Rückkehr des Dinos

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Henning Behme

Animationen wie Laufschriften oder blinkende Wichtigkeiten auf Webseiten kommen nicht übermäßig gut an – gleichgültig ob es sich um Werbebanner oder gut gemeinte Nachrichten handelt, die das Microsoft-Element marquee für Laufschriften nutzen. Von Netscapes blink ganz zu schweigen. Beide riechen nach für zu wenig Geld entworfenen Kleingartensites des vorigen Jahrtausends.

Netscape und Microsoft hatten gleichsam gemeinsam dem Web etwas Gutes getan, indem sie Mitte der Neunzigerjahre darauf verzichteten, die Elemente marquee und blink in das in Arbeit befindliche HTML 3.2 zu zwingen. Firefox und Opera kennen noch heute beide Elemente, der IE6 das hauseigene marquee und Safari ebenfalls das Microsoftsche Element. blink gilt heutzutage wahrscheinlich als ebenso "böse" wie das Aufteilen von Webseiten in Frames, und marquee dürfte mittlerweile in Gestalt von JavaScript-Funktionen daherkommen, was manche als nicht minder abstoßend empfinden.

Mit CSS3, der dritten Fassung der Cascading Stylesheets, die das W3C spezifiziert, kehrt marquee zurück. Der Webexperte Jens Meiert hat das schon Weihnachten 2005 lakonisch konstatiert. Die Wiederkehr findet nicht als HTML-Element statt, sondern als Eigenschaft in Stilanweisungen für HTML-Dokumente. Bereits 2002 hatte der Entwurf für das CSS-Boxmodell zur overflow-Eigenschaft und dem Scrolling von überfließendem Text den Hinweis enthalten: Der empfohlene Mechanismus für mobile Geräte ist der marquee-Effekt. Anfang Dezember 2008 hat das W3C das CSS Marquee Module Level 3 als Candidate Recommendation veröffentlicht, was bedeutet, dass es jetzt ans Implementieren gehen soll.

Zu hoffen bleibt, dass entweder die Implementierung dieses Moduls möglichst lange dauert (was unwahrscheinlich ist) oder die Webentwickler durchweg den oben genannten Hinweis beherzigen, marquee nur für mobile Geräte zu nutzen – das wäre etwas ganz Neues. Sich verweigernde Browser-Hersteller erscheinen ebenfalls undenkbar.

Von blink in den CSS3-Modulen war hier bislang nicht die Rede. Allerdings enthält der Entwurf für das Text-Modul einen gewissen Widerspruch: Er sieht bedauerlicherweise die Eigenschaft text-blink vor, erlaubt CSS3-konformen Browsern allerdings, das Blinken schlicht nicht anzuzeigen.

Wer marktschreierische Fernsehshows oder ebensolche Ratespiele liebt, dürfte mit dem Schlimmsten im Web zurechtkommen. Alle anderen müssen zu den Browser-Herstellern beten.

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