Vertragsfessel: Fremdtanken verboten

HP setzt bei seinen Drucker mit kleinem "e" im Produktnamen auf Wildwestmanieren mit Toner-Zwang und Druckersperre. Das geht gar nicht, findet Rudi Optiz.

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Von
  • Rudolf Opitz

Ein stadtbekannter Autohändler macht mir ein Angebot: ein Kleinwagen mit Plug-in-Hybrid. Der Wagen soll 20.000 Euro kosten – aber nur, wenn ich mich verpflichte, ausschließlich teuren Spezialtreibstoff bei der firmeneigenen Tankstelle zu tanken. Außerdem würden meine Fahrwege per GPS erfasst und auf dem Server des Händlers gespeichert. Ich könne das gleiche Modell auch ohne diese Verpflichtungen bekommen – für 30.000 Euro.

Da ich meist nur Kurzstrecke fahre, denke ich mir: Prima, da reicht der Elektroantrieb. Zu Hause will ich den Wagen an der Steckdose laden, doch ist die Ladebuchse mit dem Hinweis überklebt: Vor dem Laden erst auftanken! Egal, runter mit dem Aufkleber und siehe da: Der Akku lädt und ich kann ohne Verbrenner fahren – genau zwei Kilometer, dann bleibt der Wagen stehen. Der Akku ist noch gut gefüllt, doch auf dem kleinen Display im Armaturenbrett erfahre ich, der Wagen sei nicht korrekt eingefahren und würde nicht weiterfahren, solange er nicht ordnungsgemäß betankt werde.

Als ich den Wagen abschleppen lasse und beim Händler volltanke, lächelt dieser wissend, schenkt mir die erste Tankfüllung und empfiehlt mir ein Tankabo. Es sei auch bequemer, da man mir im Notfall einen Tankwagen nach Hause schicken würde. Vorsichtig geworden rechne ich nach: Das Abo kommt mich sogar noch teurer, es sei denn, ich würde mindestens 10.000 Kilometer pro Monat fahren!

Okay, die Autokaufgeschichte ist Fiktion, beim Druckerhersteller HP sind solche Geschäftspraktiken allerdings schon Realität. Wer einen Drucker von HP mit kleinem "e" in der Typenbezeichnung kauft, braucht zwingend ein HP+-Konto, andernfalls stellt das Gerät nach 20 Seiten die Arbeit ein (Test von Laserdruckern in c't 11/2022). Scans mit der HP-App werden zu HP in die Cloud gesendet.

Außerdem verpflichtet man sich bei der HP+-Registrierung, nur Original-HP-Toner zu kaufen. Zwar gibt es das gleiche Modell auch ohne "e", also ohne Tonerzwang und Online-Pflicht. Das kostet dann aber 100 Euro mehr. Ich lasse jedenfalls künftig die Finger von solchen Druckern und hoffe, dass kein führender Vertreter der Autoindustrie dieses Editorial liest.

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(rop)