Cloud-Verband erhebt Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft

Microsoft nutze seine Marktmacht bei Office-Software, um sich Vorteile im Cloud-Wettbewerb zu verschaffen, sagt CISPE. Das treibe die Kosten.​

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(Bild: Tommy Lee Walker / Shutterstock.com)

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Neuer Ärger für Microsoft: Der Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) wirft Microsoft die Verletzung von Wettbewerbsrecht vor. Am Mittwoch hat CISPE Beschwerde bei der Generaldirektion Wettbewerb eingelegt. "Microsoft nutzt seine Vormachtstellung bei Produktivitätssoftware, schränkt die Auswahl ein und treibt die Kosten in die Höhe, wenn europäische Kunden in die Cloud wechseln wollen", begründet CISPE-Generalsekretär Francisco Mingorance den Schritt. Der US-Konzern verzerre die digitale Wirtschaft in Europa.

Der Vorwurf: Microsoft baue gezielt Hürden auf, sodass Programme wie Office 365 auf konkurrierenden Cloud-Plattformen nicht optimal funktionierten, damit die Kunden direkt bei Microsoft hosten lassen. Der italienische Datenzentrumsbetreiber Aruba hat sich mit ähnlichen Argumenten an die Kommission gewandt. Der Streit ist nicht neu. Im Sommer 2021 hat OVHcloud Kartellbeschwerde gegen Microsoft erhoben, weil es seine marktbeherrschende Stellung missbrauche.

Im Mai hat Microsoft europäischen Cloud-Diensten faireren Wettbewerb versprochen. Demnach sollte es einfacher werden, Microsofts Cloud-Angebote in Rechenzentren zu hosten. Kunden in Europa sicherte der Konzern flexiblere Lizenzbedingungen zu.

CISPE meint, mit der Ankündigung wolle Microsoft lediglich eine EU-Untersuchung abwenden. Tatsächlich sei keine Änderung der "wettbewerbswidrigen Lizenzierungspraktiken" zu erkennen. Vielmehr setzten neue Vertragsbedingungen, die Microsoft am 1. Oktober einseitig eingeführt hat, die unlauteren Methoden fort. Das schade "dem europäischen Cloud-Ökosystem unwiederbringlich und nimmt den europäischen Kunden die Wahlmöglichkeit".

Der Verband fordert die EU-Kommission auf, zehn Grundsätze für faire Software-Lizenzierung durchzusetzen. Zu den Prinzipien zählt das Recht zur Mitnahme bereits erworbener Software in einen Cloud-Dienst der eigenen Wahl. Ferner sollen Anbieter wechselfreudige Kunden weder durch vermehrte Software-Audits noch durch Preissteigerungen benachteiligen.

Ins Spiel bringt der Verband auch eine unabhängige europäische Beobachtungsstelle. Sie würde in regelmäßigen Abständen die Lizenzbedingungen aller marktbeherrschenden Softwareunternehmen überprüfen. CISPE hat 34 Mitglieder, zu denen neben europäischen Firmen wie Leaseweb und Serverplan auch Marktführer Amazon Web Services (AWS) gehört.

Microsoft geht derweil davon aus, dass die jüngsten Lizenzänderungen Cloud-Anbietern mehr Möglichkeiten eröffnen. Die Firma arbeite weiter daran, berechtigte Bedenken rund um die Lizenzierung auszuräumen. Microsoft gibt an, ein wettbewerbsfähiges Umfeld zu unterstützen, in dem alle Anbieter florieren könnten.

(ds)