Anti-Terror-Düngemittel: Ungefährliches Ammoniumnitrat

Mit einer kostengünstigen Methode haben Agrarwissenschaftler das weit verbreitete Düngemittel so verändert, dass es sich nicht mehr als Grundstoff zum Bombenbau verwendet lässt.

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Düngemittel werden von Terroristen gerne als zentraler Baustein zur Herstellung von Sprengkörpern verwendet. So steckt das in der Landwirtschaft vielfach eingesetzte Ammoniumnitrat als Grundstoff in einer Vielzahl jener unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen (improvised explosive devices, IEDs), mit denen in Afghanistan und anderswo Anschläge verübt werden.

Was Pflanzen wachsen lässt, soll künftig keinen Menschen mehr töten, hoffen Forscher an den Sandia National Labs in Albuquerque, New Mexico. Ein Team um die Chemieingenieurin Vicki Chavez und den Optikingenieur Kevin Fleming hat dazu im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums eine neue und erstaunlich simple Herstellungsformel entwickelt, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Dabei werden Eisensulfate, die in der Stahlproduktion als Abfallprodukt anfallen, mit Ammoniumnitrat vermischt.

Das Düngemittel ermöglicht in seiner Reinform die Herstellung verheerender Bomben, wie sich etwa beim Oklahoma-City-Anschlag im Jahr 1995 (168 Tote) oder beim Terror des Anders Behring Breivik in Oslo im Jahr 2011 zeigte. Chavez und Fleming überlegten deshalb, wie sich dieser Missbrauch verhindern lässt. Dabei stießen sie auf bestimmte chemische Eigenschaften von Ammoniumnitrat, die helfen, es als Bombenmaterial nutzlos zu machen.

Versucht ein Terrorist, die Mischung aus Eisensulfat und Ammoniumnitrat zur Sprengmittelherstellung einzusetzen, verwandelt sie sich in Ammoniumsulfat und Eisennitrat – beides lässt sich nicht mehr zur Explosion bringen. Tatsächlich hat die Beigabe sogar einen Vorteil für die Verwendung des Stoffs als Düngemittel: Der pH-Wert der Erde wird so verbessert und die Menge an Eisen in den Pflanzen wird erhöht, was ernährungsphysiologisch hilfreich ist.

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(bsc)