Enterprise Cloud Native Summit: Cloud-native Techniken im Unternehmenseinsatz

In München trafen sich Anfang Oktober Anwender Cloud-nativer Techniken zum Enterprise Cloud Native Summit, um sich über die Herausforderungen beim Einsatz im Unternehmensumfeld auszutauschen.

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Cloud-Native-Technologien im Unternehmenseinsatz
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Josef Adersberger
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Am 7. und 8. Oktober fand zum ersten Mal der Enterprise Cloud Native Summit in München mit gut 200 Teilnehmern statt. Zwischen den Sudkesseln der Paulaner-Brauerei am Nockherberg war der erste Tag dem Austausch in Workshops gewidmet zu den Themen Continuous Integration und Continuous Delivery im Enterprise-Umfeld, Cloud-Migration, Security und Compliance, aber auch Kubernetes aus der Sicht von Entscheidungsträgern. Der zweite Tag bot Vorträge mit Erfahrungsberichten unterschiedlicher Branchen.

Gerade die Migration von Bestandsanwendungen bereitet noch oft Kopfzerbrechen. Vorträge der Allianz Deutschland sowie von Gothaer Systems zeigten übereinstimmend, dass sich durchaus in kurzer Zeit mehrere hundert Anwendungen auf eine Kubernetes-basierte Plattform migrieren lassen. Das Geheimnis dahinter ist ein gut geplantes Vorgehen, eine robuste und minimalistische Basisplattform mit einer CI/CD-Werkzeugkette als Rückgrat sowie ein industrialisierter Migrationsansatz, der die Entwickler und Administratoren als zentralen Teil des Veränderungsprozesses nicht aus den Augen verliert.

Eine große Hürde ist weiterhin, dass Plattformen wie OpenShift flexible Skalierung der Anwendungen zwar zulassen, die darunterliegende IaaS-Plattform (Infrastructure as a Service) aber nicht in gleichem Maße skaliert und damit kaum Potenzial für Kostenoptimierung bietet. Kubernetes-as-a-Service-Angebote der Cloud-Provider sind zwar weiter, erfüllen jedoch oft noch nicht die hohen Sicherheitsanforderungen, denen vor allem regulierte Industrien aus dem Finanz- und Versicherungsbereich unterliegen.

Andreas Nolte, der ehemalige CIO der Allianz Deutschland und nun CEO der Allianz-Tochter Syncier, hat das Ziel beschrieben, die Kernsysteme eines Versicherers aus der "Cloud-Steckdose" anbieten zu wollen und damit die Fertigungstiefe im Versicherungsumfeld deutlich zu reduzieren. Grundlage dafür ist das unter Open-Source-Lizenz gestellte Kernversicherungssystem der Allianz, das bereits bei anderen Versicherern wie Frankfurter Leben im Einsatz ist.

Der Vortrag von Henning Jacobs, der bei Zalando für Developer Productivity zuständig ist, zeigte auf, was nötig ist, um 1200 Entwickler auf einer Kubernetes-basierten Plattform bei Laune und produktiv zu halten. Im Kern dreht es sich um vier DevOps-Kennzahlen:

  1. Vorlaufzeit für Änderungen,
  2. Häufigkeit der Deployments als Indikator für jeweils geringes Änderungsvolumen und damit geringes Risiko bei der Inbetriebnahme,
  3. durchschnittliche Reparaturzeit bei Fehlern in der laufenden Software und
  4. Fehlerrate von Änderungen als Indikator für die Prozessqualität in der Auslieferung von Software.

Jacobs präsentierte einige Best Practices aus dem Hause Zalando, darunter welche Werkzeuge und Kollaborationsmittel zur Verfügung stehen sollten, um die genannten Ziele für eine große Entwicklerschar zu erreichen. Ein wichtiger Tipp vorab war jedoch, sich gut zu überlegen, Kubernetes-Cluster eigenständig zu betreiben und eine Applikationsplattform darauf aufzubauen.

Am Nockherberg gab es Anfang Oktober Vorträge statt Starkbier.

Georgios Kargakis, der Leiter der Agilen Center der Allianz in Stuttgart beleuchtete den digitalen Wandel bei dem Großkonzern und die Bedeutung von elastischer und agiler Infrastruktur, also Cloud-Ntive-Plattformen, dafür.

Eine Riege an Enterprise-Architekten von BMW zeigte, wie sich die Architekturdiskussion für Cloud-native-Anwendungen im Zuge der Agilisierung in die IT-Community verlagerte und damit starre Top-down-Architekturvorlagen zur Vergangenheit gehören.

Die Deutsche Telekom in Person von Robert Hoffmann berichtete im Abschlussvortrag von den Erfahrungen beim Aufbau der Kubernetes-Plattform für den Smart Speaker "Hallo Magenta" der Telekom. Titel: "Schlammschlacht auf der grünen Wiese". Dabei wurden noch einmal die Aussagen aus dem Zalando-Vortrag untermauert, dass es schwer ist, selbst Kubernetes-Cluster zu betreiben und es eine umfassende Plattform über Kubernetes braucht, um ein großes Entwickler-Team produktiv zu halten.

In den Workshops konnte man deutlich sehen, dass trotz hoher Adaptionsrate viele Endanwender ähnliche Probleme haben wie den stabilen Day-2-Betrieb von Kubernetes, den Aufbau einer Entwicklerplattform auf den Schultern der Plattform, der Rechtfertigung eines Business Cases auf dem Weg in die Cloud und der Bewältigung des Themas Security & Compliance. Diese Fragen wurde beim Get-together am Ende des erstens Konferenztages bis tief in die Nacht noch von den Teilnehmern diskutiert.

Die Präsentationen der Konferenz stehen auf SpeakerDeck zur Verfügung.

Josef Adersberger
ist CTO und Mitgründer der QAware, einem Softwarehaus aus München mit rund 100 Mitarbeitern, das Cloud-Native-Applikationen entwickelt und bestehende Anwendungen auf Cloud-Native-Plattformen migriert. Er hält seit 2011 Vorlesungen zum Thema Cloud (Native) Computing und ist CNCF-Mitglied.
(rme)