Cyberangriff in Südwestfalen: Zeitplan für Notbetrieb und Wiederanlauf steht

Kommunen können wichtige Dienstleistungen noch vor dem Jahreswechsel wieder erbringen. Unterstützung beim Wiederaufbau kommt aus Ostwestfalen.

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(Bild: Black_Kira/Shutterstock.com)

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Der Verwaltungsrat der von einem verheerenden Cyberangriff betroffenen Südwestfalen-IT hat am heutigen Dienstag beschlossen, Teile seines Rechenzentrums neu aufzubauen und einen Zeitplan für den Notbetrieb vorgelegt. Aus einem ersten Untersuchungsbericht geht hervor, der Angriff hätte noch schlimmere Ausmaße angenommen, hätte die SIT nicht mit einer schnellen Abschaltung reagiert.

Der Bericht eines externen Dienstleisters besagt, dass die Ransomware nur das Kernsystem der Südwestfalen-IT befiel und dank der raschen Abschaltung nicht auf die Systeme der Kreise und Kommunen überspringen konnte. Einen Datenabfluss, wie er bei anderen Ransomware-Angriffen üblich ist, konnten die Experten nicht feststellen. Am 30. Oktober hatten unbekannte Angreifer die Systeme des Dienstleisters infiziert, Berichten zufolge die Ransomware-Gruppierung Akira. Diese hat sich jedoch entgegen ihrer üblichen Gepflogenheiten noch nicht zu der Attacke bekannt.

Beim Wiederaufbau steht der Südwestfalen-IT noch viel Arbeit ins Haus. Der durch die Ransomware befallene Teil des Rechenzentrums werde komplett neu aufgebaut, so Theo Melcher, Verbandsvorsteher der SIT.

Damit die über 100 vom Angriff lahmgelegten Kommunen ihre wesentlichen Dienstleistungen wieder erbringen können, planen die IT-Fachleute außerdem einen Notbetrieb. Dieser umfasst unter anderem das Ausstellen behördlicher Dokumente, Personenstandsänderungen, Auszahlung von Sozialleistungen, die KfZ-Zulassung sowie Dienstleistungen der Ausländerbehörden. Ab Mitte Dezember werden die Kommunen wieder selbstständig handlungsfähig sein, so der Plan der SIT.

Bis dahin arbeiten die Ämter mit Behelfslösungen und helfen sich untereinander. So können Bürger und Unternehmen ihre Kraftfahrzeuge übergangsweise auch im Nachbarkreis des eigentlichen Wohnorts zulassen, müssen dann aber mit einem ortsfremden Kennzeichen leben. Auch die Auszahlung von Sozialleistungen ist gewährleistet, allerdings auf dem Datenstand von Oktober. Wessen Ansprüche sich seitdem verändert haben, der bekommt möglicherweise zu hohe oder niedrige Leistungen – Nachforderungen und Rückzahlungen könnten drohen.

Hilfe beim Wiederaufbau suchen die Südwestfalen sich in der Nachbarschaft: Die regio iT, größter kommunaler IT-Dienstleister in NRW und ansässig im Rheinland und Ostwestfalen, unterstützt die SIT bei der Rekonstruktion ihrer IT-Landschaft.

Die SIT war am 30. Oktober per Ransomware angegriffen worden – die Attacke stürzte Behörden in weiten Teile Südwestfalens ins Chaos. Eine Lösegeldzahlung lehnten die Kommunen und die SIT ab; sie begannen mit forensischen Untersuchungen und dem Wiederaufbau.

(cku)