BSI: Nationales IT-Lagezentrum soll Cybersicherheit "substanziell erhöhen"​

Zehn BSI-Experten sollen die Cybersicherheitslage für Deutschland rund um die Uhr im Blick behalten. Die Polizei mahnt, föderale Doppelarbeit zu vermeiden.​

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Das neue IT-Lagezentrum des BSI

Das neue IT-Lagezentrum des BSI

(Bild: BSI/Peter Lammel/bundesfoto)

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat am Dienstag im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn ein neues Nationales IT-Lagezentrum eingeweiht. Es verfügt im Regelbetrieb über zehn Arbeitsplätze, von denen aus BSI-Spezialisten die Cybersicherheitslage für Deutschland rund um die Uhr im Blick behalten sollen. Schon das bisherige Zentrum, das nicht mehr dem Stand der Technik entsprochen haben soll, erhielt pro Jahr rund 2800 Meldungen zu IT-Sicherheitsvorfällen und Schwachstellen über 22 angeschlossene Meldestellen. Laut dem aktuellen BSI-Lagebericht registriert das Amt derzeit durchschnittlich knapp 70 neue Sicherheitslücken allein in Software pro Tag.

Die nach offiziellen Angaben "mit modernster Kommunikationstechnik" ausgestattete neue Schaltstelle soll mit nationalen und internationalen Partnern regelmäßig Informationen austauschen. Um die für den Betrieb der Einrichtung erforderlichen Räume und Systeme miteinander zu vernetzen, wurden rund 19.000 Meter Netzwerkkabel verlegt. Bei besonderen Cybersicherheitsvorfällen oder in IT-Notzeiten soll das "Herz der operativen Cyberabwehr" rasch in ein "Nationales IT-Krisenreaktionszentrum" umgewandelt werden. Im Ernstfall könnten dann durch die neue Infrastruktur bis zu 100 IT-Sicherheitsfachkräfte orchestriert zusammenarbeiten.

Cyberangriffe von verschiedenen Seiten nähmen stark zu, hob Faeser hervor. "Auch Desinformation und Manipulationen wie durch KI-generierte Fakes sind erhebliche Gefahren. Wir wappnen uns gegen diese Bedrohungen." In dem Zentrum liefen so "die Fäden zusammen, um unsere Systeme zu schützen". BSI-Präsidentin Claudia Plattner betone, die Institution biete die erforderliche Infrastruktur, "um die Cybersicherheit in Deutschland substanziell zu erhöhen". Der nächste nötige Schritt sei die Verbesserung der einschlägigen Architektur in Deutschland – mit dem BSI als Zentralstelle im Bund-Länder-Verhältnis. Die Gespräche mit den Ländern darüber dauern an.

Bei der Eröffnung gaben Faeser und Plattner auch den Startschuss für den Aufbau der "Cybernation Deutschland": Die BSI-Initiative soll eine sichere Digitalisierung unterstützen. Zu den Zielen gehören eine Erhöhung der Cyberresilienz und Aufklärung. Das Programm soll zudem helfen, Cybersicherheit pragmatisch zu gestalten und messbar zu machen, technologische Expertise in Deutschland gezielter zu nutzen und den Markt für Cybersicherheitsprodukte und Dienstleistungen zu stärken.

Der IT-Verband Bitkom begrüßte, dass das BSI "die Voraussetzungen zur Prävention und Bekämpfung von Cyberkriminalität verbessert". Damit sich Unternehmen und Behörden entsprechend schützen könnten, brauche es aktuelle und verlässliche Informationen über Bedrohungen sowie ein koordiniertes Vorgehen im Fall von großangelegten Angriffen. Nötig seien "eine stärkere Konzentration von Know-how und Zuständigkeiten" zwischen Bund und Ländern. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hofft, dass die Einrichtung "Aufgaben der Länder übernehmen und Ressourcen freisetzen" kann, die dann regional "weitere Kriminalitätsbekämpfung und Festnahmen ermöglichen". Doppelarbeit von Bund und Ländern müsse unbedingt vermieden werden. Im Nationalen Cyber-Abwehrzentrum, das ebenfalls im BSI beheimatet ist und eng mit dem Lagezentrum kooperieren soll, arbeiteten bereits Ermittler des Bundes sowie etwa Vertreter von Bundeswehr und Zoll mit.

(mki)