ChatGPT & Co.: Urheberlobby warnt vor Großschaden für Gesellschaft und Kultur

Ein breites Bündnis von Verbänden und Gewerkschaften fordert, generative KI und Sprachmodelle "entlang ihrer gesamten Entstehungskette" sofort zu regulieren.

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(Bild: Tatiana Shepeleva/Shutterstock.com)

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"Grundsätzliches ist bedroht!" Mit dieser Ansage warnt eine Allianz von Urhebern und Künstlern aus 43 europäischen Verbänden unter der Ägide der Initiative Urheberrecht vor jüngsten Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI). "KI-generierte Erzeugnisse greifen unmittelbar ins gesellschaftliche Leben ein", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme an die europäischen und deutschen Entscheidungsträger in der Politik. Die Technik dürfe nur unter strengen Voraussetzungen auf den Markt kommen.

Zu den Unterzeichnern des Appells zählen die Journalisten- und Autorenvereinigungen DJV und PEN, der Fotografenverband Freelens, der Bundesverband Schauspiel und Gewerkschaften wie DGB und Verdi. Gemeinsam mit Unternehmen aus der Buch-, Musik- und Filmwirtschaft sowie aus Rundfunk und Presse verweisen sie auf die "Auswirkungen speziell der generativen KI".

Damit meinen die Unterzeichner KI-Software wie ChatGPT, Stable Diffusion oder DALL-E, die Texte, Bilder, Musik und Videos auf Basis vorhandener, oft urheberrechtlich geschützter Werke generieren. Bei diesen Anwendungen macht das Bündnis ein "immanentes Desinformations- und Manipulationspotenzial" und unterstreicht die "selbst von KI-Experten" geäußerte Sorge vor einem Kontrollverlust und deren "Rufe nach gesetzlichen Grenzen".

Die Unterzeichner waren vor "Schäden für die europäische Gesellschaft, für Wirtschaft und Kultur" und zeigen sich besorgt, dass "einige in der Politik" keinen Handlungsbedarf sähen. Sie begrüßen zwar, dass das EU-Parlament mit der geplanten KI-Verordnung strengere Regeln für "General Purpose AI" aufstellen will, halten diese aber für unzureichend, "um das digitale Ökosystem und die Gesellschaft insgesamt hinreichend zu schützen".

Der Aufruf lautet daher: "Generative KI muss entlang ihrer gesamten Entstehungskette reguliert werden." Geschützte Werke dienten "dem Training von KI, oft ohne Genehmigung und unvergütet und nicht immer für legitime Zwecke". Verwendete Modelle sollen künftig nur noch auf europäische Märkte gebracht werden dürfen, wenn das Trainingsmaterial transparent sowie hinreichend belastbar sei "in Sachen Richtigkeit, Genauigkeit, Objektivität und Vielfalt".

Modellanbietern wie Google oder Meta sollte untersagt werden, zugleich zentrale Plattformdienste für die Verbreitung digitaler Inhalte im Sinne des Digital Markets Acts (DMA)zu betreiben, so die Forderung. Ein Teil des laufenden Betriebs eines KI-Systems müsse ferner "über eine in Europa stationierte Recheninfrastruktur erfolgen". Im zweiten Schritt sollten die EU-Gesetzgeber klarstellen, dass mit den EU-Ausnahmen für Text- und Data-Mining keine Erlaubnis verknüpft sei, "Quellen ohne jegliche Vergütung zu ersetzen".

(vbr)