Eingetaucht

Ob Kaffee-, Cola- oder Weintrinker – eins haben sie gemeinsam: Ohne einen ordentlichen Schluck Leitungs- oder Mineralwasser täglich geht es nicht.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Diane Sieger

Der menschliche Körper besteht zu einem großen Teil aus Wasser; im Erwachsenenalter zu etwa 60 Prozent, bei Säuglingen beträgt der Anteil sogar bis zu 75 Prozent. Da der Mensch ununterbrochen Flüssigkeit über Atemluft, Harn oder Schweiß ausscheidet, muss eine ständige Versorgung von außen gewährleistet sein. Am einfachsten geht das durch Trinken von Mineralwasser. Ein guter Grund, das Thema Wasser einmal genauer zu betrachten.

Hierzulande ist es nicht sonderlich schwierig, an Informationen über Mineralwasser zu gelangen, denn Deutschland ist ein Mineralwasserland. Über 500 Sorten in unterschiedlichen Zusammensetzungen gelangen von den deutschen Mineralbrunnen in den Handel – nachzulesen bei der Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM). Laut IDM ist diese Vielfalt weltweit einzigartig, die Webseite „Mineral Waters of the World“ listet jedoch für Italien noch einige Wässer mehr auf als für Deutschland. Auf dieser Non-Profit-Webseite finden sich über 3000 unterschiedliche Marken aus 125 Ländern, inklusive einer Auflistung ihrer Inhaltsstoffe und der Möglichkeit, Wassermarken zu bewerten. Ein Verbraucherportal rund ums Wasser, dessen Design zwar ein wenig zu wünschen übrig lässt, das inhaltlich jedoch einen Blick wert ist.

Wasser ist nicht gleich Wasser. In Deutschland wird zwischen Heil-, Mineral-, Quell-, Tafel- und Trinkwasser unterschieden. Die gesetzlich festgesetzten Definitionen regeln die zulässigen Verfahren für Gewinnung, Herstellung und Kennzeichnung sowie zulässige Inhaltsstoffe. Wer es genauer wissen möchte, sollte sich die Seminararbeit von Daniela Heinrich aus dem Oberseminar Geoökologie aus dem Jahre 2006 zu diesem Thema durchlesen. Natürlich ist die offizielle Verordnung über natürliches Mineral-, Quell- und Tafelwasser auch als Gesetzestext beim Bundesministerium der Justiz abrufbar.

Erstaunlicherweise zählt in Flaschen verpacktes Wasser in Deutschland offiziell nicht als Lebensmittel. Zumindest steuerrechtlich muss der Verkäufer den 19%igen Mehrwertsteuersatz aufschlagen, nicht nur den sonst bei Lebensmitteln üblichen 7%igen ermässigten Steuersatz. Einen Auszug aus der Liste der dem ermässigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände gibt es beim Shopblogger.

Früher war die Beschaffung von Trinkwasser recht beschwerlich. Man musste mit Eimern zum nächstgelegenen See oder Fluss pilgern und das kühle Nass von dort nach Hause tragen oder Wasserlöcher anlegen, aus denen mithilfe von Schildkrötenpanzern oder Birkenrinde das Wasser abgeschöpft werden konnte.

Dagegen ist das Wassertrinken heute kinderleicht. Es gibt im Wesentlichen zwei Methoden. Erstens: den Wasserhahn öffnen und das Wasser frisch in das Glas laufen lassen, gegebenenfalls filtern oder mit Kohlensäure versetzen. Zweitens: in den Supermarkt spazieren und die Wasserflasche der Wahl in den Einkaufswagen legen.

Bleibt die Frage, woher das Wasser heute eigentlich kommt. Wie das kühle Nass über das mehr als 400 000 Kilometer lange Wasserleitungssystem in Deutschland bis in den häuslichen Wasserhahn g elangt, erklärt der Westdeutsche Rundfunk im Internetangebot zu seiner Sendung „Quarks & Co“. Den Weg vom Brunnen in die Flasche hingegen erläutert das in Kooperation mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz entstandene Webangebot von was-wir-essen.de anschaulich.

Als der durchschnittliche iX-Leser noch ein Kind war, kam das Mineralwasser typischerweise in klassischer 0,7-Liter-Glasflasche mit vertrautem Perlendekor, an der man sich bei ersten Versuchen, das Aus-der-Flasche-Trinken zu erlernen, fast die Zähne ausschlagen konnte. Heutzutage gewinnt die PET-Flasche zunehmend an Popularität. Die Vorteile der Plastikverpackung liegen klar auf der Hand: Durch das geringere Gewicht der Flaschen sind selbst Füllmengen von bis zu 1,5 oder 2 Litern für den Verbraucher noch einfach zu handhaben. Auch der durch Coca Cola in den frühen 90ern geprägte Begriff „unkaputtbar“ (de.wiktionary.org/wiki/unkaputtbar) spiegelt einen enormen Vorteil der PET-Flasche wider: Sie ist nahezu unzerstörbar. Doch PET hat auch Gegner, die sich massiv gegen eine Ausbreitung der Plastikflasche wehren. Hauptkritikpunkt: Durch das geringe Gewicht und günstig gestaltete Kästen brauchen die Brunnen weniger Lkw-Fuhren mit geringerem Benzinverbrauch, um das Wasser im Land zu verteilen. Dies zerstöre die mittelständische Erzeugerstruktur, da regionale Abfüllanlagen weniger gebraucht würden. Detailliert nachzulesen im Zeit-Artikel „Krieg der Flaschen“.

Doch nicht nur die Flasche steht im Fadenkreuz der Kritiker, oftmals gibt es um das Wasser direkt oder seine Herstellungsmethoden einen Aufschrei. Beispielsweise als Hersteller Adelholzener für sein ActiveO2 Wasser im Jahre 2003 auf Tierversuche setzte. Um die bis dahin wenig erforschte und durchaus umstrittene Wirkung des mit Sauerstoff angereicherten Wassers zu belegen, führte Adelholzener Tests an Kaninchen durch und befand sich bald im Fadenkreuz einer groß angelegten Kampagne engagierter Tierschützer. Aufgrund des enormen Protestes stellte er die Tierversuchsreihe glücklicherweise ein – nachzulesen ist diese Erfolgsgeschichte beim Tierschutzbund.

Bislang ging es hier vornehmlich um die positiven Aspekte des Trinkwassergenusses. Allerdings ist der Genuss von Wasser nicht immer frei von Gefahren. Verbraucherschutzorganisationen schlagen nach Mineralwassertests regelmäßig Alarm. Ob Uran im kohlensäurehaltigen Wasser oder Krankheitskeime im stillen Wasser, für Menschen mit Abwehrschwächen kann durch den Genuss verunreinigten Wassers sogar eine lebensbedrohliche Situation entstehen.

Doch trotz regelmässiger Schreckensmeldungen: Wasser ist und bleibt eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Der Mensch kann zwar ohne Essen bis zu 30 Tage überleben, hält es ohne Wasseraufnahme aber nur zwei bis vier Tage aus. Deshalb sollte man die drohende Weltwasserkrise nicht aus den Augen verlieren. Bereits heute leben 1,1 Milliarden Menschen ohne Zugriff auf sauberes Trinkwasser, und wenn man denAusführungen des World Water Councils folgt, lassen sich weitere drastische Einschränkungen erwarten. Kein Wunder, ist doch ein Großteil des Weltwasservorkommens für die Ernährung von Menschen vollkommen ungeeignet. (ka)