Sammelwut

Vom Pilzsammler, der seine Ausbeute gleich verzehrt, bis hin zum Messie, der nichts wieder hergibt, was er einmal in der Hand gehalten hat - im Web präsentieren sich Jäger und Sammler jeder Couleur.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Diane Sieger

Kinder sammeln alles, was ihnen in die Finger kommt. Viele verzweifelte Mütter und Väter können Geschichten davon erzählen, welche Schätze ihr Nachwuchs schon mit nach Hause gebracht hat. Das fängt oft harmlos an, indem die lieben Kleinen Tannenzapfen, Kastanien und Pflanzenblätter auflesen und -bewahren, kann aber weitaus ekeliger in einer Menagerie von Käfern oder Regenwürmern enden, zumeist von klebrigen Kinderhänden in Hosentaschen verstaut.

Während sich lebende Sammelobjekte selten zu etwas Sinnvollem verarbeiten lassen, gibt es viele praktische Anregungen dafür, was kreative Hände aus Eichel und Buchecker herstellen können. Ein schönes Beispiel liefert eine zzzebra- kindgerechte Seite mit unzähligen Anregungen für die an regnerischen Nachmittagen möglicherweise von Langeweile geplagten Kleinen. Aber was sammeln eigentlich Erwachsene? Und vor allen Dingen: Warum sammeln sie?

Der gemeine Sammler lässt sich nicht in ein bestimmtes Schema pressen. Es gibt zahlreiche Motivationen, die diesen Trieb im Menschen auslösen. Einige davon kann man in einer Übersichtsseite finden.

Im Folgenden geht es um Vertreter von drei der auffälligsten Kategorien. Für Typ A ist das Sammeln ein zeitlich begrenzter Akt, der im Genuss der zusammengetragenen Objekte endet. Typ B sammelt aus Spieltrieb beziehungsweise aus Leidenschaft sowie aus Freude am Besitz. Und Typ C schließlich, der Messie, hortet alles, was nicht irgendwo festgekettet ist, und versinkt früher oder später im Chaos.

Ein bekannter Vertreter der ersten Kategorie ist der Pilzsammler - er zieht aus, um sein Weidenkörbchen mit Steinpilz, Pfifferling und Co. zu füllen und abends in die Pfanne zu hauen. Da von den mehr als 5000 bekannten mitteleuropäischen Pilzarten circa 150 giftig oder sogar tödlich sind, sollte beim Verzehr jedoch Vorsicht walten. Besonnene Pilzsammler, die sich vor dem Ausflug in die Natur genauer informieren wollen, finden bei Pilze, Pilze, Pilze Informationen rund um das Thema - inklusive Gedichten, einem Forum und einer umfangreichen Bildgalerie. Schade nur, dass sich hinter den Stichwörtern „Giftpilze“ und „Speisepilze“ lediglich eine Übersicht der lateinischen Namen verbirgt. Aber eine Fotogalerie an dieser Stelle würde wohl den Rahmen einer privaten Homepage sprengen. Wer nach der Lektüre dieser Seite noch Informationen vermisst, kann sich durch eine Linkliste klicken, über die sich jede weitere Information zu allen Pilzarten dieser Welt finden lassen müsste.

Im weitesten Sinne gehört auch das Sammeln von Hundehaaren in diese Kategorie. Einfach den Wuffi regelmäßig kämmen, die ausgerupften Haare mit einem Stück Seife in einen Kopfkissenbezug stecken und so lange sammeln, bis circa 1 kg zusammengekommen ist. Danach das Hundehaar in einen Karton stecken, und ab geht die Post zu Anette, die diese Ausbeute zu einem feinen Garn verspinnt, aus dem Herrchen nach Herzenslust etwas Feines stricken, häkeln oder weben kann. Auch die Frage, bei welcher Hunderasse sich das Haaresammeln besonders lohnt, beantwortet Anette in ihrer Wollwerkstatt .

