Hejaheja ...

Wieder einmal ist es soweit: Vier Wochen lang machen die Medien fast täglich aus einem 90minütigen Fußballspiel ein abendfüllendes Infotainment-Ereignis.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Torsten Beyer
  • Kersten Auel

Da steht auch das Internet nicht zurück. Offenbar nicht nur für die deutsche Seele ist Fußball DAS Unterhaltungs- und Umsatzzugpferd schlechthin. Die nur noch in homöopathischen Mengen verfügbaren Eintrittskarten zu den Veranstaltungen der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich legen nahe, daß ganz Europa am Tropf des schwarzweiß gefleckten Leders hängt. Selbst auf der anderen Seite des Atlantiks, die normalerweise Sportaktivitäten präferiert, die dem gemeinen Europäer eher unverständlich sind, hat sich der Tritt gegen das runde Leder zur beliebtesten Sportart der unter 14jährigen mausern können. Ham wa ja immer gesacht - Kaiser Beckenbauer hätte seinerzeit nur mehr Geduld haben müssen.

Allerdings mögen es unsere Verwandten in der neuen Welt gern etwas rasanter und haben daher das Roller-Soccer erfunden. Einen enthusiastischen Überblick über dessen Spielweise bietet CitySports. Etwas sachlicher geht es bei der Rollersoccer International Federation zu. Und obwohl hier behauptet wird, Roller-Soccer würde in 14 Ländern gespielt, finden sich auf beiden Web-Seiten im wesentlichen Referenzen auf den Golden Gate Park als Austragungsort für Spiele. Wer weiß, vielleicht haben die ja States mit Ländern verwechselt.

In Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden WM interessieren heute natürlich speziell die darauf bezogenen Fußballseiten. Eine Vorschau auf die noch ausstehenden Freundschaftsspiele des deutschen Teams und die ersten Spiele im Rahmen der WM bietet TV Today. Daneben wird es auf dieser Seite eine Tabelle der jeweiligen Gruppen sowie die Paarungen/Ergebnisse der entsprechenden Finalrunden geben. Über einen Navigationsbalken gelangt man an alle möglichen Informationen über Teams, Spielpläne samt Informationen darüber, wieviel Menschen in die jeweiligen Stadien passen (Warum muß man das eigentlich wissen?) und dergleichen mehr. Das Beste kommt, wie so oft, am Schluß: per Mausklick kann man wählen, ob Lothar Matthäus mit zur WM oder lieber in Urlaub fahren soll.

Ein ähnliches Informationsangebot bietet HP (http://wm98.hewlett-packard.de/) denen, die lieber bei einem EDV-Hersteller als bei einer Zeitung die aktuellen Fußballergebnisse lesen. Und auch wer lieber seinem Fernsehsender treu bleibt, wird nicht enttäuscht - weder vom öffentlich-rechtlichen (www.sportschau.de/wm/index.html) noch vom privaten (www.ran.de/cgi-bin/fm/pub/wm/index).

Natürlich gibt es auch eine offizielle WM-Seite, die so ziemlich alles Wissenswerte über die Weltmeisterschaft enthält. Das Beste: sie ist auf englisch. Einige Elemente dieses Site scheinen allerdings nicht ganz so durchdacht zu sein. So wird dort (zumindest Anfang Mai) freudestrahlend verkündet, daß wieder soundsoviele Spiele ausverkauft seien. Angesichts der weltweiten massiven Streitereien um die Kartenkontingente sollte man den Autor vielleicht auf einen Intensivkurs für Diplomatie schicken.

Wem der ganze Hype rund um die speziellen WM-Seiten auf den Senkel geht und wer gar nicht wissen will, daß die WM von Software-, Brause- oder sonstwelchen Unternehmen gesponsert wird, der findet auch die wesentlichen Infos (www.yahoo.de/schlagzeilen/sport/fussball.html) knapp und übersichtlich. Ein entsprechendes Angebot gibt es auch für den deutschen Fußball (www.yahoo.de/schlagzeilen/sport/wm.html).

