Ausweiskopien in Indien: Wirbel um Warnung vor Weitergabe der Aadhaar-ID

Fast jeder Mensch in Indien verfügt inzwischen über einen Eintrag im riesigen Aadhaar-System. Die Warnung vor der Weitergabe der ID sorgte nun für Aufregung.

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Beantragung einer Aadhaar-Karte mit dem Fingerabdruck

(Bild: Melting Spot/Shutterstock.com)

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Nach heftigen Protesten hat Indiens Regierung eine Warnung vor der Weitergabe der zentralen Identifikationsnummer der Biometriedatenbank Aadhaar zurückgenommen. Ein Büro der dafür zuständigen Behörde UIDAI hatte am Freitag davor gewarnt, die Nummer an "nicht lizenzierte private Stellen" wie Hotels und Theater weiterzugeben, berichtet Techcrunch. Daraufhin habe es in sozialen Netzen laute Kritik gegeben. Viele hätten angemerkt, dass sie von solch einer Warnung zum ersten Mal gehört hätten. So würden Hotels regelmäßig Kopien der Nummer anfertigen. Am Sonntag wurde die Warnung demnach zurückgenommen – sie könnte fehlinterpretiert werden.

Aadhaar ist ein Prestigeprojekt der Regierung in Indien und sollte anfangs primär im Kampf gegen Korruption helfen, die Teilnahme war zuerst freiwillig. Verschiedene Daten zu einer Person werden darin mit einer individuellen Nummer zusammengeführt, weitere wie Fingerabdrücke können ergänzt werden. Später wurde ein Eintrag in der Datenbank in immer mehr Bereichen verpflichtend, etwa zur Abgabe der Steuererklärung oder sogar für Einkäufe ab einem bestimmten Betrag. Bis März wurden mehr als 1,3 Milliarden Nummern vergeben, also an fast die gesamte Bevölkerung. Immer wieder hatte es aber auch Datenlecks gegeben, die vor allem Datenschutzaktivisten in ihrer Kritik bestärkte. So konnten Journalisten gegen Bezahlung auf die immense Datenbank zugreifen.

Die Aufregung um die Warnung vom Wochenende ruft die Datenschutzproblematik des gigantischen Projekts einmal mehr ins Gedächtnis und erinnert an den lange Zeit problematischen Umgang mit Ausweiskopien in Deutschland. Die wurden immer wieder eingefordert, obwohl die Anfertigung nur in wenigen Ausnahmefällen erlaubt war. Mit der Aadhaar-ID sei "normale Vorsicht" geboten, versichert Indiens IT-Ministerium nun, Kopien der Nummer sind also erlaubt. Das System sei sicher und könne die Identität und Privatsphäre der Nutzer sowie Nutzerinnen schützen, zitiert Techcrunch noch.

[Update 30.05.2022 – 13:45 Uhr] Ausweiskopien sind in Deutschland inzwischen größtenteils erlaubt, die entsprechende Passage wurde korrigiert.

(mho)