Hype, hype hurra!

Internet, Java und Konsorten behaupten sich seit Monaten als zentrale Themen. Um uns abzuheben, müßten wir eigentlich über Java im geographischen Sinne berichten - aber das überlassen wir wohl doch besser den Kollegen von Geo.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Beyer
  • Kersten Auel

Vor das Entwickeln hat Niklas Wirth bekanntlich das Studieren gestellt. Folgerichtig sollte sich der Blick eines jeden Java-Eleven zunächst auf einführende Literatur zum Thema "How to become an experienced Java developer in 10 easy lessons" richten. Da gibt es Unzähliges, zumeist mit einem Verweis auf das gerade erschienene oder sich im Erscheinen befindliche kommerzielle Einführungswerk des Autors. Aus dem Brei der vielen semi-kommerziellen Online-Publikationen ragt "Brewing Java: A Tutorial" in mehrfacher Hinsicht heraus. Zum einen umfaßt die Web-Seite nur 221KByte Informationen, zum anderen hat der Autor der Versuchung widerstanden, mit Erscheinen des (ebenfalls erhältlichen) kommerziellen Werkes die kostenlose Online-Version zu eliminieren. Und die hat es in sich.

Angefangen bei der Frage, was eigentlich das Heiße an Java sei ("Why is Java cool"), kommt der Autor über die Erläuterung der Syntax zu kleineren und größeren Beispielprogrammen (auf Java-Deutsch Applets genannt) bis hin zu der sich merkwürdigerweise am Schluß befindlichen Erörterung der Besonderheiten objektorientierter Programmierung. Das Tutorial bietet genug Stoff für kalte Winterabende am heimischen Rechner...

So gerüstet, kann der geneigte Leser der ersten eigenen Entwicklung eines Applet gelassen ins Auge sehen. Zu diesem Zweck bedarf es zunächst eines geeigneten Entwicklungssystems. Erster Anlaufpunkt ist Java-Erfinder Sun. Auf dem JavaSoft-Server (www.javasoft.com:81/products/JDK/1.1/index.html) gibt es das Java Development Kit in der aktuellen Version 1.1 zum Herunterladen für Unix und die jeweils aktuellen Gatessysteme. Dort steht allerdings auch allerlei zum Thema Lizenzierung et cetera, das man sich unter Berücksichtigung amerikanischer Prozeßfreudigkeit sinnvollerweise genau durchliest. Mac-Benutzer bekommen ein kostenloses Java-Entwicklungssystem nebst Laufzeitumgebung bei Apple (http://devtools.apple.com/mrj/text/download.html). Auch hier gibt es Lizenzbestimmungen zu beachten.

Der Kniff an Entwicklungsumgebungen sind natürlich die Bibliotheken drumherum, die es erlauben, an sich komplexe Dinge mittels weniger Methodenaufrufe zu erledigen. Die Menge dieser Libraries im Java-Umfeld wächst in etwa so rasant wie die Begeisterung für die Sprache überhaupt - exponentiell. Die hier vorgestellten sind mithin eine höchst subjektive Auswahl. Für einen recht umfassenden Überblick sei der Gamelan-Server empfohlen.

Eine der interessantesten Programmierschnittstellen ist zweifelsohne Java Beans. Die Idee ist simpel und auch nicht neu: Eine typisch objektorientierte API erlaubt es, Java-Komponenten dynamisch in eine Anwendung zu laden und Interaktionen zwischen Java Applets zu realisieren. Der Entwickler definiert mit Hilfe der Java-Beans-Methoden seine Softwarekomponenten, so daß sie in Browser- oder "normalen" Runtime-Umgebungen (wieder)verwendbar sind. Infos zu diesem Baukastenkonzept gibt es im White Paper, und herunterladen kann man Java Beans von der Java Beans home page (Gatessysteme und Solaris 2.4/2.5).

Wer eher aus der Spieleecke kommt, sollte einen Blick auf die Gamelet Library (www.next.com/~mtacchi/Java/GameletToolkit/README.html) werfen, die eine Sammlung von Klassen für die Programmierung schneller Ballerspiele zur Verfügung stellt.

Denjenigen, die in ihrem entwicklungstechnischen Schaffen weniger nach den bunten Dingen dieses Lebens streben, hilft vielleicht die Java Generic Library (www.objectspace.com/jgl/) (JGL, gesprochen Juggle), die eine Klassensammlung für die gängigsten Programmierprobleme wie Sortieren oder Ersetzen bietet.

Selbst die Verfechter der reinen Netzwerklehre können sich in die bunte Welt der Web-Programmierung stürzen. Die wirklich monströse LDAP-Library (http://hktrade.com/clients/kwan/java/ldap) bietet eine weitgehend vollständige Implementierung des RFC1777.

Für diejenigen, denen die in Java eingebauten Sicherheitsmechanismen für die Entwicklung sensitiver Anwendungen zu schlapp sind, empfiehlt sich unbedingt ein Blick auf das SSLava Toolkit, das das SSL-Protokoll (Secure Sockets Layer) Version 3 realisiert. Die API dieses Toolkits ist nahezu identisch zur Standard API, die Java für Netzzugriffe benutzt. Mithin ist also die Umstellung vorhandener Applets auf die SSLava Variante programmiertechnisch in die Nähe eines Klackses gerückt.

Alle, die sich selbst eher in die Ecke der Java-Analphabeten rücken würden, finden in der grafischen Entwicklungsumgebung AppletAuthor den idealen Einstieg. Auf der Basis existierender Klassen und Teilen der weiter oben beschriebenen Beans Library kann der Java-Unerfahrene auf Gatessystemen durch Klicken und Draggen und Droppen Applets zusammenbauen - laut Toolkit-Autor völlig ohne Programmierung. (ka)