3,2 Gigapixel: Die größte Digitalkamera der Welt ist fertig

Ab 2025 soll das Vera C. Rubin Observatory in Chile über 10 Jahre den größten Zeitraffer des Nachthimmels erstellen. Nun ist die Digitalkamera dafür fertig.

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Riesige Kamera

(Bild: Greg Stewart/SLAC National Accelerator Laboratory)

Lesezeit: 3 Min.

Die größte Digitalkamera der Welt ist fertig und wird bald nach Chile verschickt, wo sie das Herzstück des Vera C. Rubin Observatory bilden soll. Das teilte das National Accelerator Laboratory (SLAC) der Universität Stanford mit, wo die Kamera namens Legacy Survey of Space and Time (LSST) zusammengebaut wurde. Das 3000 kg schwere Gerät mit einer 1,57 m großen Linse wird astronomische Aufnahmen mit einer Auflösung von 3200 Megapixel machen können, fasst die Forschungseinrichtung zusammen. Ihr Sensorfeld ist demnach aus 201 individuellen CCD-Sensoren (mit je 16 Megapixeln) zusammengesetzt und so präzise konstruiert, dass die Oberfläche bis auf ein Zehntel eines menschlichen Haars flach ist.

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Das Vera C. Rubin Observatory steht auf dem 2647 m hohen Cerro Pachón im Norden Chiles. Es verfügt über einen Spiegel mit einem Durchmesser von 8,4 Metern und hat dank eines speziellen Designs ein besonders großes Sichtfeld. Davon profitiert die gigantische Digitalkamera, die den kompletten Nachthimmel immer wieder innerhalb von drei bis vier Nächten abfotografieren wird. Über die geplanten zehn Jahre Betriebszeit soll sie den größten Zeitraffer des Universums erstellen, den es je gegeben hat. Die Mission wird den Betreibern zufolge jede Nacht 20 Terabyte an Bilddaten liefern. Um eine der Aufnahmen der Kamera in voller Auflösung anzuzeigen, wären 378 4K-Bildschirme nötig.

Sobald das Teleskop ab 2025 seine Arbeit aufnimmt, sollen die detaillierten Daten zur Position einer riesigen Zahl von Objekten am Nachthimmel dabei helfen, sogenannte schwache Gravitationslinsen zu vermessen. Dabei biegen Galaxien das Licht dahinter liegender Objekte minimal um. Davon erhoffen sich die Forscher und Forscherinnen Einblicke in die Verteilung der Masse im Universum und wie die sich verändert hat. Das soll unter anderem verraten, wie die sogenannte Dunkle Energie die Expansion des Kosmos antreibt. Außerdem wollen sie den mit Abstand genauesten Katalog aller Objekte im Sonnensystem erstellen, die Milchstraße kartieren und Dunkle Materie erforschen. Der mit der Zeit entstehende Zeitraffer soll nach einer Supernova auch sichtbar machen, was dort vorher war.

Die Fertigstellung der immensen Digitalkamera sei jetzt eine "enorme Leistung", meint SLAC-Chef John Sarrao. Das Gerät und das Observatorium würden uns bald ein neues Fenster ins Universum öffnen sowie "tiefe Einblicke in einige seiner größten Geheimnisse gewähren": "Wir können kaum erwarten, was als Nächstes kommt". Einige Personen würden bereits 20 Jahre an dem Projekt arbeiten, erläutert der Physiker Paul O’Connor. Mehrere Beteiligte bestätigen, wie stolz sie sind und sprechen von einem Flaggschiff-Projekt für die Astronomie. "Bald werden wir den besten Film und die informativste Karte des Nachthimmels aller Zeiten produzieren", verspricht der Direktor des Observatoriums, Željko Ivezić.

LSST Camera (7 Bilder)

(Bild: Travis Lange/SLAC National Accelerator Laboratory)

(mho)