Cisco und Microsoft verkünden neue Ära der Zusammenarbeit

Die Chefs der IT-Giganten verkünden medienwirksam die Zusammenführung bestehender Produktlinien und die Entwicklung gemeinsamer Standards im Interesse ihrer Kunden, beharren aber auf ihren software- beziehungsweise netzwerk-zentrierten Ansätzen.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Interoperabilität von Produkten von Microsoft und Cisco so zu optimieren, dass sie den Anforderungen der Kunden – vom Privatanwender über Kleinunternehmen bis zum Großkonzern – im Web-2.0-Zeitalter gerecht wird, ist der medienwirksame Oberbegriff, unter dem die Chefs beider Konzerne eine neue Phase einer Kooperation einläuten. Dies verkündeten die CEOs von Cisco und Microsoft, John Chambers und Steve Ballmer, auf einer Podiumsdiskussion in New York. Eine Aufzeichnung des rund 45-minütigen Gesprächs, an das sich eine Frage- und Antwortrunde mit weiteren Managern der IT-Giganten und der Presse anschließt, ist als knapp 90-minütiger Webcast zugänglich. Die Agenda ihrer "auch weiterhin von Wettbewerb geprägten Zusammenarbeit" haben die Konzerne in einem zehnseitigen Alliance Update (PDF-Datei) zusammengefasst.

Kernbereiche der Zusammenarbeit sind demnach Quad-Play-Anwendungen, sprich die Nutzung multimedialer Inhalte über das Internet, mobile Applikationen, Plattformen für Web-2.0-Geschäftsmodelle und die Einhaltung sowie Weiterentwicklung von Industriestandards, um die Interoperabilität sicherzustellen. Um die Wünsche der Kunden besser erfüllen zu können, wollen die Konzerne diese stärker in die Entwicklung neuer Angebote einbeziehen. Cisco-Chef Chambers zufolge sind die Marktsegmente, auf die sich die Kooperation mit Microsoft erstreckt, groß genug, dass beide Unternehmen auch weiterhin gutes Geld verdienen können. Der Hinweis Steve Ballmers, dass Google schließlich nicht auf dem Podium sitze, lässt vermuten, dass sich hier IT-Giganten der ersten Stunde zusammengerauft haben, um sich gemeinsam der Konkurrenz von Google und Co. zu erwehren.

Im Bereich IT-Infrastruktur wollen die Konzerne Microsofts Infrastructure Optimization (IO) Model and Ciscos Service-Oriented Network Architecture (SONA) ebenso auf eine Linie bringen wie die Sicherheits-Tools Network Admission Control (NAC) von Cisco beziehungsweise Microsofts Network Access Protection (NAP).

Bei mobilen Anwendungen, die die IT-Konzerne als Schlüsselfaktor für weiteres Marktwachstum identifizieren, arbeiten die Konzerne daran, den Leistungsumfang des Cisco Unified Communications Manager in gleichem Maß für Windows-Mobile-Endgeräte verfügbar zu machen wie für Endgeräte mit der Cisco-Applikation. Aktuelles Beispiel sind VoIP-fähige Mobiltelefone für die wahlweise Nutzung im WLAN oder zellulären Mobilfunknetzen. Für künftige Location Based Services auch in Räumen ohne GPS-Empfang sollen Ciscos Unified-WLAN-Applikation ebenso wie Microsofts Location-API mit vereinten Kräften präzise Informationen über den Standort mobiler WLAN-Clients liefern.

Im Bereich Unified Communications zeichnen sich die Grenzen der medienwirksam propagierten Kooperation zum Wohle der Anwender ab. Zwar teilen Microsoft und Cisco die Vision einer "always on"-Kommunikation, die synchronen wie zeitversetzten Nachrichtenaustausch über eine Vielzahl von Medien rund um die Uhr meint. Jedoch bekräftigen die Konzerne, bei ihren Wurzeln zu bleiben: Während Microsoft Software-Lösungen als Basis für Unified Communications identifiziert, bleibt Cisco seinem netzwerk-zentrierten Ansatz treu. (ssu)