Vielleicht gibt es sie ja wirklich noch, die elf ganzen Kerle, die in ewiger Freundschaft einander verbunden nur um den Ruhm der Vereinsfarben kämpfen. Für die meisten Aktiven dürfte jedoch der schnöde Mammon die wichtigere Seite des Sports sein. Selbst vor den Oberwächtern des deutschen Fußballs macht er nicht halt, und so fällt die Web-Seite des DFB im wesentlichen durch ihren Fan-Shop auf - und den Hinweis, daß an der WM-Seite noch gearbeitet werde. Soviel zum Thema Prioritäten.

Ehrlicherweise muß man sagen, daß Fußball noch eine andere Seite hat, nämlich die unspektakuläre in den Vereinen vor Ort. Neben der Tatsache, daß das Internet solchen Vereinen die Möglichkeit bietet, genauso professionell auszusehen wie die Top-Mannschaften der Bundesliga (und einige kleine Vereine nutzen diese Möglichkeit sogar, bietet es auch eine prima Plattform zur internationalen Verständigung, beispielsweise dem Veranstalter für Fußballjugendturniere in ganz Europa.

Das Fußball-Mega-Ereignis schlechthin ist zwar die WM, Freunde des runden Leders wissen aber auch, daß das G'rümpleturnier (http://home.t-online.de/home/max.mecklinger/) mit mehr als 100 teilnehmenden Mannschaften die zweifellos größte Ansammlung von ledertretenden Menschen auf der Oberfläche dieses Planeten ist. Die Fans können sich stets über den aktuellen Planungsstand und die Ergebnisse vergangener Turniere informieren. Wer teilnehmen möchte, kann sich online anmelden (http://home.t-online.de/home/max.mecklinger/anmeld.htm). Das allein belegt, wie bedeutend diese Veranstaltung ist. Eine entsprechende Anmeldemaske sucht man auf den offiziellen Web-Seiten des DFB oder der WM vergebens.

Wer glaubt, Fußball sei ein simples Spiel, hat noch nie auf den Rängen eines Stadions oder in der Eckkneipe am Ende der Straße einem Spiel beigewohnt. Schließlich braucht es allein drei Unparteiische, um eine Begegnung halbwegs streitfrei über die 90 Minuten zu retten. Die fraglos gemeinste Hürde ist die Abseitsregel, um die sich bereits endlose Diskussionen gerankt haben. Warum weiter streiten? Die Schiedsrichtervereinigung Bonn hat eine nette Web-Seite aufgebaut, bei der man unter 'Regelanfrage' eine Freitextanfrage zu Fußballregeln stellen kann.

Normalerweise fällt der gemeine Deutsche in bezug auf Fußball in eine von zwei Kategorien: Er interessiert sich dafür oder eben nicht. Erstere assoziieren sich und vor allem ihr inneres Stimmungsbild mit der Leistung eines bestimmten Vereines - typischerweise aus der 1. Bundesliga. Auch wenn jeder der festen Überzeugung ist, der eigene Verein sei der beste, müssen selbst Anhänger von oben in der Tabelle rangierenden Vereinen neidlos anerkennen, daß das eigene Team ein Nichts ist im Vergleich zum 'ZSK Realpräsenz Autopilot Berlin'. Im legendären, nur 33 m2 großen Tucholsky-Stadion fährt dieser Club bis zu fünf Punkte pro Spiel ein, während die Fans toben und schreien.

Und wer glaubt, Fußball hätte nichts mit Köpfchen zu tun, * den belehrt der 'World Congress of Science and Football' (www.uts.edu.au/fac/business/leisure_tourism/worldcon/worldcon.htm) eines Besseren: Im Februar 1999 will der Kongreß Wissenschaftler und Fußballer aus aller Welt zusammenbringen. (ka)