Amazon mit überraschend hohen Zugewinnen, aber Cloud-Ausblick besorgt Anleger

Amazon bemüht sich um Kostensenkung und baut massiv Stellen ab. Gewinn und Umsatz übertrafen die Erwartungen, aber trübe Cloud-Prognose lässt Aktie sinken.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Bürogebäude mit Amazon-Schriftzug

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa
Inhaltsverzeichnis

Amazon ist trotz hoher Inflation und Konjunktursorgen mit einem überraschend deutlichen Umsatzplus ins neue Geschäftsjahr gestartet. Gleichzeitig hat der weltgrößte Online-Versandhändler etwa 27.000 Jobs abgebaut. Die Aktie stieg nachbörslich zeitweise um mehr als zehn Prozent. Nachdem Amazon allerdings umgehend davor warnt, dass Cloud-Kunden ihre Gürtel enger schnallen würden, drehte sich die Kursentwicklung und die Aktie fiel letztendlich um zwei Prozent.

Im ersten Quartal wuchsen die Umsätze im Jahresvergleich um neun Prozent auf 127,4 Milliarden US-Dollar. Der Betriebsgewinn nahm um rund 30 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar zu. Das Nettoergebnis drehte sich komplett von einem Verlust von 3,8 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum 2022 zu einem Nettogewinn von 3,2 Milliarden Dollar in den ersten drei Monaten dieses Jahres, wie Amazon mitteilte.

Das lukrative Cloud-Geschäft rund um die Plattform Amazon Web Services (AWS), die Firmen Anwendungen und Speicherplatz im Netz bietet, steigerte die Einnahmen um 16 Prozent auf 21,4 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Allerdings ist dies weniger als vor einem Jahr. Zu Beginn 2022 ist AWS noch um 20 Prozent gewachsen.

Auch die Geschäftsziele für das laufende zweite Quartal übertrafen die Markterwartungen. Amazon geht von einem Konzernumsatz zwischen 127 Milliarden und 133 Milliarden Dollar aus. Das wären fünf bis zehn Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Betriebsgewinn dürfte dem Unternehmen zufolge zwischen 2,0 Milliarden und 5,5 Milliarden Dollar liegen.

Während diese Zahlen einen positiven Eindruck vermitteln, zeigte sich Amazons Finanzchef Brian Olsavsky im Gespräch mit Analysten und Anlegern skeptisch bei der weiteren Entwicklung des Cloud-Geschäfts: "Wie erwartet prüfen Kunden weiterhin Möglichkeiten zur Optimierung ihrer Cloud-Ausgaben als Reaktion auf diese schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen im ersten Quartal."

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wie der Nachrichtensender CNBC berichtet, erklärte Olsavsky weiter: "Wir sehen, dass sich diese Optimierungen im zweiten Quartal fortsetzen, wobei die Umsatzwachstumsraten im April etwa 500 Basispunkte niedriger sind als im ersten Quartal." Daraufhin fiel der Aktienkurs nachbörslich vom ursprünglichen Plus von rund 10 Prozent auf ein Minus von zwei Prozent. Zuvor hatte das Papier seit Beginn dieses Jahres um fast 30 Prozent zugelegt, nachdem die Aktie 2022 fast die Hälfte ihres Werts verloren hatte.

Das Auftaktquartal stand bei Amazon im Zeichen eines großen Stellenabbaus. Im März hatte der Internet-Gigant angekündigt, weitere 9000 Beschäftigte zu entlassen. Anfang des Jahres hatte der Konzern bereits 18.000 seiner damals mehr als 1,54 Millionen Jobs gestrichen. Die Kündigungswelle soll die Kosten senken, ging aber zunächst ins Geld. Laut Olsavsky fielen im vergangenen Quartal bereits rund 470 Millionen Dollar an Abfindungskosten an. Insgesamt ging die Beschäftigtenzahl um zehn Prozent auf 1,47 Millionen zurück.

Amazon-Chef Andy Jassy kommt bei seinen Bemühungen voran, die Kosten nach der Ausgabeoffensive während des Online-Bestellbooms in der Pandemie zu reduzieren. Die Betriebsausgaben nahmen im ersten Quartal nur noch um knapp neun Prozent zu – der geringste Anstieg seit mindestens zehn Jahren. Das Nordamerika-Geschäft schaffte einen operativen Gewinn von knapp 900 Millionen Dollar und schrieb damit erstmals seit 2021 wieder schwarze Zahlen. Vor einem Jahr war hier noch ein Betriebsverlust von 1,6 Milliarden Dollar angefallen.

(fds)