Arcor weist erstmals Gewinn aus

Der Überschuss betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 54 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor war ein Fehlbetrag von 13 Millionen Euro angefallen. Die Vodafone-Tochter profitiert von einem Schub im DSL-Geschäft auf 1,3 Millionen Anschlüsse.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Deutschlands zweitgrößter Festnetzanbieter, die Vodafone-Tochter Arcor, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Der Überschuss betrage im Geschäftsjahr 2005/2006, das am 31. März endete, 54 Millionen Euro, teilte die Gesellschaft mit. Im Vorjahr war ein Fehlbetrag von 13 Millionen Euro angefallen. Zum weiteren Wachstum soll nun die engere Einbindung in den Mutterkonzern Vodafone beitragen, die den Verkauf von Arcor auf Eis gelegt hat.

Arcor profitiert von deutlichen Zuwächsen im Breitbandgeschäft: Die Zahl der DSL-Kunden wuchs allein in den Monaten Januar bis März um 223.000 auf 1,3 Millionen. Diese Wachstumsgeschwindigkeit werde die Gesellschaft beibehalten. Bis zum Ende des Geschäftsjahres will der Konzern mehr als zwei Millionen DSL-Nutzer unter Vertrag haben, wie Vorstandschef Harald Stöber laut dpa bekräftigte.

Damit ist Arcor einer der am schnellsten wachsenden Breitbandanbieter Deutschlands nach der Deutschen Telekom. Im Gegensatz zu zahlreichen Konkurrenten, die als Wiederverkäufer (Reseller) von Anschlüssen der Telekom auftreten, hat Arcor einen Großteil seiner DSL- und Telefonkunden mit eigener Infrastruktur angeschlossen und kann damit einen höheren Profit pro Kunde erzielen als die Reseller.

Dies schlägt sich in der Ergebnisentwicklung nieder. Der Umsatz kletterte im vergangenen Geschäftsjahr um 21 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) legte um 37 Prozent auf 336 Millionen Euro zu. Arcor-Chef Stöber äußerte sich zuversichtlich über den weiteren Jahresverlauf. Das Unternehmen werde profitabel wachsen, sagte er.

Dazu beitragen soll die engere Einbindung in den Mutterkonzern. Dank Arcor könnte Deutschland eine Vorreiterrolle bei Breitband-Angeboten von Vodafone werden. Als ersten Schritt wollen Arcor und Vodafone D2 ein Bündelangebot von Festnetz und Mobilfunk starten. Die deutsche Mobilfunkgesellschaft vertreibt dazu DSL-Anschlüsse von Arcor unter eigenem Namen. Dieses Angebot stehe auch anderen Mobilfunkfirmen offen, sagte Stöber.

Der weltgrößte Mobilfunk-Konzern Vodafone, der im Gegensatz zu Arcor nun tiefrote Zahlen schreibt, will entgegen früheren Plänen an seiner Festnetz-Tochter festhalten. Nach dem Strategiewechsel des britischen Konzerns zählt das Festnetz nun neben Mobilfunk zum Kerngeschäft, ein Verkauf der Gesellschaft ist damit vorerst vom Tisch. Laut Stöber gibt es derzeit keine Bestrebungen der anderen Arcor-Aktionäre – Deutsche Bank und Deutsche Bahn –, ihre Beteiligungen aufzugeben.

Arcor, dessen Wurzeln auf das Fernmeldenetz der Bundesbahn zurückgehen, betreibt nach der Deutschen Telekom das zweitgrößte Festnetz in Deutschland. Bislang sind 360 Städte an die Infrastruktur angeschlossen. "Wir wollen nun weiter in die Breite gehen", sagte Stöber. Nun würden auch kleinere Städte angeschlossen. (ssu)