Fröhliche Busfahrten

Seit der Einführung von USB gehören frühere PC-Peripherieschnittstellen der Vergangenheit an. Der universelle Bus ist aber nicht nur für Druckerschnittstellen et cetera gut, sondern bringt auch die Puppen zum Tanzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Kai König

Die Spezifikation des Universal Serial Bus haben 1995 Microsoft, Intel, Philips und US Robotics erarbeitet. Ziel war ein neuer und einheitlicher Peripheriebus für PC-Systeme und die langfristige Ablösung von Parallelport, verschiedenen seriellen Schnittstellen, PS/2-Bus sowie externen SCSI-Geräten. Es erscheint rückblickend nicht verwunderlich, dass es weitere drei Jahre und USB 1.1 brauchte, um die Kinderkrankheiten der Plattform auszubügeln. Mit der Version 2.0 schwenkte USB ab 2000 auf Erfolgskurs – nicht zuletzt aufgrund einer deutlichen Verbesserung der Übertragungsbandbreite mit Hi-Speed USB (480 MBit/s).

Heute existieren verschiedene Erweiterungen der USB-Spezifikation, die im Jahr 2008 verwendete Version ist allerdings immer noch die 2.0. Das USB Implementers Forum als die für die Spezifikation und Plattformentwicklung verantwortlich zeichnende Industrieorganisation arbeitet zurzeit an USB 3.0 – eine Spezifikation soll noch in diesem Jahr kommen, und erste kommerzielle Produkte sind für 2009 oder 2010 zu erwarten.

Schaut man sich auf dem Markt der erhältlichen USB-Geräte um, findet man zunächst eine Vielzahl sinnvoller und nützlicher Peripheriegeräte wie Tastatur, Maus, Drucker, Scanner oder externe Laufwerke. In die letzte Kategorie fallen die oft locker als „USB-Stick“ oder „Flashdrive“ bezeichneten Speichermedien. Mit der USB-Spezifikation im Hinterkopf handelt es sich dabei um Geräte der Klasse 08h (Mass Storage). Bei dem zurzeit hinsichtlich der Speicherkapazität größten erhältlichen Flashdrive im Format eines USB-Sticks scheint es sich um das 64 GByte fassende USB 2.0 Bus Drive Pro 2 der Firma Buslink zu handeln. Der Preis ist ebenfalls ordentlich: Für schlappe 4399,99 US-Dollar kann man das Speichermedium sein Eigen nennen.

Auf die technischen Details von USB soll dieser Artikel nicht eingehen (interessierte Leser können im Wikipedia-Eintrag zu USB unter en.wikipedia.org/wiki/Universal_Serial_Bus eine Vielzahl weiterführender Informationen zu USB finden). Im Zentrum steht hier vor allem die Tatsache, dass die USB-Schnittstelle eine Stromzufuhr für Peripheriegeräte bereitstellt. Dabei handelt es sich um eine Spannung von 5 Volt und eine maximale Stromstärke von 500 mA. Die Spezifikation sieht auch verschiedene Ausnahmen für USB-Hubs mit oder ohne eigene Stromzufuhr vor, für einzelne Peripheriegeräte kann man jedoch mit den hier angegebenen Werten als Richtschnur gut arbeiten.

Inspiriert durch den im Web-Kuriositätenkabinett der Ausgabe 8/2006 vorgestellten USB-Cooler hat sich der Autor auf die Suche nach anderen Absonderlichkeiten im Dschungel der USB-Peripheriegeräte gemacht. Während der letzten Jahre und seit dem Erscheinen von USB 2.0 hat sich ein bislang ungeahnter Markt von USB-Gadgets aller Art entwickelt – man kann fast schon davon ausgehen, dass es zu einem x-beliebigen Spielzeug, Gimmick oder anderen Zeitverschwender auch eine USB-Version gibt – solange die vom USB-Port gelieferten 5 V und 500 mA ausreichend Strom liefern.

