Digitale Verwaltung: Bundesbehörden verbrauchten 753 Millionen Blätter Papier

Die Bundesregierung setzt nach eigenen Angaben zunehmend auf E-Government. Trotzdem verbrauchten allein Bundesbehörden 2022 fast 740 Millionen DIN-A-4-Blätter.

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(Bild: Mega Pixel / shutterstock.com)

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Von papierlosen Büros ist der Bund trotz verstärkter Digitalisierungsbemühungen nach wie vor weit entfernt. "Die Bundesregierung und dieser nachgeordnete Behörden und Einrichtungen der unmittelbaren Bundesverwaltung haben im Jahr 2022 fast 740 Millionen Blätter Papier in der Größe DIN A4 und über 13 Millionen Blätter Papier in der Größe DIN A3 verbraucht", erklärt das Bundesinnenministerium in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ein nur auf die einzelnen Ministerien bezogener Papierverbrauch liegt demnach "statistisch abrufbar nicht vor".

Die Vergleichszahlen lagen 2015 bei 1,15 Milliarden Blatt und 2018 bei 1,05 Milliarden Blatt. Deutschland verbraucht derzeit jährlich rund 18 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Karton, wozu auch der Online-Handel mit Verpackungsmüll beiträgt. 2022 entfielen rechnerisch 211,6 Kilogramm auf jeden Kopf. Diese Zahl bezieht neben dem Verbrauch in den privaten Haushalten auch den gesamten Verbrauch an Papier in Wirtschaft, Medien und Verwaltungen mit ein. In privaten Haushalten beträgt die jährlich verbrauchte Papiermenge circa 105 Kilogramm pro Kopf.

Schon mit dem Programm Digitale Verwaltung 2020 und dem E-Government-Gesetz seien wesentliche Grundlagen geschaffen worden für eine rein elektronische Arbeit, betont die Regierung nun. Die Umstellung von der Papier- zur E-Akte sei "als wesentlicher Schritt im Sinne der Modernisierung der Verwaltung und Nachhaltigkeit" – bis auf wenige Ausnahmen – in allen Behörden der unmittelbaren Bundesverwaltung vollzogen und beim Dokumentenmanagementsystem für die Bundeswehr zumindest eingeleitet worden. In dieser Legislaturperiode gehe es vor allem um die Konsolidierung der bereits im Einsatz befindlichen einschlägigen Lösungen hin zur standardisierten E-Akte Bund.

Die internen Prozesse der Verwaltung sollen dem Innenministerium zufolge durchgängig digitalisiert und vernetzt werden. Alle Bundesressorts verfügten etwa über eigene Intranet-Systeme, die ständig weiterentwickelt würden: "Positive Effekte für neue und bessere Formen der digitalen Zusammenarbeit, des Datenaustausches und der Informationserlangung sind dabei leitende Aspekte." Anfang 2025 solle etwa auch ein "Social Intranet des Bundes" mit Kollaborationsumgebungen in den Wirkbetrieb gehen. Ferner werde ein Content-Management-System entwickelt, das perspektiv ins Intranet eingebunden werden könnte. Seit Anfang 2020 seien Behörden gehalten, soweit rechtlich zulässig ausschließlich elektronisch miteinander zu kommunizieren. Generell sei es der Bundesregierung durch die fortschreitende Digitalisierung der Verwaltung möglich, "weitgehend elektronisch und damit papierarm zu arbeiten".

Man berücksichtige auch beim Einkauf von Werbemitteln im Rahmen der geltenden rechtlichen Bestimmungen Nachhaltigkeitskriterien wie Lebenszykluskosten und Energieeffizienz sowie das Umweltzeichen "Blauer Engel" und andere vergleichbare Standards, versichert die Exekutive. Anfang 2023 sei "eine neue Rahmenvereinbarung zu bedruckbaren Werbemitteln unter höchsten Nachhaltigkeitsstandards ausgeschrieben" worden. Das geplante 4. Bürokratieentlastungsgesetz werde den Papierverbrauch weiter reduzieren, auch wenn das Potenzial noch nicht beziffert werden könne. Die Regierung verweist zudem auf das Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit mit Stand von 2021. Demnach wird "prioritär auf Papier mit dem Blauen Engel gedruckt, zugelassene Alternative ist eine Zertifizierung nach FSC-Recycled". Das Einladungs- und Veranstaltungsmanagement werde größtenteils papierlos durchgeführt.

(mho)