Die Telekom und T-Mobile USA: Ein schmerzvoller Abschied

Vor 10 Jahren kaufte der Telekom-Chef Sommer sich auf dem US-Mobilfunkmarkt zu einem Wahnsinnspreis von 40 Milliarden Euro ein. Das Geschäft verlief gut, doch dann verlor die Telekom den Anschluss an die Konkurrenz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Das lange Zaudern und Zögern hat ein Ende. In einem milliardenschweren Befreiungsschlag macht Telekom-Chef René Obermann reinen Tisch mit seinem größten Sorgenkind. Zu einem Preis von 39 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 28 Milliarden Euro verkauft der größte europäische Telekommunikationskonzern seine schwächelnde US-Mobilfunktochter an den Konkurrenten AT&T. Immer wieder hatten Obermann und sein Vorstandsteam Optionen für die zuletzt T-Mobile USA durchgespielt – von Partnerschaften beim Netz bis zu einem Börsengang oder einem endgültigen Verkauf.

Zuletzt hatte Obermann auf dem Investorentag in den USA noch gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Mit einer Qualitätsoffensive sollten Kunden bei der Stange gehalten und zurückgewonnen werden. Der Troubleshooter hieß Philipp Humm, den Obermann im vergangenen Jahr in die USA geschickt hatte, um bei dem Unternehmen aufzuräumen. Vor allem der Kundenschwund machte dem viertgrößten Mobilfunkbetreiber in den USA stark zu schaffen. Im vergangenen Jahr waren sie erstmals rückläufig. Mit rund 33 Millionen Kunden liegt T-Mobile weiter hinter seinen Konkurrenten Verizon, AT&T und Sprint Nextel. Immer wieder machten Spekulationen über den Ausstieg der Telekom aus dem US-Geschäft die Runde und beflügelten kurzzeitig die Telekom-Aktie.

Die war beim Einstieg ins US-Geschäft enorm unter die Räder gekommen, als der damalige Konzernchef Ron Sommer den Deal einfädelte. Die Euphorie im Mobilfunkgeschäft und die Goldgräberstimmung waren groß. 40 Milliarden Euro als Kaufpreis für die Voicestream, die später in T-Mobile USA umbenannt wurde, bedeuteten zugleich eine aber enorme Verschuldung, an der die Telekom viele Jahre zu knabbern hatte. Dabei liefen die Geschäfte zunächst gar nicht so schlecht. Die Telekom gewann schnell Kunden, nur die unzureichende Netzabdeckung schien die Expansion zu begrenzen. Immer mehr entwickelte sich die US-Tochter zu einer Perle des Konzern, vor allem zu einer Zeit, da der Konzern in Deutschland zu schwächeln begann und der Wettbewerb im Inland dem Unternehmen zusetzte.

Doch mit der zunehmenden Marktsättigung begannen die Probleme. Die Netzabdeckung war unzureichend, obwohl die Telekom Milliarden in den Ausbau investierte und neue Frequenzen erwarb. Gleichzeitig formierten sich die Konkurrenten und schlossen sich zum Teil zusammen. Nur die Telekom vertraute auf die eigene Stärke. Das war offensichtlich ein Fehler.

Ob dann schließlich ein Kulthandy dem Unternehmen den Todesstoß versetzte, mag dahingestellt sein. Aber das iPhone, das die Telekom in Deutschland exklusiv vertreiben durfte, setzte die Bonner in den USA enorm unter Druck. AT&T, der neue Käufer, hatte in den USA die anfangs exklusiven Rechte von Apple erhalten. Inzwischen gibt es ebenbürtige Geräte, aber Obermann hatte das US-Geschäft offenbar schon abgeschrieben.

Es sei besser, eine Minderheitsbeteiligung an einer Nummer eins zu halten, als die Mehrheit bei der Nummer vier, hatte Obermann vor wenigen Wochen noch gesagt – Worte die heute in neuem Licht erscheinen. In Großbritannien hatte die Telekom vorexerziert, was zu tun ist, wenn die Dinge nicht mehr rund laufen: Dort schlossen sich die britische T-Mobile und Orange vor gut einem Jahr zum Marktführer zusammen. (jk)