Die Telekom drückt beim Internet auf die Tube

Mit einer neuen Internet-Offensive will die Deutsche Telekom im Online-Geschäft ihre Konkurrenten abhängen.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Mit einer neuen Internet-Offensive will die Deutsche Telekom im Online-Geschäft ihre Konkurrenten abhängen. Unter dem Motto "Breitband für alle" werde allen Online-Nutzern eine preiswerte Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn bis vor die Haustür gelegt, sagte Vorstands-Chef Ron Sommer heute bei der Telekom-Hauptversammlung in Köln. Mit der Anschlusstechnik T-DSL will der rosa Riese den schnellen Internetzugang in einen Massenmarkt bringen und Multimedia über die herkömmliche Telefonleitung möglich machen. Das Internet werde künftig im Epizentrum aller Teilmärkte in der Telekommunikation stehen. Darunter versteht Sommer die so genannten TIMES-Märkte. Der neue, von der Telekom als Kunstwort aufgebrachte Begriff, meint Telekommunikation, Informationstechnologie, Multimedia, Entertainment und Sicherheitsdienste.

Bis zum Jahresende sollen bereits eine halbe Million T-DSL Anschlüsse verkauft sein. Um große Worte ist der Vorstandsvorsitzende nicht verlegen: "Wir wollen Deutschland zur Breitbandnation Nummer Eins machen", sagte er vor zirka 8.500 Aktionären in der Köln-Arena. Mit der Verbreiterung von T-DSL erwartet Sommer auch für T-Online einen Wachstumsschub: Über Computer und Telefonleitung würden ganz neue Multimedia-Anwendungen möglich betonte er.

Kritik erntete der Vorstand von Aktionärsvertretern indes wegen der zögerlichen Internationalisierung des Konzerns. Bislang sei es bei Versprechungen geblieben. "Von einem global player kann keine Rede sein, sondern eher von einem local hero", spöttelte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Konkurrenz schlafe nicht, forderte sie den Vorstand zum Handeln auf. Im vergangenen Jahr erwirtschaftet die Telekom gerade einmal acht Prozent des Umsatzes von 35,5 Milliarden Euro im Ausland. Doch Sommer will sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen: "Wir wollen Unternehmen finden, die zu uns passen", sagte er. Und er wiederholte alt bekannte Äußerungen: Die Telekom müsse international wachsen, entweder durch Akquisitionen oder durch eine Fusion. Handlungsbedarf bestehe vor allem in Europa und Nordamerika. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran", versicherte Sommer.

Für einen Milliarden-Deal ist die Telekom mit einem zusätzlich genehmigten Kapital von 1,5 Milliarden Aktien gut gerüstet. Eine Megafusion könne mit diesen Aktien, die rund die Hälfte des Börsenwertes des Unternehmens ausmachten, finanziert werden, unterstrich Sommer. Zusätzlichen Spielraum für Zukäufe verschaffe sich die Telekom auch durch die separaten Börsengänge von Tochtergesellschaften. T- Online kam im April an die Börse, der Mobilfunk soll im Herbst folgen. Wie bei T-Online werde auch bei T-Mobil International ein großer Anteil der Aktien bei der Muttergesellschaft verbleiben, sagte Sommer. Denn in beiden Gesellschaften sollen Aktien als Akquisitionswährung eingesetzt werden.

Zur bevorstehenden Auktion der Mobilfunklizenzen UMTS erneuerte Sommer seine Kritik an der unterschiedlichen Vergabepraxis in Europa. Er forderte die EU-Kommission zum Handeln auf. Während die begehrten Lizenzen beispielsweise in Spanien "verschenkt" worden seien, müssten in anderen Ländern Milliardenbeträge bezahlt werden – eine "ungeheurliche Ungerechtigkeit", schimpfte der Konzernchef. In Großbritannien waren die Lizenzen unlängst für umgerechnet 75 Milliarden DM verkauft worden. In Deutschland, wo Ende Juli vier bis sechs Lizenzen versteigert werden sollen, rechnen Beobachter mit Auktionserlösen von mehr als 100 Milliarden DM. Und doch fand Sommer angesichts der erwarteten immensen Summen auch positive Worte: Über die Lizenzeinnahmen dürfe sich schließlich nicht nur der Finanzminister freuen, sondern auch die großenTelekom- Unternehmen: UMTS werde die Konzentration in der Telekommunikation stark beschleunigen, prophezeite er. Und dass die Deutsche Telekom dabei auf dem Fahrersitz Platz nehmen wird, daran besteht für Sommer kein Zweifel. (Peter Lessmann, dpa) (jk)