Saftladen

Selten haben die Internet-Infos mehr Leserbriefe provoziert als der Whiskyartikel. Das läßt tief blicken. Um die Sache ein wenig abzurunden und auch, um den Anschein politischer Korrektheit zu wahren, kommen hier ein paar URLs zu nichtalkoholischen Flüssigkeiten.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Torsten Beyer
  • Kersten Auel

Im Gegensatz zum eher spärlich fließenden Whisky hat jeder Deutsche 1996 statistisch 41,1 Liter Fruchtsaft zu sich genommen. Damit liegen wir weltweit noch vor Österreich und den Vereinigten Staaten und sind - wie ich insgeheim immer vermutet habe - das Saftland Nummer Eins. Dieser Status wird nur noch von unserem Mineralwasserverbrauch übertroffen. Der lag 1996 bei 99 Liter pro Kopf. Höchste Zeit also, daß ein Magazin, dessen Leser feuchte Kehlen zu schätzen wissen, sich mal im Internet nach saftigen URLs umschaut.

Zuvor allerdings noch ein Hinweis, der mich auf den letzten Artikel hin erreichte und der besondere Würdigung verdient. Eine whiskybrennende Volksgruppe hatte ich völlig übersehen: die Bajuwaren. Schon seit 1984 produziert Robert Fleischmann in Forchheim ein Getränk, das auf den Namen 'Piratenwhisky' hört und das er in seiner Seemannskneipe (in Bayern) offeriert. Ein Whiskylexikon bezeichnet das Ergebnis seiner Brauerei als 'durchaus trinkbar'. Wer also in Forchheim vorbeikommt und Lust auf einen maritimen Abend hat, kann ja mal versuchen, dieses Urteil zu verifizieren.

Zunächst auch hier ein warnendes Wort: Fruchtsaft enthält reichlich Zucker. Die Berliner Morgenpost berichtet, daß das Äquivalent von gut 32 Zuckerwürfeln im Fruchtsaft enthalten sei. Das ist zwar weitaus weniger als die 55 Stück, die Bestandteil von Eistee sein sollen. Allerdings steht zu vermuten, daß Zahnarztfrau Gudrun T.ihrer Familie eher von übermäßigem Fruchtsaftgenuß abraten wird. Die als Zuckerpampe verschrieene braune Kreation einer Brausefirma aus Atlanta enthält mit 38 Zuckerwürfeln nur unwesentlich mehr Zahnschmelzminen. Allerdings sind auch Vitamine Bestandteil des Fruchtzuckers, was ganz gut als Entschuldigung für den Genuß der süßen Verlockung herhalten kann. Für die gängigen Marken und andere beliebte Nahrungsmittel bietet die Uni Hohenheim eine Listung der Inhaltsstoffe.

Die positiven Auswirkungen von Fruchtsäften auf die Gesundheit des Homo sapiens steht im allgemeinen außer Frage. Gemeinhin weniger bekannt ist, daß auch niedere Lebensformen von den Mineralien und Vitaminen der bunten Getränke profitieren können. Das klingt albern? Dann schauen Sie doch mal bei der Parrot Society (www.probe.net/~beakers/frjuice.htm) nach. Dort kann der gesundheitsbewußte Kanarienvogelbesitzer nachlesen, in welchen Verhältnissen Wasser und Saft zu mischen seien, auf daß der gefiederte Freund recht viel Genuß daran habe. Man lernt dort, daß helle Fruchtsäfte viel geeigneter sind als dunkle, da letztere die Federn des Flattermanns verfärben, wenn ihm der Sinn nach einem Saftbad stehen sollte.

Spaß beiseite, auch ernsthafte Untersuchungen belegen positive Auswirkungen der fruchtigen Getränke. So bietet EurekAlert (www.eurekalert.org/E-lert/current/public_releases/deposit/juice.html) eine Untersuchung darüber, daß regelmäßiger Saftgenuß die Wirkung bestimmter Aids-Medikamente steigert, da der Saft den Säuregehalt des Magens erhöht und somit eine bessere Verwertung der im Medikament enthaltenen Wirkstoffe ermöglicht.

