Führungskräfte auf dem Zahnfleisch: Mehrheit fühlt sich erschöpft​

Einer Umfrage zufolge klagen fast zwei Drittel der deutschen Führungskräfte über Erschöpfung. Zugleich zeigte sich eine Mehrheit offen, Verantwortung zu teilen.

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Unglücklicher Arzt vor einem Kartenlesegerät und einem Computer

(Bild: Tero Vesalainen/Shutterstock.com)

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Fast zwei Drittel der Führungskräfte in deutschen Unternehmen fühlten sich laut einer Umfrage erschöpft. Der Befragung der Beratungsagentur Auctority sowie der Meinungsforscher von Civey zufolge hätten 61,6 Prozent des Führungspersonal Ausgelaugtheit angeführt. Das liege deutlich über dem Schnitt von 52,8 Prozent der Beschäftigten, die sich in einer früheren Umfrage als erschöpft bezeichnet hätten.

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Rund 30 Prozent hätten weniger Erschöpfung angegeben, rund acht Prozent der Befragten hätten unentschieden geantwortet. Frauen in Führungspositionen seien mit rund 65 Prozent etwas stärker abgearbeitet als Männer (60 Prozent). Besonders stark scheint die Verausgabung in der Altersgruppe der 30-39-jährigen zu sein – hier hätte 72 Prozent angegeben, erschöpft zu sein. Befragt wurden 1.000 Führungskräfte aus Deutschland. Die Ergebnisse liegen der ix-Redaktion schriftlich vor.

"Führungskräfte haben denselben Stress wie alle anderen auch, dazu kommt aber eine Zusatzbelastung durch ständig zunehmende Aufgaben, Erwartungen und Verantwortung", nannte Auctority-Geschäftsführer Randolf Jessl als Grund für die verbreitete Chef-Erschöpfung. Studienmitautor Professor Thomas Wilhelm von der SDI Hochschule München sieht in geteilter Führung Abhilfe für das Dilemma: "Wer Führung teilt, entlastet nicht nur sich selbst, sondern fördert auch die Einsatzbereitschaft und die Entwicklungsmöglichkeiten im Team. Umgekehrt gilt: Die erschöpfte Führungskraft verschleißt und erschöpft auch ihr Team."

In der Umfrage hätte sich auch mit wieder fast zwei Dritteln (61,3 Prozent) eine deutliche Mehrheit offen für geteilte Verantwortung gezeigt. Rund 27 Prozent hätten das hingegen rundheraus abgelehnt. Besonders stark sei die Ablehnung mit 40,5 Prozent in der 30-39-Jährigen gewesen, die zugleich aber auch am stärksten über Erschöpfung klagte. Im Schnitt seien Frauen auch mit im Schnitt 29 Prozent etwas ablehnender als Männer (26 Prozent) gewesen.

Rund 50 Prozent könnten sich etwa vorstellen, einen Teil der Führungsaufgaben in ihr Team zu übertragen. 48,5 Prozent wären mit einem gleichberechtigten Tandem zweier Führungskräfte einverstanden. Für nur knapp 22 Prozent käme eine komplette Selbstorganisation im Team in Frage. Hindernis beim Teilen könne Angst um die eigene Karriere sein, führte Berater Jessl aus: "Wer Hürden überwunden und endlich eine Führungsposition erreicht hat, sieht es wahrscheinlich als Verlust, diesen Status durchs Teilen zu gefährden“.

(axk)