25 Jahre Sun Microsystems: Der Computer ist das Handbuch

Am 24. Februar 1982 stellte Sun den Prototypen seiner ersten Workstation vor, mithin das Konzept, mit dem Sun zu einem sehr erfolgreichen Computerbauer wurde.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 430 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Am heutigen Samstag feiert Sun Microsystems offiziell seinen 25. Geburtstag. Nach einem Brief des deutschen Firmenmitgründers Andreas von Bechtolsheim wurde die Firma erst am 16. Mai 1982 eingetragen, doch der 24. Februar erscheint als ein passenderes Datum: An diesem Tag stellte Sun Microsystems ausweislich der eigenen Zeitschiene (PDF-Datei) den Prototypen der ersten Workstation vor, mithin das Konzept, mit dem Sun zu einem sehr erfolgreichen Computerbauer wurde.

Dabei war das Konzept, eine leistungsfähige billige Workstation mit Standardkomponenten für die Forschung zu entwerfen, nicht einmal neu. Andreas von Bechtolsheim hatte im Auftrag eines Informatikprofessors Pläne für eine kostengünstigen CAD-Rechner entwickelt und diese Pläne an sieben oder acht Firmen lizenziert. "Das Problem war: Die Firmen wollten keine Workstations bauen. 1982 war das Jahr, in dem am Ende der Computer zum Man of the Year erklärt wurde. Alle dachten dabei an billige Personalcomputer. All diese Firmen hätten Sun werden können. Heute gibt es sie nicht mehr", erklärte Bechtolsheim in einem Fernseh-Interview mit dem Journalisten Stephen Segaller.

Zusammen mit den ebenfalls 26 Jahre alten Vinod Koshla, Scott McNealy und dem Programmier Bill Joy gründete Bechtolsheim Sun Microsystems. Das Kürzel Sun ist ein Tribut an das Stanford University Network, ohne das es die Idee vom leistungsfähigen vernetzten Computer nicht so einfach gehabt hätte: "Sun Microsystems war das Produkt des finanziell armen, doch an Arbeitskraft überreichen Universitäts-Biotops, in dem Unix blühte und gedieh", erklärte der Computerhistoriker Martin Campbell-Kelly.

In einer Talkshow zur Gründung (Zusammenfassung als PDF-Datei) von Sun Microsystems erklären die Gründer die günstige Konstellation, unter der Sun starten konnte. Geld war da, weil Venture-Kapitalisten etwas gaben, ohne einen blassen Schimmer davon zu haben, was denn eine Workstation sein soll. Und talentierte Programmierer und Hardware-Entwickler gab es im Überfluss. Selbst das Marketing funktionierte bei den Geeks. Bill Joy, der damalige Chefentwickler von BSD-Unix, brachte John Cage mit, der den berühmten Sun-Slogan erfand: "The network is the computer, the computer is the manual." Heute wird gern der zweite Teil des Satzes weggelassen: das Versprechen auf einen Computer, der ohne Handbuchstudium bedient werden kann.

Der erste Computer namens Sun-1 in einer langen Modellreihe basierte auf dem billigen Motorola-Prozessor 68000 und hieß ursprünglich "68000 Unix System". Erst nach vier Modellen führte die Firma ihre eigenen SPARC-Prozessoren ein, mit denen das Workstation-Geschäft noch lukrativer wurde. Ebenso wichtig waren jedoch die Arbeiten am Betriebssystem SunOS, einer BSD-Unix-Variante. NFS, das Network File System, brachte die anvisierte einfache Vernetzung. Und mit Java gab es dann von Sun auch die Grundlage für die einfache Entwicklung von vernetzten Anwendungen in heterogenen Umgebungen.

Zunächst war Sun ein reiner Workstation-Lieferant, geriet mit dieser Strategie aber ins Straucheln, als die belächelten PCs immer leistungsfähiger und billiger wurden. Der vor 10 Jahren gestartete Versuch, in dem sich abzeichnenden Internet-Boom mit einer JavaStation den PC auszumanövrieren, scheiterte spektakulär. Das Ökosystem mit Internet-Anwendungen, wie sie unter anderem Google heute bietet, war noch nicht vorhanden. Auch der vom langjährigen Sun-Chef Scott McNealy mit Leidenschaft verfolgte Konfrontationskurs zu Microsoft, in dem unter anderem die deutsche Softwarefirma Star Division übernommen wurde, war für Sun nicht sonderlich erfolgreich. Immerhin aber hat StarOffice und das Pendant OpenOffice, für das Sun den StarOffice-Quellcode als Open Source freigab, durch den Coup eine solide Basis gefunden.

Die Perspektive von Sun Microsystem besserte sich Ende der 90er Jahre, als es der Firma gelang, sich als Server-Hersteller neu zu positionieren. Einige Rückschläge folgten noch – so wurde Sun zwar zum Lieferant der Server, die das stark expandierende Internet und Web während der Hochzeit der New Economy antrieben, litt dann aber auch besonders, als all die schicken Firmen der Internet-Ökonomie pleite gingen und keine Sun-Maschinen mehr kaufen konnten. Mittlerweile blickt Sun wieder optimistischer in die Zukunft – die ersten schwarzen Zahlen seit einiger Zeit geben Anlass, ehrgeizige Ziele zu formulieren; nach AMD ist nun auch Intel als weiterer Prozessorlieferant im Boot, strategische Entscheidungen wie die Freigabe von Java als Open Source sollen die Basis für Sun weiter verbreitern. Heute ist Sun nach den neuesten Zahlen die Nummer drei unter den Server-Lieferanten. Wenn das Netzwerk der Computer ist, muss man eben Computer für das Netzwerk bauen. (Detlef Borchers) / (jk)