3D-Druck: Nachdenken und Plastikmüll verhindern

3D-Drucker helfen bei der Reparatur von Geräten, dennoch sollten wir nicht alles drucken, was möglich ist: Holz und Metall sind oft besser und nachhaltiger.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Carsten Wartmann

Es ist unbestritten: Mit dem 3D-Drucker lassen sich viele Sachen reparieren und wieder benutzbar machen. Als "Bastl-Wastel" repariere ich, so lange ich zurück denken kann, für Freunde und Familie. Schon im Kindergarten wurde ich gerufen, wenn etwas am Spielzeug kaputt ging. Die Fähigkeiten hatte ich von meinem Opa abgeschaut, der nach dem Krieg für meinen Vater elektrische Eisen- und Seilbahnen mit selbst gewickelten Motoren, Detektor-Radios und Fotoapparate aus Trümmerholz (die teureren Rollfilme wurden in der Dunkelkammer durchgesägt) gebaut hat. Sehr zum Missfallen meiner Oma hat er öfters etwas so lange repariert, bis es endgültig kaputt war. So habe ich dann auch, gefühlt mein ganzes Leben, ein Schweizer Messer oder ein Multitool mit mir rumgetragen, um immer bereit zu sein.

Sobald man auszieht und die Wohnungen kleiner werden, man Geld verdienen und selbst putzen muss, nimmt das wilde Basteln doch sehr ab. Mit Kindern wird der Platz noch kleiner und auch die Zeit schwindet. Als dann 2014 ein 3D-Drucker in mein Arbeits- und Bastelzimmer einzog, war das wie eine Befreiung. Teile, an denen man lange feilen musste und dabei viel Staub und Späne erzeugte, konnte man in CAD konstruieren oder gar einfach aus dem Netz laden. Einige Sachen, die sonst eine CNC-Fräse erfordert hätten, wurden so gar erst möglich. In Plastik, aber immerhin.

Inzwischen wird mein auch schon etwas in die Jahre gekommener Prusa MK2 eigentlich bei jedem Projekt genutzt. Immer mehr überlege ich aber in der letzten Zeit, wie ich Plastik sparen kann. Ein Blick in meine "Fehldruck-Kiste" (die auch dekorative Dinge enthält, die nie aufgestellt werden) macht mir ein schlechtes Gewissen und ich möchte eine gute Lösung zum Recyclen von Druck-Kunststoffen finden. Allerdings entsteht der größte Haufen Plastikmüll definitiv in der Küche bei den Produktverpackungen. Hier sehe ich aber kaum noch Hoffnung, das als Konsument zu lösen – den kleinen Fleischer gibt es nicht in Fahrradentfernung, Märkte sind oft nur vormittags und Supermärkte dürfen und wollen immer weniger lose verkaufen. Und ja, der Biomarkt ist zu teuer, wenn man kein Spitzenverdiener ist.

Upcycling3DDruck (12 Bilder)

Keyboard Rack aus altem Regal, 3D Druck-Teilen und altem Drucker

So verführerisch die 3D-Drucktechnik ist, versuche ich doch immer ein Hybrid aus Plastik und Metall oder Holz zu bauen. Sei es bei meinem Bartop Arcade, meinem Keyboard Rack (die Ausleger bestehen fast komplett aus Teilen meines Velleman K8200) oder Synthesizer-Gehäusen, alles nach dem Prinzip: Plastikteile aus dem Drucker als Spezialverbinder und für große Flächen und Strukturen Holz. Auch halte ich es sehr strikt mit Stützmaterial: Ich benutze es nur, wenn es absolut nicht anders geht und es gibt viele Tricks, es zu vermeiden. Zur Not konstruiere ich zwei getrennte Teile, die sich normal drucken lassen und mit Stahlschauben montiert werden.

Verlorene Batterieklappen, verschwundene oder abgebrochene Spielzeug-Beine und Räder, Terassentür-Griffe, einen Montagefuß für eine tolle Zeichentisch-Lampe, das ergibt alles Sinn. Alte Filamentspulen werden zu Kabelhaltern oder Vogelfutterstationen. Sehr gut ist auch die Kombination von Einweg-PET-Flaschen und kleinen gedruckten Teilen, um Bienenfutterautomaten und Wasserraketen zu bauen.

Aber es gibt die Tendenz in der 3D-Druck-Community, alles zu drucken, was möglich ist. Die technische Machbarkeit von etwas zu testen und dabei zu lernen, sehe ich als typisches "Maken" an. Aber nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll, wenn es in Massen gemacht wird.

Blumentöpfe zu drucken ist sicher nicht nachhaltig, da kann die Industrie, wenn es denn unbedingt Plastik sein muss, noch umweltgerechter produzieren. Eine Fledermausbehausung aus Plastik hört sich toll an, denn das sind total faszinierende und schützenswerte Tiere. Aber so einen Kasten baut man lieber aus ein paar komplett recyclebaren Brettern und Schrauben. Wenn einem dazu die Werkzeuge fehlen, kann man sie auch direkt in dieser Form kaufen. Auch würde ich nie einem Hamster ein Laufrad drucken, höchstens eines aus Holz lasern. Wer einmal ein geliebtes Tier, nach dem Anknabbern von Plastik, qualvoll sterben sah, weiß, warum ...

Auch Flöten zu drucken ist interessant und kann für den Physikunterricht toll sein, aber nicht als Spielzeug oder brauchbares Instrument. Auf dem Flohmarkt bekommt man welche aus Holz hinterhergeschmissen. Also liebe Maker:innen, denkt nach, bevor Ihr den 30-Stunden-Druckjob anwerft!

(caw)