Spiel mit

Rechtzeitig zu Beginn der sommerlichen Jahreszeit werfen wir einen Blick auf die bunte Welt der Spiele. Wie immer in dieser Kolumne natürlich Software, die umsonst oder für wenig Geld von irgendwo aus dem Internet kommt.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torsten Beyer
  • Kersten Auel

Das erste ist gleich das Spiel schlechthin. In keinem anderen Land der Welt wird spielerische Freizeitbeschäftigung mit derart konsequenter Haltung und Ernsthaftigkeit betrieben wie bei unseren sonst durch Rinderwahn und Thatcherismus gepeinigten Nachbarn auf den Britischen Inseln. Die Krone britischer Spielkultur ist fraglos Cricket.

Prinzipiell handelt es sich hierbei um eine der vielen Varianten der 'Ball-und-Schläger'-Spiele, deren hierzulande bekanntere Variante vermutlich Baseball ist. Man spielt es zwischen zwei Teams mit je elf Teilnehmern. Die Details sind verwirrend, und in letzter Konsequenz hat das Ganze auch was vom Handeln und Kungeln, weil man nämlich in bestimmten Situationen auch das Glück (sprich das Los oder was immer) entscheiden lassen darf. Irgendwie geht es darum, ein sogenanntes Wicket zu zerwerfen, vor dem ein Kerl steht, der genau das verhindern will. In ungemein komplizierten Spielzügen werden hierfür Bowler, Batsmen und Fieldman auf den Plan gerufen, die aber häufig auch nicht weiterkommen, und dann entscheidet das Los - oder so.

Für all die, die immer schon mal Cricket spielen wollten oder die ihr Job in eine der wenigen cricketlosen Ecken dieser Welt verschlagen hat (Deutschland zum Beispiel), heißt die Lösung Ultra Cricket. Wie im richtigen Leben ist diese elektronische Variante ein eher langsames Spiel, denn die Austragung erfolgt per Mail. Und genau wie auf Lord's Cricket Ground, spielt man auch bei Ultra Cricket Testspiele und eintägige internationale Begegnungen. Derzeit ist die Liga aufgeteilt in elf Divisionen mit je zwölf Teams. Dreh- und Angelpunkt ist der Ultra-Cricket-Server, der sowohl syntaktisch/semantische Tests auf den eingehenden Spielzügen durchführt als auch per Mail über den weiteren Spielverlauf informiert. Anmelden können sich Interessierte über Ultra Cricket (http://diana.ecs.soton.ac.uk/~ta/newinfo.html). Weitere Infos - insbesondere eine erschöpfende Erläuterung der Cricketspielregeln im allgemeinen sowie der von Ultra Cricket im besonderen - finden sich unter The Real Game (http://diana.ecs.soton.ac.uk/~ta/uc_home.html).

Wem Cricket nicht strategisch genug ist, freundet sich vielleicht mit Sokoban an, einem relativ einfachen Spiel, bei dem es darum geht, alle auf einem Spiellevel vorhandenen runden Objekte in die vorgegebene Fläche zu plazieren. Die Score Area ist im Prinzip ein System von Pfaden oder Gängen, in denen der Spieler die Objekte mit Hilfe von Pfeiltasten oder Maus in die gewünschte Position bugsiert. Natürlich blockieren die runden Kringel auch die Spielfläche, so daß man da und dort schon mal das Hirn anstrengen muß, um voranzukommen.

Ähnlich wie beim Schach muß der Spieler Bewegungsregeln gehorchen. In unterschiedlichen Situationen führen Klicks auf die linke oder mittlere Maustaste zu zum Teil überraschenden Zügen. Wem nach Unterhaltung für die Mittagspause gelüstet, werfe einen Blick auf den FTP-Server der Programming Methodology Group des Laboratory for Computer Science am MIT. Beim letzten Besuch war xsokoban-3.3a.tar.gz (ftp.pmg.lcs.mit.edu/pub/xsokoban/xsokoban-3.3a.tar.gz) die aktuelle Version. Für Sokoban-Fans, die einfach alles wissen wollen, gibt es die Sokoban-Homepage (http://clef.lcs.mit.edu/~andru/xsokoban.html).

Wem der Sinn nach eher bewegten, schnellen Bildern mit einer gewissen Action steht, ist möglicherweise mit XPilot gut bedient. Dieses 2D-Flugspiel für mehrere Teilnehmer hat Kenntnis von so unerfreulichen Dingen wie Gravitation, physikalischen Gesetzen, die festlegen, wo die Teile zerstörter Flugzeuge hinfliegen und so weiter. Dabei bietet XPilot halbwegs echtes Fluggefühl und verschiedene Optionen, auf die man als normaler Charterpassagier in der Regel gerne verzichtet.

Dazu gehören: Luftkampf einer gegen einen a la 'Roter Baron' oder 'Schwadron' gegen 'Schwadron' für die eher Teamgeistigen. Wie üblich gibt es eine Unzahl von Waffen und anderen taktischen Systemen, für die sich der geübte Kampfpilot entscheiden kann.

Das Ganze funktioniert letztlich in einem System weltweit vernetzter XPilot-Server. Jeder Client verbindet sich mit einem Server; ein Meta-Server verwaltet alle im Internet bekannten Server und erlaubt so einen weltweiten Spielverbund. Dazu gehören Rating Server, die eine weltweite Bewertung der besten Kämpen vornehmen und so etwas Ähnliches wie die vom Tennis bekannte ATP-Liste erzeugen können.

Dem Enthusiasmus der XPiloten sind praktisch keine Grenzen gesetzt. So ist es mit Hilfe eines speziellen Editors möglich, eigene Formen fürs Fluggerät zu definieren, Kampfroboter zu erschaffen oder den optimalen Mix an Waffensystemen fürs heimische Fluggerät festzulegen.

Kampfbegeistere, denen es jetzt in den Fingern kribbelt, sollten als erstes von der nördlichsten Universität der Welt (der Universität von Tromsoe in Norwegen) die erforderliche Software laden und auf der heimischen Rechnerlandschaft installieren. Je nach Gusto kann man entweder mit einem der vielen Server im Internet spielen (den Internet-Provider wird's freuen), oder man richtet sich seinen eigenen Server ein. Alles über XPilot gibt es auf der XPilot Page

Wer noch mehr oder anderes will, findet in comp.sources.games beziehungsweise rec.games eine Menge Verweise auch auf Spiele, die hier gar nicht erwähnt werden dürfen, weil sie vom Amt für die Gefährdung der Jugend sozusagen verdoomed worden sind... (ka)