemsicherheit und Internetzugang oder -Präsenz rund 35 %. Ganz schlecht abgeschnitten haben CTI/IP-Telefonie (13 %) und E-Learning (16 %), für die folgerichtig auch etwa jeder Fünfte explizit ‘gar nichts’ ankreuzte. Wenn das Geld knapp wird, sieht es für ‘Nice-to-have’-Produkte halt schlecht aus.

Viel gearbeitet haben iX-Leser schon immer, daran hat sich auch kaum etwas geändert. Mehr als die Hälfte gab eine Wochenarbeitszeit von über 40 Stunden an, mit der 35-h-Woche kommen gerade einmal 15 % aus. Für ein gutes Fünftel stellt sich die Frage nach tariflicher Arbeitszeit und Überstundenvergütung nicht, weil sie entweder selbstständig sind oder einen AT-Vertrag haben. 46 % leisten unbezahlte Überstunden, bei 34 % wird der Zeitaufwand bezahlt.

Außergewöhnliches Engagement ist auch in Sachen Weiterbildung zu konstatieren. 83 % betreiben diese auch, 20 % ausschließlich in der Freizeit. Damit nur während der Arbeitszeit befasst zu sein, gaben 10 % der Befragten an, und ganze 1,4 % verzichten ganz auf Weiterbildung. Vor zwei Jahren eruierten wir noch deutlich andere Werte: nur 39 % nutzten auch die Freizeit zur Fortbildung. Bei all diesen Werten liegen Abonnenten übrigens tendenziell höher als Kioskkäufer, erstere haben auch das höhere Bildungsniveau, so man dafür den Schul-/Hochschulabschluss zugrunde legt.

Einige Fragen betrafen auch das Leserurteil über iX, die Ergebnisse waren wieder einmal Anlass, die Sektkorken knallen zu lassen. Um die Selbstbeweihräucherung zu konkretisieren: Gesamturteil nach Schulnoten 1,87 (2000: 1,89), also um satte zwei Hundertstel besser geworden. Das betraf ähnlich einzelne Aspekte wie Layout oder Verständlichkeit, schlechter geworden ist nur die Durchschnittszensur für die Aktualität (2,24 gegenüber 2,17).

Etwas verschätzt haben wir uns offensichtlich in der Akzeptanz einer reinen Online-Umfrage. Auf den traditionellen, gedruckten Fragebogen als Beilage im Heft hatten wir nämlich erstmalig verzichtet - 2000 hatten zwei Drittel der Teilnehmer die Webvariante bevorzugt. Zur Strafe sank die Teilnehmerzahl von 3700 auf 1951.

Mehr Infos

Die Gewinner

Einen der 10 unter allen Teilnehmern der Leserumfrage verlosten DSL-Router der Firma Compu-Shack haben gewonnen:

  • Jochen Kupperschmidt, Oldenburg
  • Achim Gosse, Hamburg
  • Harald Pagel, Bremen
  • Jörg Volz, Achern
  • Patrick Daxboeck, Kreuzlingen (CH)
  • Jens Grote, Lörrach
  • René Giretzlehner, Schönau (A)
  • Harald Rohan, Wien (A)
  • Marek Opielka, Pirmasens
  • Helmut Simak, Klagenfurt (A)

Die Gewinner der 99 Mini-Mag-Lites wurden bereits direkt benachrichtigt und sind aus Platzgründen hier nicht aufgeführt.

(js)