CES

BMW, Mercedes und Co. auf der CES 2023: Die Autobranche auf der Elektronikmesse

Nach Verlegung der Detroit Motorshow in den Sommer bleibt nur die CES als Gelegenheit für Autohersteller, sich zu Jahresbeginn zu präsentieren.

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Mercedes E-Klasse auf der CES 2023

Von Mercedes werden 2023 keine neuen Modelle vorgestellt. Dafür die Pläne für die Elektrifizierungsstrategie, das automatisierte Fahren und für Audio, Streaming und Entertainment.

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Auf der früher "Consumer Electronics Show" genannten CES ist vieles anders als von Automessen gewohnt. Logisch, denn sie ist ja ursprünglich gar keine Veranstaltung der Autoindustrie. Dennoch werden auf der Technologiemesse ohne Publikumsverkehr seit Jahren immer häufiger Autos vorgestellt. Sie gilt als Gradmesser des Fortschritts in der Tech-Szene und feiert sich selbstbewusst als "das einflussreichste Technologieereignis der Welt – Experimentierfeld für bahnbrechende Technologien und globale Innovatoren." Seit einigen Jahren versuchen sich daher auch Autohersteller als innovative Techfirmen in Szene zu setzen. Inzwischen gehört die CES für die Autobranche zu ihrem festen Programm.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Auto-Messen handelt es sich bei der CES traditionell um eine Fachmesse, auf der das normale Publikum keinen Zutritt hat. Das gilt zumindest für die Hallen des mächtigen Messezentrums im Herzen von Las Vegas. Viele Veranstaltungen finden allerdings auch in den großen Hotels rund um den legendären Strip statt und hier vermischen sich Fachbesucher und Las-Vegas-Touristen nicht nur bei abendlichen Events und Symposien.

Zugegeben war die Zahl der Automarken, die auf der Show ihre großen Auftritte zelebrierten, schon größer, das Angebot breiter. Einige der früher zahlreichen Start-ups sind als Anbieter von Elektroautos und Technologien rund um das automatisierte Fahren unter die Räder gekommen. Andere Marken stellen nur dann aus, wenn es etwas wirklich Neues zu berichten gibt und manchen scheint neben den innovativen Ideen das Geld ausgegangen zu sein, um auf der CES jedes Jahr groß auftrumpfen zu können.

BMW-CEO Oliver Zipse ...

Dennoch wird die CES 2023 aus automobiler Sicht nicht nur interessante Neuigkeiten, sondern erstmals auch eine Art Zweikampf bieten. Die beiden europäischen Marken BMW und Stellantis werden mit ihren CEOs Oliver Zipse (BMW) und Carlos Tavares (Stellantis) versuchen, die Messebesucher in eine Mobilität der Zukunft zu entführen. Umrahmt werden beide mit publikumswirksamen Key-Note-Veranstaltungen, auch das eher ungewöhnlich.

... und Stellantis-Chef Carlos Tavares sind die voraussichtlichen Top-Acts der Autobranche auf der CES 2023.

(Bild: Stellantis)

Mercedes schickt hingegen "lediglich" Markus Schäfer, im Vorstand für Entwicklung und Einkauf zuständig, sowie den Leiter der Software-Abteilung, Magnus Östberg. Sie sollen mit verschiedenen Kooperationspartnern ankündigen, wie Mercedes bei der Elektrifizierungsstrategie, beim automatisierten Fahren sowie bei Audio, Streaming und Unterhaltung im Fahrzeug weitermachen will.

(Bild: Mercedes)

Trotz der angekündigten, hochkarätigen Besucher bleibt die Autobranche auf der CES weiterhin nicht mehr als ein Juniorpartner der Tech-Unternehmen und der milliardenschweren Unterhaltungsindustrie mit ihren Computern, Fernsehern, Datentechnik oder Prozessoren. Die Autohersteller werden seit Jahren von zehntausenden der Tech-Nerds nur am Rande und bisweilen auch naserümpfend zur Kenntnis genommen.

