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Unvernetzte Rechnersysteme sind in professionellen Umgebungen sicherlich ebenso vom Aussterben bedroht wie Schreibmaschine und Abakus. Und wer vernetzt ist, will auch Dienste und Dateien aller Rechner nutzen können.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Beyer
  • Kersten Auel

Einer der wichtigsten Netzdienste ist fraglos der des entfernten Dateizugriffs (englisch: Fileservice). In diesem Bereich gibt es unzählige,meist kommerzielle Produkte, die dem Anwender das Leben auf die eine oder andere Weise versüßen sollen. Allen ist eine gewisse Vorliebe für bestimmte Betriebssysteme eigen. So sind Novell und LAN/Manager (mit allen seinen Varianten) klassische PC-Lösungen, während NFS (in allen seinen Spielarten) originär ein System für Unix-Systeme war. Rechnernetze halten sich leider meist nicht an diese Segmentierung und warten mit PCs und Unix-Rechnern zugleich auf. Dabei entsteht im allgemeinen unmittelbar der Wunsch, von der einen Welt auf die Daten der anderen zuzugreifen.

Zweifelsohne ist Samba einer der Sterne am Filesharing-Himmel. Die aus Australien kommende Programmsammlung erlaubt es Client-Systemen, über das SMB-Protokoll (Server Message Block) auf Dateien und Drucker eines (ursprünglichen) Unix-Servers zuzugreifen. Dieses Protokoll bildet die Basis für verbreitete Fileservice Produkte wie LAN-Manager oder den NT-Fileservice. Eigentlich für Unix-Systeme entwickelt, läuft Samba mittlerweile auch unter OS/2 und Novells NetWare.

Praktisch bietet dieses System all den PC-Clients Zugriff auf Dateien und Drucker, die unter Windows für Workgroups, Windows 95, Windows NT oder OS/2 laufen. Darüber hinaus beinhaltet Samba eine FTP-ähnliche Applikation für den Zugriff auf SMB-basierte Fileservices.

Unter Anwendung der GNU Public Licence wird Samba vollständig im Sourcecode ausgeliefert. Umsonst ist die Software dennoch nicht, sondern firmiert als "Pizzaware". Der ursprüngliche Autor und sein Team bitten bei ernsthafter Nutzung von Samba um Pizzaspenden. Dazu existieren folgende Modelle: Man schickt den australischen Jungs einen Gutschein für eine internationale Pizzakette oder ruft eine Pizzeria in Canberra an und avisiert ihr Andrew und seine Freunde (nicht vergessen, auch Andrew zu benachrichtigen...). Zwei weniger attraktive Modelle zeigen mindestens den guten Willen: Gutscheine für die Pizzabude um die Ecke beziehungsweise eine dort gekaufte Pizza nach Down Under schicken und abwarten, was in Canberra ankommt.

Ernsthaft Interessierte können sich auch auf die Samba-Mailing-Listen setzen lassen.

Und hier noch eine gute Nachricht für alle, die immer ein bißchen am Rande der PD-Welt stehen: In Braunschweig sind gute Geister mit der Portierung von Samba auf VMS beschäftigt. Aktuelle Infos zu diesem Projekt finden sich bei der TU Braunschweig.

Novell bietet seine Samba-Version im Rahmen der GNU Public Licence über die normalen Verkaufskanäle an. Nähere Infos auf Novells Web-Server.

Alle anderen Samba-Tänzer finden eine Unzahl an Infos auf den SAMBA Web Pages (http://samba.canberra.edu.au/pub/samba/samba.html) inklusive einer aktuellen Liste von gespiegelten Beständen.

Umgekehrt proportional zur Menge der installierten Arbeitsplätze scheint das Angebot für die vermutlich immer kleiner werdende Zahl von Mac-Anwendern. Für dieses Umfeld gibt es gleich zwei Lösungen, mit denen der Ur-PC per AppleTalk auf Dateien und Drucker von Unix-Systemen zugreifen kann.

Urvater dieser Lösungen ist das Columbia AppleTalk Project. CAP läuft als Unix-Anwendung auf den meisten gängigen Plattformen und unterstützt das AppleTalk-Protokoll. Zum anderen glänzt es mit einer geradezu Unix-artigen Konfiguration. Wer den Witz nicht verstanden hat: CAP zu konfigurieren ist ein Grauen. Gute Hilfestellung bietet "Steven's Documentation" (www.caltech.edu/%7Exibalba/cap.html). Eine FAQ (www.astro.nwu.edu/lentz/mac/faqs/source/cap.html) sollte jeder geneigte CAPper unbedingt vor der Installation lesen, und den Source kann man zum Beispiel in Australien beziehen.

Die Art und Weise der Implementierung stellt einerseits sicher, daß CAP auf einer relativ großen Zahl von Unixen läuft. Andererseits bedingt sie eine eher mäßige Leistung, da das gesamte Protokoll-Handling im User-Mode erfolgt.

Im Gegensatz dazu basiert die Alternative Netatalk auf einer vollständig im Kernel realisierten Behandlung des AppleTalk-Protokolls - genauer seiner implementierten Teile. Die Folge ist offensichtlich: Netatalk läuft viel schneller auf viel weniger Systemen. Ursprünglich nur unter BSD verfügbar, existiert seit einiger Zeit auch eine Betaversion für Solaris 2.4ff. Linux-Anhänger werden sich vielleicht darüber freuen, daß Netatalk auch auf Linux läuft, weil es AppleTalk bereits im Kern unterstützt. Bekommen kann man Netatalk von der University of Michigan. (ka)