Sponsor in Blau

Zeitgleich mit dem Kinostart der neuesten Star-Wars-Episode trafen in Raleigh, North Carolina, Linux-Entwickler aus 30 Ländern zusammen. Für die begleitende Ausstellung des zum fünften Mal stattfindenden Linux-Events konnten die Veranstalter über 100 Firmen gewinnen.

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Von
  • André von Raison

Mehr als 3500 Teilnehmer (Vorjahr: 2000) konnten die Veranstalter zur fünften Auflage der Linux Expo nach Raleigh ziehen. Hätte jemand vor einem Jahr behauptet, IBM würde massiv eine Linux-Veranstaltung unterstützen, er wäre für verrückt erklärt worden. In Raleigh teilten sich die Armonker die Ehre eines ‘Platinum Sponsor’ brüderlich mit den beiden Linux-Distributoren Red Hat und SuSE. Doch auch andere namhafte Unternehmen wie BEA, HP oder SGI waren mit von der Partie.

Dabei beschränkten die Firmen ihr Engagement jedoch nicht auf das reine Sponsoring. So verteilte beispielsweise BEA Demo-CDs mit der gerade vorgestellten Linux-Version ihres Transaktionsmonitors TUXEDO, HP zeigte unter anderem den Fortgang des Linux/IA64-Projekts auf einer Linux-Portierung des hauseigenen IA64-Emulators, und SGI kündigte an, Linux zu einem Journaling Filesystem verhelfen zu wollen: Die Firma will XFS schon bald als Open Source freigeben. Auf eine genauere Zeitangabe wollten sich die Kalifornier allerdings nicht festlegen.

Nicht nur die Firmen, sondern auch die Entwickler zeigten, was derzeit Stand der Dinge bei Linux ist. Dabei bildete Clustering einen Schwerpunkt, der in einem halbtägigen Tutorial zum Aufbau eines Beowolf-Cluster seinen Abschluß fand. Ebenfalls stark im Rennen war das Themenfeld Grafik, hier insbesondere die Realisierung von High-End-3D-Anwendungen. Aber auch beim leistungsmäßig unteren Ende gab es einiges zu sehen. So zeigte Jim Gettys, Co-Autor des X Window System, in seiner Keynote auf dem Itsy unter anderem Sprachsteuerung und ein angepaßtes X. Der Itsy ist Compaqs technische PDA-Designstudie, die basierend auf einer StrongARM-CPU unter Linux läuft. Werner Almesberger stellte im Rahmen einer BOF-Session die Linux-Portierung auf einen Psion vor.

In den vergangenen Monaten machte das X Window System eher durch negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit der Lizenzierungsstrategie von X11 auf sich aufmerksam. Nachdem die drohende Spaltung in einen freien Teil um das XFree86-Team und den ‘Rest’ verhindert werden konnte, gab es in Raleigh weitere positive Signale. Das X Konsortium wurde umstrukturiert, so daß auch kleinere Unternehmen unter Umständen mehr Einflußmöglichkeiten auf die Entwicklung erhalten. Der neue Name X.org sowie eine neue Web-Präsenz dokumentieren die Veränderungen auch nach außen.

Zukünftig soll einmal jährlich eine neue Version erscheinen, je nach Stand der Entwicklung eine Bugfix- oder eine Minor-/Major-Release. Die beiden ehemaligen Kontrahenten des Lizenzstreits, XFree86 und X.org, vereinbarten eine intensivere Zusammenarbeit. Dirk H. Hohndel kündigte für das XFree86-Team an, man werde X.org beitreten, um die Zukunft von X zu sichern.

Auf die Frage, ob X.org daran denke, die Entwicklung in einen stabilen Anwender- und einen weniger stabilen Developer-Zweig zu unterteilen, hieß es von einem X.org-Vertreter: ‘There is no stable tree.’

Provokativ nannte Bob Young, CEO von Red Hat, seine Keynote: ‘Die Open Source Revolution ist vorbei und die Revolutionäre haben gewonnen.’ Es gebe nur eine einzige Chance, gegen ein Monopol anzukämpfen beziehungsweise zu bestehen: man müsse die Regeln ändern, nach denen es funktioniert. Genau dieses habe die Bewegung um Freie Software erreicht. ‘Open Source ist wie ein Auto, bei dem man die Motorhaube öffnen kann.’ Linux und Freie Software gehören inzwischen schon fast zum Establishment und es könne durchaus passieren, daß in ein paar Jahren ein heute Dreizehnjähriger - vieleicht aus Südafrika - einen Aufruf ins Netz stellt: ‘Ich habe da ein Kernel-Projekt begonnen. Ist jemand da, der mir dabei helfen will?’ (ck)