Deutsche Start-ups: Mehr Pleiten, weniger Geldgeber

Während der Coronapandemie wurden Start-ups mit Geld beworfen, doch nun ist die Party wohl vorbei. Investoren halten sich zurück, die Zahl der Pleiten steigt.

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(Bild: photoschmidt/Shutterstock.com)

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Die Lage für Start-ups in Deutschland wird offenbar zunehmend düsterer. So habe es allein im ersten Quartal eine Rekordzahl an Insolvenzmeldungen gegeben, wie aus einer Auswertung des Analysedienstes Startupdetector hervorgeht, über die das Handelsblatt berichtet. Ebenfalls klage die deutliche Mehrheit der Startups über zunehmend versiegende Finanzquellen, teilt der Digitalverband Bitkom mit. Das bringt das klassische Startup-Modell unter Druck, schnelles Wachstum über Profititabilität zu stellen.

Die Zahl der Pleiten im ersten Jahresquartal belaufe demnach zufolge auf 67, im Vorjahresquartal seien es noch 39 gewesen. Das oft als Start-up-Hauptstadt Deutschlands bezeichnete Berlin führe dabei auch bei den Pleiten: Seit Anfang 2022 seien hier 86 Start-ups in die Insolvenz gegangen, darauf folgten Hamburg mit 32 und München mit 31. "Es sieht sehr stark danach aus, dass die Start-up-Insolvenzen im zweiten Quartal 2023 einen neuen Höchststand erreichen werden", schätzt Startupdetector-Chef Arnas Bräutigam. Die deutlich unter Vorjahr liegende Zahl der Finanzierungsrunden dürfte das zusätzlich verschärfen.

Ein solches Bild zeichnet auch die Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Laut der sei mit 71 Prozent derzeit die Mehrheit der 203 befragten Tech-Start-ups auf der Suche nach Investoren, weil sie binnen der nächsten 24 Monate Kapital bräuchten. Im Schnitt ginge es um Summen von ungefähr 2,3 Millionen Euro. Insgesamt 79 Prozent hätten eine deutliche Zurückhaltung von Investoren aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung festgestellt. "Viele Start-ups mussten zuletzt auf die Kostenbremse treten und ihre Profitabilität erhöhen", sagte Niklas Veltkamp, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. Dadurch sei der durchschnittliche Kapitalbedarf etwas zurückgegangen.

Kostenbremse heißt dann oftmals Entlassungen, wie etwa zuletzt beim Steuerdienst Taxfix, der ein Fünftel seiner Belegschaft feuerte. Aktuell seien nur rund 32 Prozent der Start-ups der Meinung, dass es in Deutschland ausreichend Risikokapital gibt. 34 Prozent überlegten, mit dem eigenen Start-up ins Ausland zu gehen, weil es hierzulande an Kapital mangele. Einen Börsengang sah weniger als ein Drittel als Option.

Der Boom der Start-up-Finanzierung, der während der Corona-Lockdowns herrschte, scheint also bis auf Weiteres vorbei zu sein – angesichts von Zinswende, Inflation und generell unsicherer Wirtschaftslage. Teilweise kämpfen die Wagniskapitalgeber wohl auch schon mit eigenen Problemen: So stünden manche Risikapitalfonds mit vielen Tech-Investments vor Wertabschreibungen von bis zu 30 Prozent, schreibt das Handelsblatt.

(axk)