Von innen

So friedlich sie sich meistens gibt, so zerstörerisch ist sie zu anderen Zeiten: Immer wieder spuckt die Erde Feuer oder lässt ihre Oberfläche in den Grundfesten erzittern.

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Von
  • Diane Sieger

Der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull hat daran erinnert, dass es noch immer wissenschaftliche Bereiche gibt, die der Mensch nicht kontrollieren kann. Während es heute bereits gelingt, bestimmte Naturgewalten wie Stürme oder starke Regenfälle präzise vorherzusagen, gibt es noch kein verlässliches Frühwarnsystem für Vulkanausbrüche und Erdbeben. Immerhin ist mittlerweile bekannt, wie es im Inneren der Erde aussieht und warum sie manchmal bebt oder Feuer speit.

Eyjafjallajökull hat nicht nur Angst und Schrecken bei denjenigen ausgelöst, die in unmittelbarer Nähe zum Vulkan leben, sondern hatte auch massive Auswirkungen auf die Wirtschaft weltweit. Besonders hart traf es die Luftfahrtindustrie, denn viele Tage lang lag der europäische Flugverkehr lahm. Laut Spiegel belaufen sich die Kosten für Ausfälle bei Airlines, Flughäfen und Reiseveranstaltern auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro – die EU-Kommission hat bereits den Weg für vorübergehende Hilfen an notleidende Fluggesellschaften frei gemacht .

Dass die Flieger auf dem Boden bleiben mussten, hatte einen guten Grund: Gelangt Vulkanasche in die Triebwerke eines Flugzeugs, kann dies verheerende Folgen auf die Flugfähigkeit haben. Unliebsame Erfahrungen machten Anfang der 1980er-Jahre Crew und Passagiere einer Boeing 747, die nach einem Flug durch Asche schwer beschädigt in Jakarta notlanden musste. Die vollständige Geschichte gibt es bei Wikipedia. Mit diesem Hintergrundwissen verwundert es nicht, dass der Luftraum über Europa kürzlich einige Tage lang geschlossen blieb. Eine schöne Visualisierung der Wiederaufnahme des Flugverkehrs zeigt "Airspace Rebooted ".

Doch nicht für jeden Wirtschaftszweig stellte der Vulkanausbruch eine finanzielle Herausforderung dar, vielmehrprofitiert so manche Branche vom eingeschränkten Flugverkehr. Die Bahn vermeldete Rekordzahlen und setzte zusätzliche Züge und Mitarbeiter ein. Auch die Mitfahrzentralen konnten erhöhte Vermittlungszahlen verzeichnen. Selbst im fernen Neuseeland erzielte man einen Nutzen – da es den europäischen Exporteuren aufgrund der gestrichenen Flüge nicht möglich war, ihre Märkte in Asien und im Mittleren Osten zu beliefern, schritten die Kiwis kurzerhand ein und sandten ihre Fische per Eillieferung in diese Länder, wie das News Portal Stuff zu berichten weiß.

Fragt sich, wie etwas, das so wunderschön unter dem Nordlicht glüht und doch so viel schlechten Einfluss auf die Wirtschaft hat, überhaupt zustande kommt. Eine anschauliche Animation liefert die ZDF-Kindersendung logo, Znter der Voraussetzung eines installierten Windows Media Player lässt sich dort nachvollziehen, wie sich die heiße Lava ihren Weg an die Erdoberfläche bahnt.

Als die Menschheit noch nicht über ausgeklügelte wissenschaftliche Erklärungen für das Feuerspucken oder Beben der Erde verfügte, hat sie die Schuld kurzerhand den Göttern zugeschoben. In der griechischen Mythologie glaubte man beispielsweise, dass Poseidon, der Bruder des Zeus, seinen Zorn nur allzu gern an der Erde ausließ. Mit seinen Wutausbrüchen ließ er den Boden erzittern. In Japan dagegen war man sich sicher, dass ein großer Drache im Erdinneren wohnte, der sich bei schlechter Laune schüttelte und somit die Erde zum Beben brachte. War er extrem übel gelaunt, spie er Feuer.

Immer wieder berichten die Medien, dass irgendwo auf der Welt die Erde bebt. Geht es glimpflich aus, stürzen nur ein paar Gebäude ein, bei stärkeren Beben sterben oftmals Tausende von Menschen. Daher gehen Wissenschaftler sei Langem den Fragen nach, wie und warum Erdbeben entstehen und wie man sich schützen kann.

Heutzutage weiß man, dass weder erzürnte Götter noch launische Drachen für Erdbeben verantwortlich sind. Verursacht wird das zerstörerische Beben der Erde vielmehr durch die Verschiebung von Kontinentalplatten, anschaulich dargestellt beim Planet Wissen.

Eine zuverlässige Erdbebenvorhersage gibt es noch nicht. Einige Tiere scheinen ein Gespür für nahende Erdbeben zu haben – wahrscheinlich fühlen sie vorausgehende Schwingungen im Erdboden und reagieren mit Flucht. Rangar Yogeshwars WDR-Wissenschaftssendung Quarks & Co hat dieses Thema bereits 2007 unter die Lupe genommen. In derselben Sendung wagte das Team der Show ein spannendes Experiment Mit der Hilfe von 50 000 Musikfans, die das Festival „Rock am Ring“ besuchten, versuchten Wissenschaftler ein Mini-Erdbeben herbeizuführen.

Obwohl man sich nicht wirklich auf ein Erdbeben vorbereiten kann, gibt es immerhin die Möglichkeit, Gebäude gegen Erdstöße zu sichern. In Gegenden, in denen aufgrund ihrer Lage häufig die Erde bebt, beispielsweise San Francisco, sind viele Bauwerke so errichtet, dass sie selbst stärkeren Beben standhalten können. Mithilfe von Simulationen werden Schwachpunkte in Gebäuden erkannt und nach Möglichkeit beseitigt. Auch in Neuseelands Hauptstadt Wellington wackelt es recht häufig. Um Kinder und Zugezogene auf ein eventuelles Beben vorzubereiten, gibt es im Nationalmuseum Te Papa ein Erdbebenhaus, in dem Besucher das Gefühl eines Erdbebens nachempfinden können.

Geht es darum, Gebäude erdbebensicher zu machen, kommen Wissenschaftler und Architekten auf die wahnwitzigsten Ideen. Während es noch einleuchtet, dass ein Fachwerkhaus aufgrund seiner Bauweise mit den Erdbewegungen mitschwingen kann, fällt es manchen sicherlich schwer, sich mit einem 380 000 Kilogramm schweren Wasserreservoir über dem Kopf anzufreunden.

Die Wahrscheinlichkeit eines verheerenden Erdbebens in Deutschland ist nicht sehr hoch, wie sich in der „Problemstudie: Risiken in Deutschland, Teil 1“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unter nachlesen lässt. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Animation „How quake safe is your house“ – dort lassen sich Erdbeben unterschiedlicher Stärke durchspielen. (ka)