Das Auto als intelligenter Zuhörer

Nuance hat ein Assistenzsystem namens Dragon Drive! vorgestellt, das nicht nur fest vorgegebene Kommandos kennt, sondern auch beliebige Ansagen des Autofahrers versteht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 59 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Der Sprachspezialist Nuance hat ein Erkennungssystem für gesprochene Sprache vorgestellt, das Automobil-Herstellern ab Mitte 2012 zur Verfügung stehen soll. Das System namens Dragon Drive! will neuen Auto-Modellen zu einem intelligenten Sprachverstehen verhelfen. Anstelle fest vorgegebener Kommandos soll der Fahrer das System mit flexiblen Spracheingaben bedienen können, die es dank einer intelligenten Analyse versteht, unabhängig davon, wie sie genau formuliert wurden.

Mit dem Slogan "Die Hände auf dem Lenkrad, die Augen auf der Straße" wirbt Nuance für das neue System. Von der Steuerung der Musikanlage über den Versand von SMS-Nachrichten bis zur Navigation soll alles per Sprache steuerbar sein. In der Beschreibung des Herstellers ist allerdings von einem multimodalen System die Rede. Falls also eine diktierte SMS richtig erkannt auf dem Display des Systems steht, dürfte auch ein einfaches Tippen auf einen Versenden-Knopf als Eingabe akzeptiert werden; alternativ kann der Fahrer die Nachricht per Spracheingabe losschicken.

Das Video des Herstellers zeigt, was mit Dragon Drive! später möglich sein soll. Der dargestellte Fahrer diktiert eine Textnachricht, versendet sie und lässt sich die Antwort vorlesen. Im Film liest das System die Überschriften und auf Wunsch anschließend auch den gesamten Text von Web-Nachrichten vor und veranlasst das Abspielen von Playlisten oder bestimmten Songs. Auf die Frage nach einem italienischen Restaurant in der Nähe macht es Vorschläge und startet die Navigation zum gewünschten Italiener.

Als ersten Teil des gesamten Systems hat der Hersteller Dragon Drive! Messaging fertiggestellt, das zunächst für sechs Sprachen, darunter Deutsch, verfügbar ist. Weitere Sprachen und Funktionen sollen nach und nach ergänzt werden. Namen von Automobilherstellern, die das System für ihre Produktion verwenden wollen, nannte Nuance nicht.

Als Kern steckt in allen Spracherkennungslösungen von Nuance die Technik der PC-Diktiersoftware Dragon Dictate. Längst hat der Hersteller diese Technik an ganz unterschiedliche Hardware wie Fernseher oder Smartphones angepasst. Auch hinter dem iPhone-Sprachassistenten Siri verbirgt sich allem Anschein nach Nuance-Technik. Ebenso wie bei Siri findet die eigentliche Erkennung auch bei Dragon Drive! auf einem Server statt. Das bietet sich nicht nur deshalb an, weil für die Interpretation natürlichsprachlicher Eingaben deutlich mehr Rechenleistung nötig ist als bei der Verwendung weniger, fest vorgegebener Kommandos. Das Ziel ist es außerdem, dem Anwender in allen Lebensbereichen vom Wohnzimmer über das Auto bis zum Mobilgerät für unterwegs dieselben Dienste zur Verfügung zu stellen. Dazu müssen beispielsweise Adressen oder Playlisten zentral abgelegt sein. (dwi)