Im Zuge der grassierenden Green-IT-Welle ist der Ecobutton zu betrachten. Dabei handelt es sich um einen Quizbuzzer-ähnlichen USB-Knopf, der als visuelle Erinnerung an die verschiedenen Energiesparmodi eines PCs dienen soll. Drückt der Benutzer ihn, schaltet die dazugehörige Software den PC in einen Energiesparmodus. Der Nutzen ist offensichtlich, wenngleich sich ein identischer Effekt mit der konsequenten Nutzung der systemseitigen Energiesparfunktionen erzielen ließe oder der Bediener den PC einfach nach vollendeter Arbeit abschalten könnte. Menschen sind aber offensichtlich eher dazu bereit das zu tun, wenn sie einen runden Schalter mit einer ebenso runden 2D-Karte der Welt vor sich liegen haben. Eine Version für den Mac ist im Moment noch nicht erhältlich, aber bereits angekündigt.

In Urlaubsorten oder im Vergnügungsviertel der nächsten Großstadt findet man oft Automatenspielhallen oder „Arcades“. Neben Rennsimulatoren und Spielen wie Pacman oder Space Invaders sind Tanzautomaten ein beliebter Spaß. Die USB-Version davon benötigt eine Grundfläche von nur 100 Quadratzentimetern, und Zeige- sowie Mittelfinger übernehmen die Funktion der Beine. Das Set kommt mit einer kleinen Tänzerinnenpuppe aus Pappe, die man sich für den gepflegten Büro-Fingertanzwettbewerb überstreifen kann.

Ins Büroumfeld passt auch der USB WPM Speedometer, ein Tachometer-ähnliches USB-Gerät, das die Tippgeschwindigkeit eines PC-Bedieners misst. Als Extra-Gimmick bietet es einen täglichen Wortzähler und eröffnet somit direkt mehrere Möglichkeiten für spannende Unterhaltung während der Arbeitszeit.

Nachdem die Wettkämpfe dann gelaufen sind, ist zu erwarten, dass verschiedene (unterlegene) Kollegen ihre aufgestauten Spannungen und Aggressionen abbauen müssen. USB-getriebene Raketenwerfer (mit Raketen aus Schaumstoff) sind ja inzwischen bereits ein alter Hut. Neu hingegen ist die Variante mit Webcam und Unterstützung für MSN Instant Messenger. Mit diesen Spielzeugen bekommt auch der tägliche Kampf um den Bürolocher eine neue Qualität.

Zwei weitere Alternativen zum Abbau von Bürofrustration sind der Punch Head und das USB Whack It. Beim Punch Head handelt es sich um ein generisches Gummigesicht mit USB-Anschluss und einer Software, die am Monitor die Auswirkungen jeglicher Interaktion mit dem Punch Head am Foto des Lieblingsfeindes anzeigt. Die kommerzielle Verfügbarkeit ist für März 2008 angekündigt. Das USB Whack It ist eine Variante des Spiels Whack-a-mole, bei dem man kleine Plastiktiere mit einem Gummihammer schlagen muss, sobald ein Mechanismus sie nach oben schnellen lässt. Anstelle von Maulwürfen bieten verschiedene Versionen nahezu beliebig viel anderes Getier. USB Whack It ist friedlicher und man nutzt nur den Zeigefinder, um kleine Männchen schnell wieder in ihre Halterungen zu drücken.

Für friedliche Entspannung sorgt der USB Putter Returner. Als kleines Tischgerät findet es seinen Platz selbst in der kleinsten Schreibtischnische und erlaubt es auch Mitarbeitern ohne Chefbüro, an ihrem Handicap zu arbeiten. Der elektrische Mechanismus des USB Putter Returner sorgt dafür, dass der Ball wieder zum Putter zurückkommt und man nahtlos weiter üben kann. Der Höhepunkt der Entspannung und Sinnlosigkeit ist das USB Chameleon. Bequem findet es seinen Platz auf dem Monitor oder der Kante des Flachbildschirms, rollt die Augen und streckt gelegentlich die Zunge heraus, um Jagd auf Fliegen zu machen. Leider kann es nicht seine Farbe ändern, aber es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis jemand eine Kreuzung aus der USB Lava Lampe und dem USB Chameleon erfindet. (ka)