Bundesregierung strebt technologische Souveränität bei Chips an

Mit einem 400 Millionen Euro schweren Rahmenprogramm zur Mikroelektronik will die Regierung geopolitische Risiken abmildern und grüne Technik fördern.

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(Bild: HomeArt/Shutterstock.com)

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Das Bundeskabinett hat am Mittwoch ein mit 400 Millionen Euro dotiertes Rahmenprogramm zur Mikroelektronik mit einem Schwerpunkt auf Speicherchips und Prozessoren verabschiedet. Ziel sei es, bei diesen sehr forschungsintensiven Basistechnologien der Digitalisierung "technologisch souverän und mündig zu bleiben", erklärte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek im Anschluss. So sollten auch "geopolitische Risiken" vermieden werden.

Inhaltliche Schwerpunkte des von Anfang 2021 bis Ende 2024 laufenden Förderprogramms sind "vertrauenswürdige Elektronik" und "grüne Informations- und Kommunikationstechnik". Deutschland und Europa müssten in der Lage sein, die Technik aus eigener Kompetenz heraus "zu verstehen, herzustellen und aktiv weiterzuentwickeln", führte die Ministerin aus.

Der Elektrotechnik-Verband VDE hatte zuvor in einer Studie herausgearbeitet, dass es in puncto technologischer Souveränität gerade bei Chips ums Ganze gehe. Zwischen den USA und China tobt derweil ein Handelsstreit, wobei etwa Huawei nicht mehr mit Halbleitertechnik beliefert werden darf, die mit US-amerikanischem Know-how verknüpft ist.

"Wir wollen auf Augenhöhe mit anderen Staaten kooperieren und Wertschöpfungsketten erhalten", betonte Karliczek nun, ohne direkt auf die Huawei-Debatte zu verweisen. "Wir wollen Elektronik, die nachweisbar vertrauenswürdig ist". Es müsse nachvollziehbar sein, "was sie tut oder auch nicht tut".

Als Beispiele für forschungsrelevante Bereiche nannte die CDU-Politikerin automatisierte Schaltungs- und Systementwürfe für Computerbaupläne, Spezialprozessoren für Edge Computing, für Künstliche Intelligenz (KI) und Hochleistungsanwendungen vor Ort jenseits der gängigen Cloud-Dienste und vernetzte Sensorik für den Bereich Industrie 4.0. Auch Projekte rund um Hochfrequenzelektronik etwa für Funkmasten, Handys oder Radarsensoren oder sicherheitskritische industrielle Anwendungen hin zum autonomen Fahren könnten gefördert werden.

"Wir haben auch den Anspruch, Digitalisierung klimafreundlich und nachhaltig zu gestalten", erläuterte Karliczek. Es gelte, den "wahnsinnigen Energiehunger digitaler Anwendungen" in den Griff zu bekommen etwa mit energieeffizienten KI-Prozessoren oder Lösungen, für die nicht erst Datenmassen in die Cloud oder zu einem Zentralrechner transferiert werden müssten.

Das Programm schließt an einen Vorgänger von 2016 an, aus dem sich teils auch die wettbewerblichen Förderrichtlinien ableiten. Bewerben sollen sich forschungsstarke Unternehmen auch aus dem Mittelstand, die sich mit Hochschulen vernetzen und für einen raschen Wissenstransfer sorgen. Ausgründungen aus Forschungseinrichtungen können laut der Ministerin dabei ebenfalls eine Rolle spielen. Dabei sei "europäische Verbundforschung" erwünscht, da Deutschland technologische Souveränität am besten über die EU erreichen könne. Zudem sei die Produktion von Halbleitern sehr kapitalintensiv.

Das Programm soll helfen, mehrere Vorhaben der Bundesregierung wie die Hightech-Strategie 2025 und das Klimaschutzprogramm 2030 umzusetzen. Ans Bundeswirtschaftsministerium geht die Aufgabe, die eigene wirtschaftliche Elektronik-Fertigung in Deutschland zu halten beziehungsweise auszubauen. Denn wenn die Produktion abwandere, passiere dies früher oder später auch mit der Forschung und dem Know-how. Die Bereiche Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien sollen daher in einem neuen transnationalen Schwerpunktvorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) unterstützt werden.

(axk)