Arbeitstools & KI: Studie zeigt Generationen-Clash auf – E-Mail ist beständig

Zum Einsatz digitaler Werkzeuge gibt es zwischen den Generationen große Meinungsverschiedenheiten. KI schnellt nach vorn, doch die Kluft bleibt.

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Frau vor Laptop sitzend

(Bild: Aleksey Boyko/Shutterstock.com)

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The Adaptavist Group, eine internationale Gruppe von Experten für die digitale Transformation, hat in einer Studie zur "digitalen Etikette" die Verhaltensweisen untersucht, die die neue Arbeitswelt prägen. In der diesjährigen Analyse haben die Forscher eine Kluft zwischen den Generationen am Arbeitsplatz ausgemacht. 90 Prozent der befragten Teams von Wissensarbeitern haben demnach uneinheitliche Meinungen zur Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Programmen und Diensten, die den Arbeitsalltag vereinfachen sollen.

81 Prozent der Teams berichten von Konflikten bis hin zu einem "Krieg" im Zusammenhang mit solchen digitalen Tools, deren Palette von Terminplanern, virtuellen Ablagesystemen, Kollaborationssoftware und Videokonferenzsystemen bis zu Office-Paketen und Formularen für Evaluationen reicht. 72 Prozent räumen ein, dass diese Unstimmigkeiten die Produktivität und Zusammenarbeit beeinträchtigen.

Für die Studie "Mind the Generational Gap" befragte ein Meinungsforschungsinstitut 4000 Büroarbeiter wie IT-Fachleute, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler, Designer, Anwälte und Redakteure in Deutschland, Großbritannien, USA, Kanada und Australien, um die Art und Weise der Zusammenarbeit von bis zu vier Generationen am Arbeitsplatz zu untersuchen. Die Spannbreite reicht dabei von der noch recht jungen Generation Z über Millennials und die Generation X bis zu den schon betagteren Baby-Boomern.

Der digitale Werkzeugkasten wird demnach immer größer: Nur 6 Prozent berichten von einem geringeren Einsatz virtueller Helfer. Sowohl die Generation Z (52 Prozent) als auch ältere Arbeitnehmer (45 Prozent) setzen mehr Tools ein. Dieser Anstieg deutet den Autoren zufolge "entweder auf eine Zunahme innovativer Lösungen oder auf einen aufgeblähten Tech-Stack hin", wenn neue Instrumente "schneller als nötig hinzukommen".

Die digitale Kommunikation ist der Analyse zufolge anfällig für viele Missverständnisse. Für die Forscher unterstreichen Fehlinterpretationen von Tonfall oder Kontext (36 Prozent), unterschiedliche Erwartungen an die Reaktionszeit (33 Prozent) und Verwirrung über Ausdrucksformen wie Emojis (31 Prozent) den Bedarf an klareren Standards in diesem Bereich.

70 Prozent der Generation Z beneidet das Selbstbewusstsein älterer Kollegen beim Telefonieren. Dagegen ärgert sich die Hälfte der Arbeitnehmer über 50 darüber, dass Jüngere mit traditionellen Werkzeugen wie einem Stift wenig anzufangen wissen. Zudem glauben 41 Prozent der Generation Z, dass schon länger Tätige den gesamten Arbeitsprozess mit "veralteten" Techniken verlangsamen. 73,5 Prozent behaupten, dass ältere Kollegen generell Schwierigkeiten mit Technologie haben.

Als Zeichen für ein qualitativ hochwertiges Werkzeug werten die Verfasser die Beständigkeit, was vorwiegend für die E-Mail zutrifft. Diese digitale Kommunikationsform ist für 67 Prozent aller Arbeitnehmer über alle Generationen hinweg die wichtigste Anwendung. Künstliche Intelligenz ist heute für 33 Prozent aller Arbeitnehmer das meistgenutzte Tool. Dabei steht die Generation Z mit 39 Prozent an der Spitze. Dagegen verwenden nur 13 Prozent der Arbeitnehmer über 50 Jahre generative Systeme wie ChatGPT und Claude häufiger als jedes andere digitale Instrument.

70 Prozent der Befragten befürchten, dass KI die Kluft zwischen den Generationen weiter vertiefen könnte. 73 Prozent gehen davon aus, dass sie den beruflichen Aufstieg der Generation Z im Job beschleunigen könnte. Als am besten geeignet für hybride Arbeit mit einem Wechsel zwischen Homeoffice und Firmenbüro gilt mit 35 Prozent die Generation Z. 28 Prozent schätzen die Jüngeren aber auch als besonders schwierig in der Zusammenarbeit ein. 38 Prozent befürchten, dass schon Generationsbezeichnungen an sich zu schädlichen Stereotypen führen. Unternehmen müssten lernen, mit den Unterschieden umzugehen und sich diese zunutze zu machen, betont Eliza Filby, Historikerin für zeitgenössische Werte. "Jede Generation ist mit Technik aufgewachsen, die ihr vertraut ist, vom Grammophon über das Telefon bis hin zu Alexa." Neue Technologien könnten sich zugleich fremd anfühlen.

(dahe)