Anonymous-Hacker Sabu wieder auf freiem Fuß

Statt 26 Jahre Gefängnis eine milde Strafe, bei der die Untersuchungshaft angerechnet wurde: das Urteil gegen den Hacker "Sabu" signalisiert deutlich, dass die US-amerikanischen Strafverfolger Überläufern aus dem Anonymous-Lager entgegenkommen.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Sabu" soll dahinter stecken, dass Anonymous die Zusammenarbeit mit Wikileaks nach der Veröffentlichung der Stratfor-Files aufkündigte.

Der US-Amerikaner Hector Xavier Monsegur, der unter dem Hacker-Handle "Sabu" operierte, ist wieder auf freiem Fuß. Ein New Yorker Gericht verhängte wie erwartet eine milde Strafe von sieben Monaten, die exakt der Untersuchungshaft von Monsegur entspricht. Damit ist der 26-Jährige wieder auf freiem Fuß.

Richterin Loretta Preska, die zuvor Sabus Mitstreiter Jeremy Hammond zu einer Haftstrafe von 10 Jahren verurteilt hatte, würdigte in ihrem Urteil die uneingeschränkte Kooperation mit dem FBI. Der Angeklagte habe damit weit über 300 Cyber-Attacken mit möglichen Schäden über 50 Millionen US-Dollar verhindert und wesentlich dazu beigetragen, dass acht gefährliche Hacker überführt und verhaftet werden konnten, erklärte die Richterin. Weiterhin käme strafmildernd hinzu, dass sich Sabu bei den Attacken der von ihm geleiteten Anonymous-Untergruppe LulzSec keine finanziellen Vorteile verschafft und sich in seinem Plädoyer zu einem grundlegenden Lebenswandel bekannt habe.

Der Puerto-Ricaner Monsegur hatte zuvor in seinem Plädoyer erklärt, er sei nicht mehr die Person, die vor drei Jahren vom FBI aufgestöbert worden sei. "Ich habe mich weiterentwickelt und werde mich weiterentwickeln", wird Monsegur von US-Medien zitiert. Monsegur wurde nach eigenen Angaben zum Hacker, als er die purtoricanischen Proteste gegen die US-amerikanischen Bombenversuche auf der Insel Viquies unterstützte. In einem noch zu seinen Hacker-Zeiten per Mail geführtem Interview erklärte Monsegur, dass er die Anonymous-Gruppe LulzSec gegründet habe, als Wikileaks-Spenden von PayPal blockiert wurden und Julian Assange in Großbritannien unter Hausarrest gestellt wurde. Diesem habe er helfen wollen.

Die gegen PayPal gerichtete Aktion "Operation Payback", die nach Angaben von PayPal 3,5 Millionen britische Pfund kostete, gehört zu den Aktionen, bei deren Aufklärung Monsegur dem erfolgreichen FBI zuarbeitete. Weitere Aktionen, in denen Monsegur als Informant tätig war, war der Hack der Computersysteme von HBGary und der Sicherheitsfirma Stratfor, für die Jeremy Hammond wie erwähnt 10 Jahre Haft erhielt. Der letzte Hack führte zur Veröffentlichung der sogenannten Stratfor-Files durch Wikileaks. Danach kündigte Anonymous die Kooperation mit Wikileaks auf. Auch dabei soll Monsegur mit FBI-Beratern zusammen die Fäden gezogen haben.

Nach Darstellung von Parmy Olsen in ihrem Buch "We Are Anonymous" konnte das FBI die Identität von "Sabu" Anfang 2011 enttarnen, weil dieser in einem von Sicherheitsexperten überwachten IRC-Kanal irrtümlich seine eigene Internet-Präsenz prvt.org eintippte. Unmittelbar bei seiner Verhaftung im Juni 2011 ließ Monsegur seine Kooperationsbereitschaft erkennen, weil er als Pflegevater nicht von den Kindern seiner Schwester getrennt werden wollte. Das FBI gab ihm einen neuen Computer, der permanent kontrolliert wurde. Außerdem wurde Monsegur rund um die Uhr von FBI-Beamten überwacht.

Mit dem Prozess gegen Monsegur ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Denn die erwähnten Personen, die wegen ihrer Beteiligung an der "Operation Payback" festgenommen wurden, wurden zu einer Entschädigung von ca. 64.000 Euro verurteilt, die sie an PayPal zahlen sollen. Aus diesem Grunde hat die Wau Holland Stiftung zu einer Spendenunterstützung der PayPal 14 aufgerufen. Was bei PayPal passiert sei, sei kein bedrohlicher Hack gewesen, sondern eine friedliche digitale Sitzblockade. Dieser friedliche Protest müsse weiterhin möglich sein, heißt es im Spendenaufruf. Auch Spenden über PayPal sind möglich. (jk)