Weichenstellung

Wer schon immer einmal IPv6 in Betrieb nehmen wollte, hat sich vielleicht bisher von der Andersartigkeit gegenüber IPv4 und von der meist auf die Protokolle fokussierten Literatur abschrecken lassen. Dieses Tutorial soll helfen, die schwierigen ersten Schritte zu meistern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Benedikt Stockebrand

Als Anfang der 90er-Jahre offensichtlich wurde, dass der Adressraum des Internets auf Dauer nicht ausreicht, richtete die Internet Engineering Task Force (IETF) 1993 die Arbeitsgruppe IPng (IP Next Generation) ein, um ein Nachfolgeprotokoll für IP zu entwickeln. Das Ergebnis, das heutige IPv6, bringt neben einem deutlich vergrößerten Adressraum eine Reihe weiterer spannender Features mit. Trotzdem ist es bis heute nicht allzu weit verbreitet, vor allem, weil sich die Adressknappheit durch Network Address Translation (NAT) zunächst entschärfen ließ.

Inzwischen ist aber - besonders in Fernost - der Leidensdruck so groß, dass sich dort IPv6 langsam, aber sicher etabliert. Auch hierzulande lassen die vielen neuen Features allmählich das Interesse der Provider und Gerätehersteller wachsen: IP-Telefonie und mobile Internet-fähige Endgeräte können nur mit festen persönlichen IP-Adressen neue Massenmärkte erschließen.

Diese Artikelserie demonstriert den Aufbau einer grundlegenden IPv6-Infrastruktur mit gängigen Unix-Derivaten. Während der erste Teil zeigt, wie ein lokales Netz grundsätzlich IPv6-fähig wird, befasst sich der zweite mit dem Themenkomplex rund um den Domain Name Service (DNS). Der dritte Teil zeigt, wie einige weitere wichtige Dienste IPv6-tauglich werden, wie Brücken zwischen der IPv4- und IPv6-Welt zu schlagen sind und wie sich IPv6-Inseln mit Tunneln durch das existierende IPv4-Netz miteinander verbinden lassen.

Für erste Gehversuche gilt es, ein lokales Netz - und dazu die beteiligten Rechner - auf IPv6 umzustellen. Dazu muss man die Struktur von IPv6-Adressen und die für sie benutzte Notation kennen. Weil die Adresskonfiguration bei IPv6 üblicherweise anders abläuft als bei IPv4, lohnt sich der anschließende Blick auf die „Stateless Autoconfiguration“. Schließlich geht es ans Routing zwischen mehreren Subnetzen.

In der Handhabung von IPv6 unterscheiden sich die Unix-Derivate zum Teil deutlich voneinander. Exemplarisch sind Debian 3.0R2 („Woody“), Fedora Core 2 („Tettnang“), FreeBSD 5.3, NetBSD 1.6.2, OpenBSD 3.6 und Solaris 9/x86 (04/2004) Gegenstand der Untersuchung. Für andere Unixe sollte diese Auswahl genug Hinweise bieten, wonach man gegebenenfalls in der systemeigenen Dokumentation suchen sollte.

Sun hat frühzeitig eine eigene IPv6-Implementierung für Solaris entwickelt, was sich in einer auffallend guten Integration von IPv6 in das Gesamtsystem zeigt.

Auch wenn die BSDs schon einige Jahre voneinander unabhängiger Entwicklung hinter sich haben, sind sie sich in der Konfiguration und Handhabung recht ähnlich geblieben. Alle drei benutzen die IPv6-Implementierung des Kame-Projekts (japanisch für Schildkröte), sodass die größten Unterschiede in der notorisch unterschiedlichen Namensgebung der Konfigurationsvariablen in /etc/rc.conf liegen. Die Implementierung ist ähnlich weit fortgeschritten wie bei Solaris.

Linux fällt etwas aus dem Rahmen: Die IPv6-Implementierung ist noch nicht so weit gediehen wie bei Solaris oder den BSDs, auch wenn die Einstufung als „Experimental“ in den 2.4er-Kernels recht pessimistisch ist, und anders als bei den BSDs unterscheiden sich zumindest Debian und Red Hat/Fedora ganz erheblich im Aufbau der Netzkonfiguration. Andererseits gibt es von Peter Bieringer ein umfangreiches IPv6-Howto [1]. Hinzu kommen Bemühungen, im Usagi-Projekt (japanisch für Karnickel oder auch „Universal Playground for IPv6“) die Kame-Implementierung nach Linux zu portieren.

Den vollständigen Text finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe der iX.

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(ck)