Eine im vergangenen Jahr erstmals in Betrieb genommene neue Großhalle soll die Autohersteller imposanter bündeln und interessanter für Messebesucher machen, die sonst einen Bogen rund um Volkswagen, Audi, BMW, Hyundai, Peugeot oder Kia machen. Auf der CES 2022 hatten die Messeauftritte von BMW, Vinfast und dem türkischen Autohersteller Togg für Aufsehen gesorgt.

So soll der Stand von Stellantis auf der CES 2023 aussehen. Hier soll der Ram 1500 Revolution BEV enthüllt werden.

(Bild: Stellantis)

BMW stellt auf der CES kein neues Serienfahrfahrzeug vor, sondern eine realitätsnahe Vision eines voll vernetzten Autos der Zukunft – ein Ausblick auf Konzepte für die neue Klasse. Dabei sollen nicht nur Design und Technologie, sondern auch Bedienkonzepte und Innenraumgestaltung im Vordergrund stehen. Mit einem Serienmodell wird ab 2025 gerechnet.

BMW will Teile des Konzepts "Neue Klasse" vorstellen.

(Bild: BMW)

Hatte BMW ursprünglich gehofft, den automobilen Fokus auf sich richten zu können, drängt sich mit Stellantis nunmehr ein internationaler Großkonzern ins Scheinwerferlicht, der bisher in Las Vegas kaum von sich reden gemacht hat. "Wir zeigen auf der CES das Beste unserer Technologie. Sie zielt darauf ab, unsere Kunden zu begeistern und den Klimawandel zu bekämpfen, die größte globale Herausforderung von heute", wird Stellantis-CEO Carlos Tavares im Vorfeld zitiert. "Sie werden sehen, wie wir elektrifizierte und emissionsfreie Antriebe auf den Markt bringen, wie unsere Software die Mobilität einfacher und sicherer macht, und wie Nachhaltigkeit in all unseren Entscheidungen verankert ist."

Das Peugeot Inception Concept wird am 5. Januar 2023 erstmals vorgestellt. Stellantis schreibt: "Mit einer neuen Designsprache, welche die katzenhafte und dynamische Haltung hervorhebt, dem einzigartigen Innendesign und dem Versprechen eines noch nie dagewesenen Fahrgefühls eröffnet das Peugeot Inception Concept eine neue Ära, die auf den Markenwerten Allure, Emotion und Excellence basiert."

(Bild: Stellantis)

Stellantis zeigt unter anderem das Peugeot Inception Konzept und die seriennahe Studie des Full-Size-Pick-ups Ram 1500 Revolution BEV. Gerade in den USA steht Stellantis bei den Massenmodellen der Groß-Pick-ups unter Druck: Ford hat seinen elektrischen F-150 Lightning bereits im Markt, ebenso wie GMC seinen Hummer EV und Rivian seinen R1T, die Elektroversionen von Chevrolet Silverado und Toyota Tundra stehen vor dem Serienstart. Für die US-Marke Jeep, bekannt für rustikale Offroader und edle Geländewagen, wird es in den kommenden Jahren ebenfalls den Wechsel in die Elektromobilität geben - zu bestaunen ebenfalls in Las Vegas. Die Fans von amerikanischen Muscle Cars können sich auf den Dodge Charger Daytona SRT BEV freuen, der Emotionen und Höchstleistungen auf ein neues Niveau heben soll.

Vom batterieelektrischen Pritschenwagen Ram 1500 Revolution BEV gibt uns Stellantis nur ein Vorschaubild.

(Bild: Stellantis )

Hyundai und seine Marke Kia werden auf der CES 2023 "Zero1Ne" präsentieren, eine Plattform für kreative Talente, die ein Ökosystem für Kreative und Start-ups fördert und eine Grundlage für die aktive Beteiligung der Hyundai Motor Group schafft. Mal schauen, was die anderen zu bieten haben. Denn schließlich werden sich Marken wie Volkswagen, Audi, Hyundai oder General Motors nur ungern in die zweite oder dritte Reihe drängen lassen.

(fpi)