Blu-ray-Verkäufe ziehen in Deutschland kräftig an

Im ersten Quartal wurden laut Bundesverband Audiovisuelle Medien bereits 10 Millionen Euro mit dem Verkauf der hochauflösenden Bildtonträger generiert, womit nach nur drei Monaten der größte Teil des HD-Gesamtjahresumsatzes aus 2007 erreicht worden sei.

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Von
  • Nico Jurran

Wie in den Jahren zuvor konnte die Home-Entertainment-Branche nach Angaben des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien (BVV) auch zu Beginn dieses Jahres einen erneuten Umsatzanstieg verbuchen. Unter Berufung auf die Analysen der GfK Panel Services Deutschland GmbH gab der Verband an, dass der Umsatz aus dem Verkauf und Verleih von DVDs und High-Definition-Bildtonträgern wie der Blu-ray Disc im ersten Quartal 2008 von 366 Millionen Euro aus dem Vergleichszeitraum 2007 auf nun insgesamt 379 Millionen Euro gestiegen sei, ein Plus von 3,6 Prozent.

Besonders erfreut zeigt sich die Industrie zudem über das stark anziehende Geschäft mit der Blu-ray Disc. "Die aktuellen Daten belegen, dass die Verbraucher offensichtlich die Einigung auf ein High-Definiton-Format abgewartet haben, um nun zukunftssicher auf ein DVD-Nachfolgeformat setzen zu können. Da die traditionell verkaufstarken Zeiten des Jahres noch vor uns liegen, erwarten wir spätestens im Weihnachtsgeschäft dieses Jahres den Durchbruch der Blu-ray Disc", erklärte Joachim A. Birr, geschäftsführende Vorstandsmitglied des BVV.

Tatsächlich belegen die veröffentlichten Zahlen diesen Trend alleine noch nicht: So ist beim BVV zwar nachzulesen, dass im ersten Quartal 2008 bereits 10 Millionen Euro "mit dem Verkauf der hochauflösenden Bildtonträger generiert" wurden, womit nach nur drei Monaten bereits der größte Teil des HD-Gesamtjahresumsatzes aus 2007 (13,6 Millionen Euro) erreicht worden sei. Tatsächlich zählen dazu aber eben auch die Anfang Februar offiziell beerdigte Blu-ray-Konkurrentin HD DVD. Mit dem Untergang setzte bekanntermaßen ein Ausverkauf ein; inwieweit der damit generierte Umsatz in die Rechnung einfließt, daüber schwieg sich der BVV in seiner offiziellen Mitteilung aus.

Auf Nachfrage erklärte BVV-Pressesprecher Oliver Trettin, dass über diese Ausverkäufe "überraschend wenig" Umsätze generiert wurde – wohl eben auch, weil die Titel letztlich für wenige Euro verschleudert wurden. Das Verhältnis zwischen Blu-ray- und HD-DVD-Umsätzen habe tatsächlich in den ersten drei Monaten des Jahres bei zwei Drittel zu einem Drittel gelegen. Der in diesem Zeitraum bestverkaufter Blu-ray-Titel sei der in HD nur in diesem Format erschienene Disney-Titel "Ratatouille" gewesen, der auch bei den besten DVD-Kaufmarkttiteln der ersten drei Monate den Spitzenplatz belegt habe.

Die DVD ist aber offenbar noch lange nicht am Ende – ganz im Gegenteil: Betrachtet man die ersten drei Monate des Jahres 2008, ist der DVD-Verkaufsumsatz um 2 Prozent auf 296 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 291 Millionen Euro) und nach Anzahl verkaufter DVDs sogar um 7 Prozent auf 24,6 Millionen Stück (1. Quartal 2007: 23,1 Millionen Stück) angewachsen. Damit wurden die bisherigen Rekordabsatzzahlen eines ersten Quartals (23,9 Millionen verkaufte DVDs in 2005) um 700.000 Stück weit übertroffen.

Erfreuliches weiß die Branche auch von Videoverleihseite zu berichten: So verzeichnete der DVD-Vermietmarkt im ersten Quartal dieses Jahres nach drei Jahren des Abschwungs erstmalig wieder einen Umsatzzuwachs um 1 Prozent auf 73 Millionen Euro (nach 72 Millionen Euro in 2007). Die Anzahl der Vermiettransaktionen sei sogar um 3 Prozent auf 30 Millionen Verleihvorgänge gestiegen (2007: 29 Millionen). Den Spitzenplatz in den DVD-Verleihcharts des ersten Quartals 2008 belegte ebenfalls Disneys "Ratatouille". Auf dem zweiten Rang der Verleihcharts konnte sich der Actionthriller "Das Bourne Ultimatum" platzieren, gefolgt von der Adam-Sandler-Komödie "Chuck & Larry – Wie Feuer und Flamme".

Verhagelt werden diese positiven Frühjahrszahlen laut BVV jedoch durch die Gesetzesinitiative der Familienministerin Ursula von der Leyen zum Jugendschutz – die Novellierung des Jugenschutzgesetzes wurde Anfang Mai im Bundestag verabschiedet. Das passt dem Branchenverband überhaupt nicht: "Ohne eine einzige Anhörung der betroffenen Industrie und in einem durch nichts zu begründenden puren Aktionismus" (O-Ton Pressemitteilung) sollen die Platzierung und Größe der seit mehr als 25-Jahren genutzten FSK-Kennzeichen auf den digitalen Datenträgern und der Verpackung verändert werden, was für den Jugendmedienschutz keinerlei Verbesserung bedeute, die Industrie aber – bei derzeit ca. 40.000 verkaufsaktiven DVD-Titeln – mit Umstellungskosten in dreistelliger Millionenhöhe belaste. (nij)