Typ B sammelt aus reiner Lust und Leidenschaft und neigt dazu, seine Schätze stets voller Stolz der Öffentlichkeit zu präsentieren. Da bietet sich das Web geradezu an. Ein schönes Beispiel ist Michael Spodens Weizenbiergläser-Kollektion. Hier erfährt man alles rund ums Bier und kann sich die imposante Sammlung von etwa 1600 Gläsern aus circa 900 (!) deutschen Brauereien anschauen. Wer den Sammler unterstützen möchte und noch das ein oder andere Weizenbierglas ohne Verwendung zu Hause stehen hat, kann sich eine Fehlliste ausdrucken und mit den eigenen Beständen vergleichen. Die Linkliste führt nicht nur zu weiteren Weizenbierglassammlern, sondern auch zur Bierdeckelsammlung von Dieter Beck. Neben zahlreichen Abbildungen von Bierdeckeln gibt es dort weitere Links zum Thema Bier und -deckel sowie deren Geschichte.

Mineralien- und Kristall-Fans sind auf Daniel Oriwols übersichtlich gestalteter Seite bestens aufgehoben. Sie bietet Kennern und Laien alle wichtigen Informationen. Jetzt muss niemand mehr seine Mineralien aufgrund fehlender Ideen für eine angemessene Unterbringung unsortiert im alten Schuhkarton aufbewahren. Eine genaue Anleitung klärt darüber auf, wie der Experte eine Sammlung aufbaut, katalogisiert und erweitert.

Und wer seinem Spieltrieb freien Lauf lassen will, kann sich auf unzähligen Seiten im Netz mit den Spielzeugen seiner Kindheit auseinander setzen. Da wäre zum Beispiel eine riesige Lego-Sammlung. Besonders das Lego-Lexikon dürfte für Einsteiger und In-Erinnerungen-Schwelger interessant sein.

Und wenn wir schon beim Thema Spielzeug sind, dürfen Spannung, Spiel und Schokolade nicht fehlen. Wer hat sie nicht irgendwann im Laufe seines Lebens gesammelt: die Ü-Ei-Figuren? Inzwischen hat sich das Horten der Hartplastikfiguren, Puzzles und Beipackzettel aus den Ferrero-Kinderüberraschungseiern zum anerkannten Sammelsport gemausert. Sämtliche Informationen rund ums Ei gibt's bei Eierlei. Neben Shop und Forum verfügt diese Site über ein Variantenarchiv - schon gewusst, dass es den Crazy Croco Freddy Fettfleck auch mit offenen Augen gibt? -, Warnungen vor Fälschungen, aktuelle Tauschbörsentermine und alles, was sonst noch mit dem Ei zu tun hat.

Der Autor der Zuckerfabrik 24 beschäftigt sich nur zum Teil mit Spielzeug. Er berichtet ausgiebig aus der Welt des fahrbaren Untersatzes, inklusive Modellautos. Übersichliche Seiten, durch deren Menüführung man gern navigiert. Die Informationen zu einzelnen historischen Wagentypen sind umfangreich und machen Lust auf eine Spritztour mit dem Fiat 500 oder einem der anderen Modelle.

Viel Spaß bereiten die Coca-Cola-Seiten von Thomas Kunath. Nicht umsonst ist seine Hommage an das Kultgetränk mit zahlreichen Webawards honoriert worden. Hier findet man viele Bilder von Coca-Cola-Sammelobjekten: Mehr als 500 Pins, Abbildungen von Sondereditionsflaschen, Modelltrucks und alten Werbeanzeigen. Der besondere Clou: leckere Rezepte mit Cola als Zutat.

Dass der Sammeltrieb zur psychischen Belastung werden kann, zeigt das Beispiel derer, die einfach alles aufbewahren. Angefangen beim leeren Joghurtbecher über alte Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu defekten Elektrogeräten und dem Schrott der Nachbarn, der ursprünglich am Straßenrand auf die Abholung durch den Sperrmüll wartete. Bei der Messies Selbsthilfe finden sich umfangreiche Informationen über diese Form des unorganisierten Chaos, inklusive Tipps für Betroffene, Angehörige und Therapeuten/Sozialarbeiter. Allerdings steht hier die reine Informationsbeschaffung im Vordergrund, die optische Gestaltung der Seiten lässt zu wünschen übrig. Wer nicht gleich eine eigene Gruppe gründen möchte, erhält einen Überblick über die bestehenden.

Alle, die jetzt trotzdem Lust bekommen haben, ihre eigene Sammlung im Web zu präsentieren, sollten noch mal auf die oben schon genannte Übersichtsseite zurückklicken. In übersichtlichen Foren können sich Sammler der unterschiedlichsten Themengebiete untereinander austauschen, An- und Verkaufswünsche äußern, Tauschpartner suchen und schließlich ihre persönliche Sammlung für jeden ansprechend präsentieren. (ka)