Ein guter Startpunkt für den safttechnisch Interessierten ist der Treffpunkt der Fruchtsaftindustrie. Dort kann man nicht nur Verweise auf alle möglichen Früchte zerquetschenden Verbände finden, sondern auch solche auf das Zentralorgan der deutschen Fruchtsaftindustrie, Saftberater (wenn man mal nicht weiß, welche Marke man trinken soll), und verschiedene Saftläden.

Einsteiger in die Saftszene werden das kühle Naß wahrscheinlich einfach so die Kehle hinunterkippen, ob derart unprofessionellen Konsumverhaltens sich Saftprofis natürlich nur angewidert abwenden können. Denn der wahre Gourmet wird sich zur Verkostung kreative Mixgetränke herstellen. Daß derart vermischter Saft nicht immer der Abrundung durch alkoholische Beigaben bedarf, betont der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie. Leider betreibt der Fruchtverband einen dieser neumodischen, mit Frames überladenen Server, der es sehr schwer macht, die URLs einzelner Seiten zu sehen. Also: dort angekommen, klicke man auf 'Fruitcooler'. Dort gibt es besagte Rezepte (auch welche mit Alkohol).

Neben der rezepttechnischen Behandlung des Themas finden sich dort viele Verweise auf Hersteller von Fruchtsäften. Wer trotz solch reichhaltigen Angebots die Fruchtsaftherstellung zu seinem neuen Hobby machen möchte, findet auch professionelles Werkzeug für die Entsaftung. Alle, die noch einen Schritt weitergehen wollen und die professionelle Fruchtsaftherstellung als nächstes Berufsziel ins Auge fassen - angesichts von 4,8 Millionen Arbeitslosen müssen wir schließlich alle flexibler werden -, finden bei unseren eidgenössischen Nachbarn alles Wissenswerte für die Ausbildung im Obstverwertungsgewerbe. Dieses nennt sich Getränketechnologie, und die Kursteilnehmer sind am Ende Getränketechnologen. Entgegen allen Stammtischgesprächen scheint das also eine sehr solide Ausbildung zu sein.

Den Puristen unter den Saftfans wird wie Gudrun T. der Zuckeranteil im Saft natürlich ein Dorn im Zahnschmelz sein. Unbedenklicher ist da Mineralwasser. Kaum zu glauben, aber wahr, es gibt den Blubberwasserserver. Alles was Sie jemals über dieses Getränk wissen wollten, das Sie sich vielleicht noch nie zu trinken trauten, gibt es dort nachzulesen.

Wem selbst die Blasen im Wasser zu viel der Technik sind, findet auch allgemeine Informationen zum Thema Wasser (www.artus.com/artus5.htm), wie die Natur es schuf. Mineralwasser allein macht auf Dauer natürlich auch nicht glücklich. Für alle, die geschmacklich Neues suchen, gibt es daher Vorschläge und Rezepte für alkoholfreie Mineralwassercocktails (www.mineralwasser.com/cocktail/cocktail.html).

Auch diejenigen unter der Leserschaft, denen die bisherigen Ausführungen zu dünn oder zu wenig wissenschaftlich waren, finden im Web sicher alles Wissenswerte (www.newsline.de/maerkte/getraenk/getraenk.htm) über die alkoholische und nichtalkoholische Getränkeindustrie der Republik: Zahlenmaterial im Überfluß, Grafiken und jede Menge Hintergrundinformationen zum Thema Trinkgewohnheiten der Deutschen. So lernen wir, daß nicht nur die Kids beim Jeanskauf auf die angesagte Marke aus den Staaten setzen, nein, auch der angegraute Ex-68er legt beim Kauf seines Mineralwassers Wert auf das Etikett.

Ist man nun nach so vielen Informationen über dicke Säfte und dünne Wasser völlig unschlüssig darüber, welchem Hersteller man sich zuwenden soll, gibt es Hilfe bei der Uni Hannover. Im Rahmen eines sozialökonomischen Unternehmenstest hat sie eine Vielzahl von Firmen unter die Lupe genommen.

Überzeugt davon, daß dem Fruchtsaft die Zukunft gehört? Für den Fall gibt es tausend gute Gründe einen Saftladen - genauer eine Saftbar - zu eröffnen. (ka)