T-Mobile USA gehört jetzt zu 50,2% der Deutschen Telekom​

Die Deutsche Telekom kann ihre US-Tochter wieder alleine kontrollieren – erstmals seit deren Fusion mit Sprint.

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Magentafarbenes T an einer Außenwand

(Bild: Iven O. Schloesser/Shutterstock.com)

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Die Deutsche Telekom AG hat sich durch den Kauf eines Aktienpakets die Mehrheit am US-Netzbetreiber T-Mobile gesichert. Konkret gehören seit Dienstag gut 605 Millionen Aktien oder 50,2 Prozent der T-Mobile dem deutschen Telekom-Konzern.

Das hat das Unternehmen am Mittwoch der US-Kapitalmarktbehörde SEC (Securities Exchange Commission) mitgeteilt. Stimmrechte bei T-Mobile hat die Deutsche Telekom (DTAG) sogar noch etwas mehr, nämlich 53,9 Prozent. Das rührt aus Vereinbarungen, die die Bonner mit dem japanischen Konzern Softbank einerseits und mit dem reichsten Bolivianer, Raul Marcelo Claure Bedoya, andererseits, geschlossen haben. Softbank und Claure halten ebenfalls T-Mobile-Aktien, überlassen der DTAG allerdings die Stimmrechte für knapp 40 Millionen respektive exakt fünf Millionen Aktien.

Claure hat 1997 in den USA ein Unternehmen namens Brightstar gegründet, welches er 2014 an Sprint verkaufte, wo er auch gleich die Firmenleitung übernahm – bis zur 2020 erfolgten Fusion Sprints mit dessen Rivalen T-Mobile. Anschließend war er bis Anfang 2022 in leitenden Funktionen bei Softbank tätig.

T-Mobile ist der zweitgrößte Mobilfunknetzbetreiber der USA. Voriges Jahr hat T-Mobile USA sein Festnetz um einen US-Dollar verkauft. Das löste Abschreibungen in Milliardenhöhe sowie Rückstellungen von 700 Millionen Dollar aus.

Das nun von der DTAG erstandene Paket von 20 Millionen Aktien stammt aus einem seit Mai 2021 laufenden Vertrag, der zum letzten Märztag vorzeitig abgewickelt wurde. Der Stückpreis, den die DTAG zahlen muss, wurde als gewichtetes Mittel berechnet und beläuft sich auf 143,27 Dollar. Das liegt 10,01 Dollar oder 7,5 Prozent über dem Schlusskurs vom 31. März.

Das Unternehmen T-Mobile USA wurde 1994 von John Stanton als Tochterfirma der Western Wireless Corporation unter dem Namen Voicestream Wireless PCS gegründet. 2001 kaufte die DTAG unter Vorstandschef Ron Sommer Voicestream sowie den kleineren Netzbetreiber Powertel für insgesamt 27,9 Milliarden US-Dollar (damals rund 60 Milliarden Mark). Davon flossen 4,2 Milliarden Dollar in bar, der Rest in Telekom-Aktien. Allerdings musste die Telekom dabei auch Voicestream-Schulden in Höhe von zirka elf Milliarden Euro übernehmen.

Mit der Übernahme machte sich Sommer bei vielen Telekom-Aktionären unbeliebt. Nicht nur auf der Hauptversammlung der Telekom 2001 wurde massive Aktionärskritik laut. Durch die Voicestream-Übernahme und die Ersteigerung deutscher UMTS-Lizenzen machte die DTAG hohe Schulden. Dem nicht genug erwiesen sich die Buchwerte konzerneigener Immobilien als überhöht. Dass Voicestream hohe Verluste machte, half nicht.

2012 fusionierte T-Mobile USA mit dem kleineren Anbieter MetroPCS und ging an die New York Stock Exchange. 2020 folgte die größere Fusion mit Sprint. Der Deutsche Telekom AG verblieben damit 42 Prozent der Aktien des US-Konzerns, jetzt sind es erstmals wieder mehr als 50 Prozent. Ron Sommer ist inzwischen Vorstandsmitglied des russischen Konzerns Sistema.

(ds)